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Niedrigwasser im Landkreis: Der Starkregen bringt keinen Segen

Umwelt Künftig werden Niederschläge immer seltener, aber dafür heftiger ausfallen. Gewässerschutz spielt daher eine immer größere Rolle. Experten aus dem Landkreis haben sich dazu in Weilheim getroffen. Von Thomas Zapp

Es regnet zu wenig und es ist zu warm: Im Sommer 2023, konkret im Mai und Juni, habe es praktisch nicht geregnet, sagt Katrin Ilg, Leiterin des Amts für Wasserwirtschaft und Bodenschutz im Landkreis Esslingen. Auf der „Gewässerschau“ mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der kommunalen Verwaltungen sowie Umweltexperten der regionalen Behörden, die dieses Jahr in Weilheim stattgefunden hat, gab sie einen Einblick in die Situation der Fließgewässer wie Neckar, Lauter, Lindach, Körsch und Co. „Aktuell sind Dreiviertel aller Pegel im Niedrigwasserbereich“, sagt sie. Was neu sei: Manche Gewässer wie die Weppach auf den Fildern trocknen in den Sommermonaten komplett aus. „Das ist ein Novum“, sagt sie. 

Die Wahrnehmung in der Bevölkerung sei allerdings eine andere, sagt die Expertin. Das liegt an dem ungewöhnlich feuchten August, der mit einer durchschnittlichen Niederschlagshöhe von
 

Wir sind zukünftig strenger, was Entnahmen von Wasser angeht. 
Katrin Ilg über die Vergabe von Lizenzen in Zeiten von Trockenheit
 

129 Millimetern deutlich über dem Mittel von 90 Millimetern lag. Aber das kam nicht den Fließgewässern zugute. „Der Regen ging vor allem in die Böden und die Vegetation“, erklärt die Amtsleiterin. Demnach war der August ein „Tropfen auf dem heißen Stein“.

Nun könne man sagen: „Niedrigwasser – so what?“, fährt Katrin Ilg fort. Das sei aber nicht so einfach, denn niedrige Fließgewässer bedeuten den Verlust von Lebensraum für die Tiere und niedrigere Fließgeschwindigkeiten führen zu einem niedrigeren Sauerstoffgehalt, was wiederum einen Verlust der ökologischen Vielfalt bedeute.

Um gegenzusteuern, sind in diesem Jahr erstmals drastische Maßnahmen ergriffen worden: „Die Gemeinde Bissingen konnte aus ihren Quellen am Albtrauf kein Wasser mehr entnehmen“, sagt sie. Daher wurde dort kurzfristig die Entnahme von Wasser aus den Oberflächengewässern verboten. „Wir müssen zukünftig mit häufigeren und intensiveren Niedrigwasserphasen rechnen“, sagt sie. Daher werden sich die Bewohner des Landkreises Esslingen auf weitere Maßnahmen einstellen müssen. Das betrifft auch die Strafe für unerlaubte Entnahmen.

 

Rekordstrafe über 60 000 Euro

„Wenn Regen kommt, dann häufiger Starkregen, kein Landregen“, sagt sie. Doch genau das bringe wenig. „Er kommt schnell, ist dann aber auch schnell wieder weg“, sagt Katrin Ilg. Das Niedrigwasser in den Flüssen und Bächen kann es dadurch nicht abschwächen. 

Für die Behörde stellt sich daher die Frage, was zu tun ist. „Wir können es nicht regnen lassen“, stellt Katrin Ilg trocken fest. Was sie sehr wohl verfügen können, sind Verbote von Wasserentnahmen in Oberflächengewässern – wie in Bissingen in diesem Sommer. „Das müssen wir künftig wahrscheinlich häufiger einsetzen“, sagt sie. Auch würden Anträge zur Wasser­entnahme kritischer und restriktiver behandelt. 

Wer sich nicht an Vorschriften hält und ohne Genehmigung Wasser abzapft, wird zudem empfindlich zur Kasse gebeten. „In diesem Jahr hatten wir eine Rekordstrafe in Höhe von 60 000 Euro“, sagt sie. Ein Landwirt hatte mit einer Pumpe Wasser abgezapft. „Der ist nur aufgeflogen, weil sich Nachbarn über die Ruhestörung beschwert haben.“ Daher hatte sich die Polizei nachts auf die Lauer gelegt und den „Wasserabzapfer“ er­wischt. Denn das ist die Voraussetzung: Er muss in flagranti erwischt werden. „Wir können nur appellieren, solche Fälle weiterzuleiten, da sind wir auf Mithilfe angewiesen“, sagt sie. Außerdem appelliert sie an die Vernunft von Gartenbesitzern: „Wenn das Wasser knapp ist, muss dann der Rasen im Sommer immer grün sein?“ Für die Reglementierung von Grund- und Leitungswasser sind übrigens die Gemeinden zuständig, nicht der Landkreis.