Landestierschutzbeauftragte zum Umgang mit Giftködern
Nicht in Panik geraten

Mancher Hundehalter meidet Spaziergänge in bestimmten Gebieten, weil in sozialen Medien über Köderfunde berichtet wird. Doch für Dr. Cornelie Jäger, Landestierschutzbeauftragte und Veterinärmedizinerin, ist das keine Lösung. Sie rät dazu, nicht in Panik zu verfallen und den Hund beim Gassigehen im Auge zu behalten.

Frau Jäger, was raten Sie Hundehaltern?

CORNELIE JÄGER: Ich rate dazu, einen kühlen Kopf zu bewahren. Viele Halter nutzen soziale Medien, um sich über Köderfunde auf ihren ­Gassirouten zu informieren. Das wissen auch Menschen, die eine Abneigung gegen Hunde haben, aber keine Köder auslegen. Stattdessen posten sie in einschlägigen Foren über angebliche Köderfunde. Ihr Ziel ist es, unter Hundehaltern Angst zu verbreiten, damit die bestimmte Gebiete beim Spaziergang meiden.

Was tun, wenn der Hund einen Köder gefressen hat?

JÄGER: Grundsätzlich gilt beim ­Gassigehen, dass der Halter seinen Hund im Auge behält. Wenn er länger an einer bestimmten Stelle verweilt, sollten Frauchen und Herrchen sich vergewissern, ob der Hund tatsächlich nur schnüffelt oder tatsächlich auf ein mit Gift oder scharfen Gegenständen präpariertes Futtermittel gestoßen ist. Wenn sich der Hund während oder nach dem Spaziergang übergibt und der Halter nicht sicher ist, ob sein Vierbeiner unterwegs etwas Problematisches gefressen hat, sollte das Erbrochene eingesammelt und ein Tierarzt aufgesucht werden. Dem Tierarzt kann das Erbrochene dann dabei helfen, die passende Behandlung einzuleiten. Außerdem kann das Material danach für toxikologische Untersuchungen genutzt werden.

Und wenn der Vierbeiner einen Köder mit scharfen Gegenständen aufgenommen hat?

JÄGER: Dann ist davon abzuraten, den Hund zum Erbrechen zu bringen. Das würde nur zu weiteren inneren Verletzungen führen und seinen Zustand verschlimmern. In solchen Fällen hilft dann häufig nur eine Operation.

Kann ein runder Tisch, der von einer Gemeinde- oder Stadtverwaltung einberufen wird, dazu beitragen, Konflikte rund um den Hund zu adäquat zu lösen?

JÄGER: Auf Routen, die nicht nur von Hundehaltern, sondern auch Freizeitsportlern, Familien und Spaziergängern gerne genutzt werden, können natürlich Konflikte entstehen. Am runden Tisch lässt sich sicher zwischen allen Parteien ein Kompromiss finden. Bei vielen kommunalen Themen werden heute Bürgerbeteiligungsprozesse angestoßen. Das würde sich auch mit Blick auf Hunde anbieten, wenn Probleme bestehen.