Es ist ein Trend, der seit Corona so richtig Fahrt aufgenommen hat: „Albstones“, auch Wandersteine genannt. Bunt bemalte Steine in den unterschiedlichsten Größen, die vor allem vor allem ein Ziel haben: „Dem Finder Freude bereiten, ihm ein Lächeln aufs Gesicht zaubern“, heißt es auf der Facebook-Seite der Albstone-Gruppe.
4500 aktive Mitglieder
Diese hat in der Zwischenzeit 4500 aktive Mitglieder, die regelmäßig Steine verzieren und sie dann irgendwo in der Natur auswildern, damit sie jemand finden und entweder behalten oder weitertragen kann. Dabei ist es kein Zufall, dass dieses Hobby gerade in der Pandemie so regen Zuspruch gefunden hat. Nie waren die Menschen so viel in der Natur unterwegs, viele hatten außerdem mehr Zeit als sonst, es fehlte an anderen Ablenkungen und nicht zuletzt sehnten sich alle nach Aufheiterung, Trost und Zuversicht. Für viele begann es mit dem Regenbogen und dem Spruch „Alles wird gut“. Viele solcher Kinderzeichnungen wurden in Fenstern aufgehängt, aber eben auch auf Steine gepinselt und hinterlassen, um dem zufälligen Finder oder der Finderin Mut zu machen und zu signalisieren, „du bist nicht allein“. Auch die Grafenbergerin Simone Kammel ist der Faszination der liebevoll gestalteten Steine erlegen. „Ich habe meinen ersten Stein auf der Landesgartenschau im vergangenen Jahr in Überlingen gefunden“, erzählt sie. Sie hat sich informiert, was es damit auf sich hat, und kurz darauf hat sie angefangen, selbst welche zu bemalen. Auf die Reise geschickt hat sie ihr erstes Exemplar auf dem Grafenberger Hoffnungsweg 2021. „Damit begann auch mein neues Hobby“, blickt sie zurück. Denn seitdem verziert sie Woche für Woche Steine, die sie im Wald oder an Gewässern gefunden hat. 20 bis 30 pro Woche kommen da gut zusammen, insgesamt sind es schon um die 300.
Dabei reichen die Motive von einfachen, hübschen Verzierungen mit Blumen oder Herzchen bis zu lustigen Cartoons, die den Betrachter zum Schmunzeln bringen. Es sind Werke im Miniaturformat, denn der Platz auf solch einem Stein ist begrenzt, aber die Künstler bringen dennoch ihre Botschaft darauf unter. Die Albstone-Maler haben auch mehrere Tauschplätze ins Leben gerufen. Einer der größten ist die Tauschwurzel in Albstadt-Onstmettingen, wo viele der Gruppenmitglieder leben. Auch Simone Kammel hat sie besucht und dabei die Initiatorin kennengelernt, die sie inspirierte, es ihr nachzutun.
Tauschplatz am Arboretum
Vor einigen Wochen hat Kammel dieses Vorhaben in die Tat umgesetzt: Sie hat einen eigenen Tauschplatz ins Leben gerufen, da auch hier viele diesem Hobby nachgehen. Kammel hat eine Tauschschale auf einem abgesägten Baumstumpf angebracht und sie mit vielen Steinen befüllt. Seitdem wird hier rege getauscht. „Die Schale ist immer sehr gut gefüllt“, berichtet sie, „ich bin begeistert“. Platziert wurde sie im Grafenberger Wald, in der Nähe des Arboretums und des Spielplatzes.
Besonders freuen sich die Malerinnen und Maler, wenn Bilder ihrer Steine auf Facebook gepostet werden, so wissen sie, wo ihr Stein ist und wie viele Finder es schon gab. Die genaue Anleitung dazu findet sich in der Schale und auch auf der Rückseite vieler Steine. Viele der Wandersteine reisen tatsächlich durch die Welt, andere verschwinden hingegen auf Nimmerwiedersehen. „Da darf man aber nicht traurig sein“, so Kammel, „vielleicht hat er einfach jemandem so gut gefallen, dass er ihn mit nach Hause nehmen wollte.“
Sie will weitere Menschen ermutigen, selbst Steine zu bemalen. Dabei komme es gar nicht so sehr darauf an, perfekte Kunstwerke zu schaffen. „Ich selbst habe früher auch nicht gemalt“, berichtet die Hobby-Künstlerin. Doch mit der Zeit werden die Bilder immer ausgefeilter, lustiger oder regen auch mal zum Nachdenken an. Eines ist dabei gewiss: Die Steine in der Schale zaubern ihren Betrachtern stets ein Lächeln ins Gesicht. Und genau das ist es, was Simone Kammel und die anderen Mitglieder der Albstone-Gruppe erreichen wollen.
Albstones: Eine Mode greift um sich
Bemalte Steine sind ein Trend, der in vielen Städten Deutschlands schon lange angekommen ist und der nun auch diese Region erobert. Es gibt Wandersteine, Sachsensteine, Gäusteine und eben hier in der Region „Albsteine“.
Maler: Wer einen solchen Stein schaffen will, kann ihn einfach nach Belieben bemalen. Ganz wichtig ist es, umweltfreundliche Farben zu benutzen und die Steine nicht mit Aufklebern zu bekleben, da diese abfallen und der Natur schaden.
Finder: Wer einen Albstone findet, kann sich freuen und diesen gern behalten oder an einer anderen Stelle aussiedeln. Aber wichtig ist den Malern, dass die Finder ein cooles Bild auf Instagram oder Facebook posten mit #albstones. aw