Der Kosmos-Verlag hatte „Targi“ im März 2012 gerade auf den Markt gebracht, da juckte es den Schöpfer des Spiels bereits wieder in den Fingern. „Schon damals habe ich an einer Erweiterung herumgetüftelt“, erzählt Andreas Steiger. Viereinhalb Jahre später ist es nun so weit: Die Erweiterung von „Targi“ steht in den Regalen der Spielwarenhändler.
Dabei hatte es lange Zeit gar nicht so ausgesehen, also ob es überhaupt je einen Zusatz zu Targi geben würde. Denn der Kosmos-Verlag, bei dem das Spiel erschienen ist, setzt eher auf Neuheiten als auf Erweiterungen zum Bestand, wie Andy Steiger weiß: „Ausnahmen sind da eigentlich nur absolute Verkaufsschlager wie ,Die Siedler von Catan‘.“ Trotzdem fragte der Kirchheimer beim Verlag an und bekam die Auskunft, dass eine Erweiterung frühestens ab einer bestimmten Verkaufszahl infrage komme. „Damals habe ich gedacht, dass Targi die sowieso nicht erreichen würde“, erinnert sich Andreas Steiger. Er hakte die Sache also ab.
Aber Targi knackte die magische Marke. Also startete er einen neuen Versuch: „Dieses Mal sagte man mir, dass es nur dann eine Chance geben würde, wenn die Testspieler das Spiel nie wieder ohne Erweiterung würden spielen wollen.“ Damals erhielt der Kirchheimer eine Absage. Dann aber, im Frühjahr vergangenen Jahres, öffnete sich eine neue Tür. „Eigentlich sollte ich nur eine Mini-Erweiterung für einen Brettspiel-Adventskalender einreichen“, erzählt Andreas Steiger. Als er aber darüber brütete, passierte es: „Ich hatte plötzliche eine großartige Idee“, erzählt der Spieleerfinder mit leuchtenden Augen und schüttelt den Kopf: „Dass ich da nicht schon früher drauf gekommen bin.“
Die Wanderdüne war geboren, ein neues Element, das Targi bei nur wenigen neuen Regeln eine ganz neue Wendung geben sollte. Statt den Testspielern nur die Adventskalender-Erweiterung zuzuschicken, legte der Kirchheimer auch seine neue Erfindung bei. An den Anruf erinnert sich Andy Steiger noch gut: „Die Testspieler wollen Targi nie wieder ohne die Erweiterung spielen, hieß es da.“ Das war im Sommer 2015.
Fast ein Jahr lang feilte und tüftelte der Kirchheimer noch, testete und ließ testen. Dann stand die Erweiterung: „Jetzt ist sie perfekt, und ich bin richtig glücklich damit“, freut sich der Kirchheimer. „Im Nachhinein gesehen war es genau richtig, dass es mit der ersten Version nicht geklappt hat.“ Jetzt hofft Andrea Steiger, dass sich die Erweiterung auch wirklich gut verkauft.
Mit einer Auflage von 55 000 rangiert das Grundspiel Targi schon relativ weit oben. „Normal ist eine Auflage von 5000“, ordnet Andreas Steiger die Zahl ein. Dagegen verkaufen sich Spiele des Jahres in der Regel rund 500 000 Mal. „Reich wird man als Spieleerfinder aber nicht“, lacht der 44-Jährige, der verheiratet ist und zwei Kinder hat. Denn nur ein Bruchteil des Verkaufspreises landet tatsächlich in den Taschen der Autoren. „Das macht aber nichts“, betont der Kirchheimer Spieleerfinder, der in einem Kindergarten in Stuttgart arbeitet. „Denn Erzieher sein ist nach wie vor mein Traumjob.“
Sein ganz großes Hobby bleiben aber die Gesellschaftsspiele. Andreas Steiger schließt auch nicht aus, dass eine neue Spielidee in seinem Kopf wachsen könnte: „Bisher hat sich bei mir alles nur um Targi gedreht“, sagt er. „Aber jetzt, nachdem die Erweiterung erschienen ist, habe ich den Kopf wieder frei für etwas anderes.“ Das kann allerdings dauern. „Mein Problem ist, dass ich einfach selbst so gerne spiele“, gesteht er.
„Wenn ich abends die Wahl habe, ob ich an einem neuen Spiel herumtüftle oder zusammen mit meiner Frau eines von all den schönen Spielen spiele, die es schon gibt, dann entscheide ich mich immer für Letzteres.“ Nicht selten steht bei den Steigers auch eine Partie Targi an. Und auch für sie gilt: Nie wieder ohne Wanderdüne.