Rund 700 Mitglieder vereint der TSV Holzmaden unter seinem Dach, allein in der Fußballabteilung sind 230 Mädchen und Jungen sowie 95 Erwachsene aktiv. Für die Freizeitgestaltung in der knapp 2300 Einwohner zählenden Urweltgemeinde könnte man den TSV wohl als „systemrelevant“ bezeichnen. Daher war der Wunsch des Vereins nach einem Zuschuss zu einer neuen Flutlichtanlage für das Hauptspielfeld bei der Gemeindeverwaltung gleich auf offene Ohren gestoßen. Allerdings hätte der gewünschte Betrag in Höhe von 60.000 Euro die Hälfte der Anschaffungskosten betragen. Üblich sind aber 15 Prozent Zuschüsse für örtliche Vereine und von dem Prinzip will man in der Gemeinde aus Gründen der Gleichberechtigung auch nicht abweichen. Die einzige Ausnahme war ein 50-Prozent-Zuschuss zur Boule-Bahn – „doch die steht uneingeschränkt der Allgemeinheit zur Verfügung“, erklärte Bürgermeister Florian Schepp in der Gemeinderatssitzung.
„Die Gemeinde bekommt einen Mehrwert, wenn zwei Plätze auch bei Dunkelheit bespielbar sind.
Rainer Stephan, Gemeinderatsmitglied der HBL
Die Lösung für diese Zwickmühle liefert er dann gleich hinterher und stellt sie nach der Diskussion zur Abstimmung. Sie lautet: Die Gemeinde zahlt keinen Zuschuss, sondern erstellt und unterhält die Anlage komplett selbst. Denn, so argumentiert der Schultes, das Sportgelände befinde sich ohnehin im Eigentum der Gemeinde Holzmaden. Deshalb sei die Verwaltung auch für die darauf errichtete Infrastruktur zuständig und verantwortlich. Eine Flutlichtanlage in Eigentum des Vereins auf kommunalem Grund würde unklare Verhältnisse schaffen, in puncto Haftungsrecht, Zuständigkeiten für die Wartung oder Eigentumsabgrenzungen.
Die technischen Daten und Rahmenbedingungen sind schnell erklärt: Die neue Anlage soll vier oder sechs Masten mit jeweils 14 bis 16 Meter Höhe haben, energieeffiziente LED-Fluter haben und eine Blitzschutzanlage. Der TSV bringt sich mit Eigenleistungen von insgesamt 12.000 Euro ein, unter anderem durch Tiefbau und Grabungsarbeiten. Mit dem Neubau auf dem Hauptspielfeld soll auch die bestehende Anlage auf dem Trainingsspielfeld energetisch saniert werden. Insgesamt kalkuliert die Verwaltung nach Schätzungen zweier angefragter Büros zwischen 125.000 und 127.000 Euro für das gesamte Projekt. Ein Nutzungsentgelt wird der Verein auch zahlen, das rund 20 Prozent der kalkulierten Jahreskosten für den Betrieb abdeckt.
„Stehen in der Verantwortung"
Nun ist der Gemeinderat an der Reihe. „Ein Bewegungsangebot für Kinder sollte da sein, da stehen wir in der Verantwortung“, findet Jochen Wagner von der Holzmadener Bürgerliste (HBL). Zwar räumt er auch ein, dass stärkere Besucherströme zur Sportanlage auf dem Brühl auch zu mehr Belästigungen führen, etwa durch Falschparker. „Aber der Nachteil ist zu tragen“, betont er. Mika Carfora (Freie Wählervereinigung) findet die Idee ebenfalls „gut“: „Uns ging es ja nur um die 15 Prozent. Wir wollten keinen Präzedenzfall schaffen“, erklärt er die Zurückhaltung seiner Fraktion zum diskutierten 50-Prozent-Zuschuss.
„Die Gemeinde bekommt einen Mehrwert, wenn zwei Plätze auch bei Dunkelheit bespielbar sind“, meint Rainer Stephan, selbst seit 40 Jahren in verschiedenen Funktionen beim TSV aktiv. Sichtbar emotional nimmt er den Zuspruch des Gemeinderats wahr und applaudiert spontan ebenso wie einige Besucher, als die Abstimmung einstimmig für die Investition der Gemeinde ausfällt, inklusive der Planungskosten in Höhe von rund 4700 Euro.
Da im laufenden Haushalt für die neue Anlage nur 20.000 Euro als Zuschuss eingeplant sind, wird der fehlende Betrag zu den tatsächlichen Investitionskosten als außerplanmäßige Ausgabe beschlossen, wenn die endgültigen Beträge feststehen. Mit dem Bau der neuen und der Erneuerung der Bestandsanlage könnte dann schon im Winter begonnen werden. Im Frühjahr oder spätestens im Sommer darf sich der TSV dann auf die Inbetriebnahme freuen – und erneut auf glänzende Augen.