Waldforschung
Neue Sorten mischen die Baumartenpalette auf

Auf Versuchsflächen bei Plochingen werden klimaresistente Bäume wie die Atlaszeder gepflanzt. 

Revierförster Daniel Fritz zeigt die Atlaszeder, ein echter „Pionierbaum“: Sie kommt gut auf Freiflächen zurecht.  Foto: Anica Schubert

Plochingen. Eine Notsituation als neue Chance betrachten – das hat Daniel Fritz, Revierförster in Plochingen, im Jahr 2021 getan. Als eine relativ große Fläche mitten im Wald aufgrund von Stürmen frei wurde, machte er sich Gedanken zur Aufforstung: Welche Baumarten können hier gepflanzt werden, die auch an künftige Klimaveränderungen angepasst sind? Welche Sorten lassen sich mit bestehenden Beständen mischen?

Der Revierförster nutzte die Gelegenheit und nahm Kontakt zur Forstlichen Versuchsanstalt (FVA) Baden-Württemberg auf. In Zusammenarbeit mit der Forschungsanstalt entstanden auf dem Stumpenhof in Plochingen drei Versuchsflächen, die sich mit Fragen des Klimawandels beschäftigen. Auf Kahlflächen wurden Jungbäume der Atlaszeder, der Baumhasel und der türkischen Tanne gepflanzt, die eigentlich in wärmeren Regionen beheimatet sind. Diese Arten zeichnen sich jedoch dadurch aus, dass sie sich unter verschiedenen Standortbedingungen wohlfühlen. Das sind optimale Voraussetzungen für die heimischen Wälder, in denen lange Trockenperioden und starke Regenfälle keine Seltenheit mehr sind.

Seit drei Jahren investiert die Stadt Plochingen viel Zeit und vor allem Geld, um das Versuchsprojekt bestmöglich zu unterstützen. Fritz beobachtet, ob die Jungbäume mit den Bedingungen vor Ort zurechtkommen und bewertet das Wachstumsverhalten. „Die Atlaszeder ist hier bisher sehr gut angekommen“, stellt der Revierförster fest. „Doch wir erforschen die neuen Bestände erst seit drei Jahren – im Lebensalter eines Baumes ist das ein Klacks.“ Natürlich sei der Wunsch da, dass diese Sorten in ferner Zukunft in den heimischen Wäldern gepflanzt werden könnten, da die heimische Baumartenpalette aufgrund des Artensterbens von beispielsweise Fichte und Esche schrumpft. Doch von den heutigen Erkenntnissen könne noch nicht abgeleitet werden, ob sich die Neulinge in einigen Jahren etablieren werden. Fritz erklärt: „Dafür ist es noch viel zu früh.“

Heute besteht der Wald im Landkreis Esslingen zum allergrößten Teil aus Mischwäldern. „Es ist uns wichtig, eine möglichst große Baumartenvielfalt in den Waldbeständen zu entwickeln und zu erhalten“, betont Cordula Samuleit, Leiterin des Forstamts Esslingen. „Durch den Rückgang einzelner Baumarten können mittelfristig andere Bäume die frei gewordenen Plätze einnehmen.“ Ob das Altlaszeder, Baumhasel und Türkische Tanne sein werden, wird sich zeigen.