Keven Lehmann, deutscher Vertriebsleiter der schwedischen Firma Parkster, stammt aus Plochingen. Dass in seiner Heimatstadt fürs Parken bisher nur mit Münzen bezahlt wurde, störte ihn, so nahm er Kontakt mit der dortigen Stadtverwaltung auf. Mit Erfolg. „Vor sechs Wochen haben wir beschlossen, dass das jetzt in Betrieb geht“, sagte Bürgermeister Frank Buß zur Parkster-App. „Wenn nur alle Dinge, die die Stadt Plochingen voranbringen, so schnell gehen würden.“
Der Kunde hat nun die Wahl: Er kann weiterhin den Parkautomaten mit Münzen füttern, oder er kann sich die Parkster-App auf sein Handy laden und sich mit seiner Adresse registrieren. Dann erhält er einmal im Monat eine Rechnung mit den Parkgebühren. Er zahlt genau gleichviel, im Gegensatz zu Mitbewerbern erhebt Parkster vom Kunden keine Extragebühren. Nur wer die monatliche Rechnung statt per E-Mail auf Papier zugeschickt haben will, zahlt dafür pro Monat 2,99 Euro extra. Die Bezahlung per Kreditkarte ist ebenfalls möglich.
Der Kunde hat aber einen Vorteil: Stellt er unterwegs fest, dass es bei ihm länger dauert, kann er die Parkzeit vom Handy aus verlängern - aus dem Café genauso wie aus dem Wartezimmer. Kehrt er früher zurück, kann er die Parkzeit vorab beenden und zahlt - je nach Tarif - auch weniger, anders als beim Parkschein, bei dem es keine Rückgabe gibt. Weil es für den Kunden keine Mehrkosten gebe, sei die Akzeptanz des Systems weit größer als bei Mitbewerbern, sagt Lehmann. „In Mering liegen wir bei 41 Prozent. In Schweden sind es teils 95 Prozent.“
Plochingen sei der Vorreiter im Landkreis Esslingen, in weiteren Kommunen liefen Gespräche. „Bisher gibt es in der Region noch keinen anderen Anbieter.“ Parkster berechnet den Kommunen eine Transaktionsgebühr, sie erhalten also nicht die vollen Parkgebühren überwiesen. Frank Buß ist dennoch vom System überzeugt, denn es helfe der Stadt, ihre Personalres- sourcen effektiver zu nutzen. Ein Parkautomat, der weniger benutzt wird, geht weniger oft kaputt und muss nicht so oft geleert werden. Auch gibt es keine Einnahmeausfälle wegen Vandalismus.
Auch für den städtischen Vollzugsdienst wird die Arbeit einfacher. Jörg Blankenhagen zeigt, wie es geht: Mit seinem Handy scannt er ein Nummernschild ein, die Zahlen und Ziffern werden automatisch erkannt. Das Handy meldet ihm sofort, ob das Auto bei Parkster registriert ist oder nicht. Ist Ersteres der Fall, muss Blankenhagen nicht mehr im Auto nach dem Parkschein suchen. Da nur vorgeschrieben sei, dass der Parkschein gut sichtbar auszulegen sei, sei das manchmal gar nicht so einfach: „Ich muss nicht nur vorne hinter der Windschutzscheibe schauen, sondern auch hinten und auf dem Beifahrersitz.“ Anfangs werde der Anteil der Handyparker noch nicht so hoch sein, schätzt Blankenhagen. Er vermutet aber, dass die Berufsschüler das Angebot sehr stark nutzen werden.
Die App funktioniert auch als Ersatz für die Parkscheibe, nach der Anmeldung des Autos zum Parken kann der städtische Vollzugsdienst im System die „digitale Parkscheibe“ sehen. Ein registrierter Kunde kann mehrere Kennzeichen anmelden und beim Anmelden zu einer Parkzeit zwischen „privat“ und „geschäftlich“ unterscheiden. Dadurch hat er am Monatsende automatisch die benötigte Aufstellung, ohne Parkscheinsammeln und Aufkleben.
Ist die Handy-Ortung eingeschaltet, schlägt die App automatisch den passenden Parkplatz vor, sonst muss der Kunde die Zone eingeben, die auf den großen Blechtafeln steht. Die App zeigt ihm auch, wo es in der Nähe weitere Parkplätze gibt. Sie weiß aber nicht, ob es dort freie Plätze gibt, denn sie hat keine Informationen von den jeweiligen Parkscheinautomaten, wie viele Tickets dort aktuell gelöst worden sind.
Als nächster Schritt soll auch das Anwohnerparken ins System integriert werden, dies soll der Stadt die Verwaltung erleichtern. Auch die Erstattung von Parkgebühren ist noch Zukunft, aber in Planung. Ein Kunde im Geschäft kann dann zum Beispiel zwischen einer Parkmünze oder einem Code wählen, den er beim nächsten Parken in die Parkster-App eingibt.