Die Firma Stumpp & Schüle blickt in diesem Jahr auf eine 90-jährige Geschichte zurück. Eine langfristige Strategie für das Beurener Traditionsunternehmen verfolgt auch der neue Eigentümer des Herstellers von Drahtfedern, Press- und Biegeteilen. Ende Dezember hat die Münchner Beteiligungsgesellschaft Fair-Cap das Unternehmen vom bisherigen Eigentümer Lesjöfors gekauft. „Das Ziel ist, Stumpp & Schüle wieder zu einem eigenständigen Unternehmen zu machen“, sagt Dominik Jörg, der die Geschäftsführung in Beuren übernommen hat.
Fair-Cap sieht sich selbst nicht als typischen Private-Equity-Fonds. „Wir sind keine Heuschrecke“, so Jörg. Vielmehr verfolge man den Ansatz, mittelständische Firmen weiterzuentwickeln. Da man keiner Fondslaufzeit unterliege, könne man Beteiligungen auch längerfristig halten.
Für Beuren ein wichtiges Signal
Unter dem neuen Eigentümer solle Stumpp & Schüle wieder wachsen, beim Umsatz wie bei den Mitarbeitern, gibt Dominik Jörg die Richtung vor. In der Belegschaft wird der Inhaberwechsel positiv aufgenommen, wie Verkaufsleiter Lukas Baran berichtet: „Vielen Mitarbeitern fällt ein großer Stein vom Herzen. Jetzt gibt es wieder eine ganz andere Dynamik. Die Belegschaft steht dahinter und ist maximal motiviert. Die Leute haben wieder ein Ziel vor Augen.“ Fair-Cap habe klar signalisiert, dass man an den Mitarbeitern und am Standort festhalten werde. Dies sei auch ein wichtiges Signal für Beuren. Circa 80 Mitarbeiter sind bei Stumpp & Schüle beschäftigt.
Bei seinen Beteiligungen legt Fair-Cap den Fokus darauf, nachhaltige Strukturen aufzubauen. „Das ist ein extrem wichtiges Kriterium für uns“, sagt Jörg. So strebe man Verbesserungen bei sozialen, ökologischen und ökonomischen Aspekten des Unternehmens an. Die Wertschätzung der Mitarbeiter zähle ebenso dazu wie ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen. Auch erwarte man von den Mitarbeitern, dass sie diese Haltung proaktiv nach außen kommunizieren. Mit dem Thema Nachhaltigkeit hat sich Geschäftsführer Dominik Jörg bereits während seines Studiums beschäftigt. Seine beiden Master-Abschlussarbeiten hatten dies zum Thema. Studiert hat der heute 33-jährige BWL und Sozialwissenschaften. Aufgewachsen ist er in Ingolstadt, wo seine Familie eng mit der Automobilwirtschaft verbunden sei, erzählt er – die Automobilbranche zählt auch zu den Hauptkunden von Stumpp & Schüle. Später war er dann zunächst in der internen Unternehmensberatung von Siemens in München tätig. Über seine Anstellung bei der Beteiligungsgesellschaft Aurelius in München kam er dann im vergangenen Juni zu Fair-Cap.
Neben der Automobilindustrie kommen die Kunden von Stumpp & Schüle aus etlichen anderen Branchen, wie zum Beispiel aus der Elektronik- sowie der Glas- und Keramikbranche. Die Transformation in der Autoindustrie bekomme man zu spüren, berichtet Lukas Baran, doch werde sich dieser Prozess noch lange hinziehen. Auch in der Elektromobilität habe man bereits Projekte. Generell wolle man künftig verstärkt auch andere Geschäftsfelder in den Blick nehmen. „Platz ist in unserer Fabrik vorhanden“, ergänzt Dominik Jörg.
Es gibt eine Art Blaupause
Der Geschäftsführer ist bei Fair-Cap angestellt, will aber vor Ort in Beuren sein, wie er bekräftigt. Momentan sei man noch dabei, die Strukturen wieder so zu gestalten, damit Stumpp & Schüle nach der Zugehörigkeit zur Lesjöfors-Gruppe wieder auf eigenen Füßen stehen könne. Helfen sollen dabei die Erfahrungen, die man bei Fair-Cap mit einer ähnlichen Übernahme gemacht habe, so Jörg: 2021 hatten die Münchner das S & P Federnwerk in Nisterau im Westerwald in Rheinland-Pfalz gekauft, ebenfalls ein Hersteller von technischen Federn. Hier sei die Transformation bereits geglückt und der Umsatz sei deutlich gesteigert worden, so Jörg: „An diese Erfolgsgeschichte möchten wir anknüpfen.“ Beide Firmen sollen aber unabhängig am Markt agieren, sagt der Geschäftsführer auf Nachfrage. Die Produktportfolios überschnitten sich nicht.
Den Nachhaltigkeitsleitfaden, den Fair-Cap implementieren möchte, lebt die Beteiligungsgesellschaft auch selbst, wie Dominik Jörg erzählt: „Es gibt bei uns zum Beispiel kein Geschäftsessen mit tierischen Produkten.“ Nun gibt es bei Stumpp & Schüle momentan zwar keine Kantine, aber: „Es geht uns darum, die Leute zum Nachdenken zu bringen“, sagt Jörg: „Wir werden sicher bei Betriebsfesten zum Beispiel ebenfalls darauf achten.“