Mehr als 400 Gäste kamen zur feierlichen Einweihung des Neubaus der Rulamanschule, genauer gesagt die „Rulamanschule Grabenstetten - die Grundschule am Heidengraben“. Das neue Logo hielten die Schüler freudig und stolz in die Höhe, als sie nach vielen Grußworten ihren Auftritt hatten. Die Kinder waren die eigentlichen Hauptpersonen der Eröffnung, weil sie das neue Gebäude jetzt mit Leben füllen werden. Mehr als zwei Jahre „haben sie im Container ausharren müssen“, erklärte Bürgermeister Roland Deh. „Diese Schule haben wir für euch bauen lassen.“
Sie durfte nach dem Brand vor genau drei Jahren im Hinblick auf die noch zu beantragende künftige Ganztagesnutzung 1,5-zügig geplant werden, sodass es jetzt sechs Klassenzimmer zuzüglich Werkraum und drei Gruppenarbeitsräumen gibt. Statt wie vorher 50 Meter beträgt die Länge des Gebäudes jetzt 67 Meter, aus 1360 Quadratmetern sind ohne den Heizungsanbau 1786 Quadratmeter geworden, „also über 400 Quadratmeter oder über 30 Prozent mehr Nutzfläche gegenüber früher“, informierte Roland Deh.
„Die Geschichte der Schule ist eine lange“, sagte er zur Schultradition im Ort. Im vorletzten Jahrhundert seien die Kinder im Gemeindehaus unterrichtet worden, Anfang des vorigen Jahrhunderts wurde das jetzige Rathaus ohne den Anbau als Schule erstellt mit einem Raum im Erdgeschoss für 78 bis 89 Schüler. In den 1960er-Jahren wurde die Volksschule Grabenstetten mit sieben Klassenzimmern gebaut. Am 23. Juli 2018 dann der Schock: Das Dach und das gesamte obere Stockwerk brannten. Erdgeschoss und Turnhalle wurden durch Wasserschaden stark in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu den Sommerferien wurden die Kinder wie einst im evangelischen Gemeindehaus unterrichtet, in den ersten Tagen danach in der Falkensteinhalle und „die Erstklässler sogar im Sitzungssaal des Rathauses“, sagte Roland Deh.
Große Unterstützung gab es bereits kurz nach dem Brand in Form von Spenden für Schulranzen, Geldspenden und Benefizveranstaltungen. Insgesamt sind die Kosten für den Neubau mit 5,9 Millionen Euro veranschlagt, die Gemeinde musste 1,6 Millionen Euro finanzieren. Es gibt noch keine Schlussabrechnung, die Außenanlagen müssen noch fertiggestellt werden.
Der Staatssekretär im Ministerium für Kultus, Jugend und Sport, Volker Schebesta, hob hervor, dass den Grabenstetter Bürgern ihr Schulgebäude offensichtlich „ganz besonders am Herzen liegt“, was auch durch Spenden und Benefizaktionen deutlich geworden sei. Die bauliche Konzeption trage entscheidend zur guten Lernatmosphäre bei. Schulraum sei sozusagen der dritte Pädagoge. Das gelte besonders für das neue Ganztagsgebäude mit dem Zusammenspiel von Architektur und Pädagogik. „Es ist ein integraler Bestandteil für Schulentwicklung vor Ort.“ Der Tübinger Regierungspräsident Klaus Tappeser betonte, dass in der zentralen Heidengrabengemeinde „Schule der Mittelpunkt des örtlichen Lebens ist, alle mitgeholfen und die Ärmel hochgekrempelt haben.“ Zusammen haben alle „was ganz Tolles hingebracht“.
Architekt Falk Kazmaier wies auf die Ironie des Schicksals hin, dass man vier Wochen vor dem Brand noch über das Brandschutzkonzept beraten habe. Die Handwerker hätten beste Arbeit geleistet in der schwierigen und aufregenden Zeit mit Pandemie und Materialknappheit.
„Jetzt sind wir alle wieder unter einem Dach. Unsere Schule ist ein Platz zum Leben“, sagte Rektorin Alessandra Saravanja, bevor Pfarrer Matthias Arnold ein Segensgebet sprach. Nach weiteren Grußworten gab es einen regelrechten Ansturm auf das gelb-grün gestrichene Schulgebäude.