Die Liste ist lang: Vom Beigeordneten für Ordnungs-, Sozial-, Kultur- und Schulwesen über den Facharzt für Arbeits- und Betriebsmedizin, einen Teamleiter für Kanalisation, Gärtnervorarbeiter, Baumpfleger und Mitarbeitern im Ordnungsdienst sucht die Stadt Esslingen Personal. Fast 100 Stellen sind derzeit unbesetzt, in den städtischen Eigenbetrieben kommen weitere hinzu. „Wenn uns das nötige Fachpersonal fehlt, müssen Projekte länger in der Warteschleife bleiben“, sagt Rathaussprecher Roland Karpentier. „Das ärgert uns selbst am allermeisten.“ Die Stadt Esslingen versucht inzwischen, gegenzusteuern und ihre Attraktivität als Arbeitgeber zu steigern. Erste Erfolge sieht Karpentier bereits - allein in diesem Jahr sollen knapp 180 Stellen neu besetzt werden. Doch kein Grund zur Entwarnung.
Qualifizierte Bewerber fehlen
Etwa 1300 Personalstellen, die sich durch Teilzeit auf circa 1800 Köpfe verteilen, gibt es derzeit in der Esslinger Stadtverwaltung. Von den 33 neuen Stellen, die der Gemeinderat beschlossen hat, sind bereits 90 Prozent besetzt. Aktuell läuft das Besetzungsverfahren für etwa 35 Stellen. „Wie andere öffentliche Arbeitgeber auch hat die Stadt Esslingen darüber hinaus immer einen bestimmten Sockel an unbesetzten Stellen - aktuell rund 60“, erläutert Tina Hülle, die Leiterin des Haupt- und Personalamts. Und sie nennt dafür Gründe: „Offene Stellen, vornehmlich im Bereich Kindertagesstätten und im technischen Bereich, sind zu einem späteren Zeitpunkt vorgesehen, weil zum Beispiel die neuen Kita-Gruppen erst im Laufe des Jahres 2020 eröffnen oder weil gerade im technischen Bereich Stellenbeschreibungen sich verändern. Es kann aber auch sein, dass bestimmte Stellen bewusst frei gehalten werden - zum Beispiel für Rückkehrende aus der Elternzeit.“
Schwieriger wird es bei jenen Stellen, die die Stadt rasch besetzen will und für die qualifizierte Bewerber fehlen. Dass sich das Haupt- und Personalamt oft schwertut, ist nicht ungewöhnlich: Quer durch die Republik buhlen öffentliche Arbeitgeber um neue Mitarbeiter - je höher die Anforderungen an Bewerber sind, desto kniffliger wird die Suche. „Wir konkurrieren nicht nur mit der Wirtschaft, sondern auch mit anderen Kommunen um die besten Köpfe“, weiß Karpentier. Die Situation ist in den verschiedenen Bereichen der Verwaltung unterschiedlich:
Im Bereich Erziehung zeigen sich durch ein Maßnahmenpaket zur Personalgewinnung im Kita-Bereich positive Resultate. Die Zahl freier Stellen hat sich seit dem Vorjahr um 17 reduziert.
Freie Stellen besonders im Tiefbau- und Stadtplanungsamt stellen Tina Hülle und ihr Team im Zeitalter von Fachkräftemangel und Konkurrenz durch zahlungskräftigere Unternehmen vor Herausforderungen. Die Stadt versucht, ihre Chancen zu erhöhen, indem Auswahlverfahren zügiger durchgezogen, Bewerber gezielt gesucht und über soziale Netzwerke angesprochen werden. Für Kandidaten aus früheren Bewerbungsverfahren gibt es einen „Talent Pool“.
Um den Nachwuchs zu sichern, hat die Stadt Esslingen ihr Ausbildungsangebot ausgebaut. Im September haben 28 neue Auszubildende begonnen, außerdem 15 Anerkennungspraktikanten im Erziehungs- und Kinderpflegebereich. Insgesamt bildet die Stadt derzeit 73 Nachwuchskräfte in unterschiedlichsten Berufen aus - 20 mehr als im Vorjahr. Tina Hülle: „Die Zahl soll weiter erhöht werden, um die hohe Anzahl an altersbedingten Abgängen zu kompensieren.“
Dass manche Arbeitgeber ihre Chancen durch höhere Vergütungen zu verbessern versuchen, macht die Arbeit des Esslinger Haupt- und Personalamts nicht einfacher. Wenn andere Kommunen vergleichbare Positionen in höhere Tarifgruppen einordnen, fällt es nicht leicht, die eigenen Leute zu halten. „Wir wollen sicher nicht Vorreiter solcher Entwicklungen sein“, erklärt Roland Karpentier. Dennoch schaue man, was die Stadt im Rahmen der tariflichen Möglichkeiten tun könne, um gute Leute zu bekommen.
Neues Personal zu gewinnen, ist eine Sache - Mitarbeiter zu halten, ein andere, und ebenso wichtig. Mit Zusatzangeboten wie Zuschüssen zu VVS-Monatstickets und Fortbildungsprogrammen soll gegengesteuert werden. Denn im Rathaus weiß man: Wer gute Mitarbeiter will, muss etwas dafür tun.