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Neues Leben für die Alte Schule in Dettingen gesucht

Ortsmitte Die Gemeinde würde gern dieses Jahr die „Alte Schule“ verkaufen – aber nur, wenn sich eine passende Nutzung findet. Noch herrscht allerdings Zurückhaltung bei möglichen Interessenten. Von Karin Ait Atmane

Darüber würden sich sicher einige Anwohner freuen: Die Gemeinde Dettingen könnte sich zum Beispiel ein Café im Erdgeschoss der Alten Schule vorstellen.  Foto: Karin Ait Atmane

Zwei alte Schulhäuser stehen in der Dettinger Ortsmitte, gerade mal 100 Meter voneinander entfernt. Dass die Gemeinde eines davon behalten und das andere verkaufen wird, steht schon länger fest. Und es war auch früh klar, welchem Schulhaus welches Schicksal blüht. „Das ‚Schlößle‘ ist schon ein Schmuckstück“, sagt Jörg Neubauer, der Leiter der Haupt- und Finanzverwaltung der Gemeinde, mit Blick auf das Ende der 40er-Jahre errichtete Gebäude mit dem filigranen Türmchen.

Die Dettinger hätten eine emotionale Beziehung zu diesem Haus. Die Alte Schule, 1909 erbaut, steht dagegen mit ihrem nach unten gezogenen Dach ein wenig klobig

 

Hier sieht man fast noch die Kinder springen.
Jörg Neubauer, Leiter der Haupt- und Finanzverwaltung von Dettingen

 

und verschlossen an ihrer Straßenecke und war wohl nie eine Herzenssache für die Bevölkerung. So ist im Heimatbuch nachzulesen, sie sei ein „mehr repräsentables als praktisches Haus“ und habe schon beim Bau der Gemeinde „mancherlei Verdruss bereitet“. Auch die Einweihung soll eher halbherzig gefeiert worden sein.

Aber der Bau mit der Aufschrift „Fromm. Fleißig. Rein. Drei Edelstein“ hat durchaus seinen Charme, vor allem von innen betrachtet: die alte Steintreppe mit dem Holzgeländer, die gro­ßen Fenster, die hohen Räume, teilweise mit Stuck an der Decke, oder die Gewölbekeller im untersten Geschoss – „das meiste ist noch original“, sagt Jörg Neubauer. Allerdings wurde im Lauf der Jahrzehnte mehrfach umgebaut: So war das zweite Geschoss zeitweise eine Wohnung, später die Kernzeitbetreuung, ein Notklassenzimmer und noch bis Sommer 2022 der Schülerhort. Bunt bemalte Wände, Garderoben mit den Namensschildern oder ein Basketballkorb im Flur erinnern an die frühere Bestimmung des Hauses. „Hier sieht man fast noch die Kinder springen“, sagt Neubauer.

 

Gebäude steht unter Denkmalschutz

Das Schulhaus liegt im Sanierungsgebiet und steht unter Denkmalschutz. Das bringt Einschränkungen mit sich, aber auch finanzielle Vorteile wie steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten oder Zuschüsse. Der Verkauf wurde schon vor Jahren beschlossen, aber durch die schwierige Lage am Immobilienmarkt gebremst. Jetzt nimmt die Gemeinde einen neuen Anlauf und würde gern noch in diesem Jahr Nägel mit Köpfen machen, so der Hauptamtsleiter. Man habe aber keinen Zeitdruck, wichtiger sei, eine für die Ortsmitte passende Nutzung zu finden. Die oberen Geschosse sollen zu Wohnungen werden, im Erdgeschoss wünscht sich der Gemeinderat eine halböffentliche Nutzung, zum Beispiel ein Café. Je nach Denkmalschutz-Auflagen könnte die Gastronomie einen Zugang zum angrenzenden Hof bekommen und diesen mitbewirtschaften. Aber auch Physiotherapie oder eine andere Praxis wären denkbar, Wohnen in diesem Geschoss dagegen nur im Notfall. Die Räume werden derzeit noch von der Deutschen Glasfaser und vom Integrationsfachdienst genutzt, könnten aber kurzfristig freigegeben werden.

Man habe bereits Gespräche mit verschiedenen möglichen Investoren geführt, berichtet Jörg Neubauer, aber in der aktuellen Lage seien alle zurückhaltend. Der Gemeinderat nimmt deshalb nichtöffentlich die Rahmenbedingungen für den Verkauf noch einmal in den Blick.

Im Gemeindeeigentum bleibt dagegen die Schlößleschule neben der Kirche. Bis 2021 waren noch die Klassenstufen 1 und 2 der Grundschule hier untergebracht, dann sind auch sie in die erweiterte Teckschule im Rauberweg umgezogen. Unterricht findet aber nach wie vor statt, weil die Freie Evangelische Schule ein Klassenzimmer für ihre Realschule angemietet hat.

Der Musik- und der Albverein, Letzterer zusammen mit dem Nabu, haben hier Räume, außerdem befindet sich die Geschäftsstelle und ein Übungsraum der Sportfreunde unter diesem Dach und Räumlichkeiten des Geschichtsvereins. Die Bücherei, derzeit im Alten Gemeindehaus, soll längerfristig in die Schlößle­schule umziehen. Davor steht aber noch eine Sanierung an, für die derzeit das Geld fehlt.