Auf dem Neuen Friedhof in Dettingen werden wieder Baufahrzeuge anrollen – das hat der Gemeinderat bei seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen.
Obwohl der Trend zur Urnenbeisetzung geht, werden Grabkammern weiterhin benötigt. Erst 2016 wurde der Neue Friedhof um 37 Einzel- und 17 Doppelgräber erweitert, 2019 kamen 20 weitere Ruhestätten hinzu. Noch gibt es keinen Platzmangel; dennoch wird das Grabkammersystem im nächsten Jahr um zwei Gräberreihen ergänzt.
Die erneute Erweiterung des Friedhofs ist der letzte Schritt auf dem Weg zu einem langfristig funktionierenden, rollierenden System, erklärte Dettingens Bürgermeister Rainer Haußmann. Seien die Grabkammern einmal angelegt, könne man diese nach der entsprechenden Ruhe- und Nutzungszeit effektiv wiederbelegen, ohne früher oder später neue Grabstätten ausheben zu müssen. Rechnerisch sei man zu dem Ergebnis gekommen, dass 40 doppeltiefe Grabkammern nötig seien, um das System ins Rollen zu bringen.
Beschädigter Asphalt wird erneuert
Die neuen Ruhestätten werden auf der freien Fläche im hinteren Bereich des Friedhofs bei der Zugangstreppe angelegt. Ebenfalls in dem Antrag inbegriffen sind eine neue Wasserstelle sowie ein breiter Fuß- und Pflegeweg unterhalb der neuen Grabkammerreihen. Damit ist aber noch nicht genug: Auch der Platz vor der Aussegnungshalle und der Hauptweg bis zum neuen Grabfeld sollen wieder auf Vordermann gebracht werden. Rainer Haußmann argumentierte, dass der ohnehin schon marode Weg durch die Baufahrzeuge weiter beschädigt werde. Es sei in seinen Augen nicht tragbar, den Weg im neuen Bereich schön zu asphaltieren, während der Belag des Hauptwegs in einem derart schlechten Zustand gelassen werde.
Der Auftrag für die Planung des Projekts wurde an ein Landschaftsarchitekturbüro aus Reichenbach vergeben. Die aktuellen Kostenschätzungen belaufen sich auf rund 490.000 Euro. Preisliche Überraschungen erwarte man keine, berichtete Planungsleiter Harald Fischer. Rainer Haußmann ergänzte, dass das Errichten von Grabkammern zwar teurer, unter dem Strich aber wirtschaftlicher sei als herkömmliche Erdbestattungen. Ist das System einmal angelegt, muss für die Wiederbelegung nicht mehr gebuddelt werden; auch Setzungen lassen sich weitestgehend vermeiden.
Lärmbelästigung soll gering bleiben
Die Arbeiten auf dem Neuen Friedhof sollen in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres beginnen. Laut Harald Fischer ist mit einer rund dreimonatigen Bauzeit zu rechnen. Gemeinderätin Maria Häfele (Bündnis 90/Die Grünen) äußerte Sorge über störenden Baustellenlärm. Fischer beteuerte jedoch, dass die Lärmbelästigung auf einem Minimum gehalten werde. Wirklich laut sei eigentlich nur die Entfernung des Asphalts; das mache man aber ohnehin erst relativ zum Schluss. Zudem werde die Arbeit auf dem Friedhof während Beisetzungen pausiert: „Da ist also absolute Ruhe.“
Gemeinderätin Leonie Vogt (DBL!) wendete sich zudem mit einem Anliegen an den Rat. Als Bestatterin und Trauerbegleitung liege ihr das Thema Kinder und Tod sehr am Herzen. Ihr sei aufgefallen, dass die Kindergräber im Friedhofsbild nur wenig zum Vorschein kämen. Um dem Bereich „mehr Blüte“ zu schenken, könne man dem Abteil mittels Farbakzenten oder passender Gestaltungselemente mehr Sichtbarkeit verleihen. Im Gemeinderat stieß die Idee auf Anklang. Ob der Vorschlag umgesetzt wird, wird sich bei einer der kommenden Sitzungen entscheiden.