Zwischen Neckar und Alb
Neues Projekt rund um die Kelten

Kultur In Engstingen-Haid konnten über 100 Hügelgräber nachgewiesen werden. Jetzt entsteht ein Museumsraum.

Engstingen. Nicht nur in Grabenstetten, Hülben und Erkenbrechtsweiler sind keltische Zeugnisse erhalten. Engstingen-Haid gilt ebenfalls als bedeutende Fundstätte. Über 100 Hügelgräber konnten hier nachgewiesen und untersucht werden. Die europäische Leader-Kulturförderung ermöglicht es, dass im Militärhistorischen Museum aktuell ein Museumsraum eingerichtet wird.

Treibende Kraft ist Joachim Erbe, der 2006 das Militärhistorische Museum in der ehemaligen Eberhard-Finck-Kaserne aufgebaut hatte. „Rund 1 000 Besucher kommen pro Jahr, darunter auch viele Schulklassen“, so der Initiator. Ihm zur Seite stehen 100 Mitglieder des 2011 gegründeten Museumsvereins.

Doch Joachim Erbe brennt noch für ein weiteres Thema. „Schon in der Schulzeit hat mich das Leben der Kelten, die hier ansässig waren, fasziniert“, berichtet er. Um auszuprobieren, wie es sich als Kelte lebt, trat Erbe der „Keltengruppe Riusiava“ bei, die sich intensiv mit Handwerk, Kochen, Bogenbau, Brettchenweberei, Druidentum oder Kampfkunst im Zeitraum etwa von 850 bis 15 vor Christus, der Eisenzeit, beschäftigt. „Uns ist es sehr wichtig, dass das nicht fantasievoll, sondern authentisch geschieht“, so Erbe. Sieben bis acht Mal im Jahr werde die Gruppe bei Veranstaltungen in ganz Baden-Württemberg angefordert, um Interessierten das keltische Leben zu veranschaulichen. Um an die Bedeutung der Fundstätte Haid zu erinnern, wird derzeit im Militärhistorischen Museum eine Dauerausstellung eingerichtet. Das Kleinprojekt „Die Kelten auf der Haid und auf der Alb“ wurde bei Leader eingereicht, im Frühjahr 2020 kam die Zusage für eine Förderung von 80 Prozent.

„Wir haben den Zuschuss für Vitrinen und fünf bis sechs Infotafeln beantragt, die über die Kelten informieren sollen“, so Erbe. Wissenschaftlich betreut werden die Maßnahmen von dem Tübinger Archäologen Dr. Gerd Stegmaier sowie Gebietsreferent Dr. Marc Heise vom Landesamt für Denkmalpflege.

Die Ausstellung soll auch dem Trochtelfinger Johannes Dorn ein Denkmal setzen. Sein Vater Joachim war im Auftrag Graf Wilhelms von Württemberg an den Öffnungen der Grabhügel beteiligt. Später wurde Johannes Dorn selbst zum Ausgräber. Bekannt wurde er vor allem durch die Entdeckung des Merowinger-Fürstengrabes von Gammertingen. „Von den Funden, die sich im Landesmuseum Stuttgart befinden, möchte der Verein selbst Reproduktionen anfertigen“, berichtet Erbe.

Indessen nimmt Erbe bereits das nächste Projekt in Angriff. Vier ehemalige Grabhügel aus der Keltenzeit sollen durch neue Wege, Bänke und Tafeln Besuchergruppen zugänglich gemacht und nahegebracht werden. Zusätzlich soll einer der Grabhügel durch künstliche Aufschüttung rekonstruiert werden. pm