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Notzinger Schäfer macht aus Schafwolle Düngerpellets

Landwirtschaft Seit letztem Herbst wird Schafwolle im Böhringer Industriegebiet zu organischem Dünger umgewandelt. Die Idee kommt gut an. Immer mehr Schäfereien bringe ihre Wolle vorbei. Von Natalie Eckelt

Alles fing mit ein paar wenigen Schafen an. „Aber weil wir die Kleinen, die geboren wurden, oft nicht weggeben wollten, sind es immer mehr geworden“, erzählt Alexander Bosch, ein Hobbyschäfer aus Notzingen. Heute ist der Ingenieur stolzer Besitzer von rund 50 Zwergschafen. „Die Schafe dieser Rasse sind sehr zutraulich und auch recht pflegeleicht“, so Bosch. Einmal im Jahr müssen die Tiere, die meist schwarzbraunes Fell haben, geschoren werden. „Das finden sie nicht so toll, weil man sie dabei festhalten muss“, weiß Sohn Hannes. Der 22-Jährige hat Agrarwissenschaften studiert und kürzlich seinen Abschluss gemacht. Als einziger in der Familie kann er sich die Namen aller Schafe in der Herde merken. Im Gegenzug hört nur ein Schaf auf seinen Namen. „Das ist unsere Rosi, die bei uns geboren ist“, sagt Hannes. „Als Lamm kam sie immer angesprungen, wenn man sie gerufen hat. Jetzt ist sie schon älter und dreht nur noch den Kopf, wenn sie ihren Namen hört.“ 

Geschoren werden die Schafe immer nach der Schafskälte, im Frühjahr. „Dann wird es nachts nicht mehr so kalt“, sagt Alexander Bosch, der all die Jahre nicht wusste, wohin mit all der Wolle. „Wir haben die Wolle immer gelagert, aber nicht recht gewusst, was wir damit machen sollen.“ Während Corona hatte die Familie viel Zeit. „Da kam uns die Idee, die Wolle zu Pellets zu verarbeiten, die man dann als Dünger im Gartenbau verwenden kann.“ Dafür brauchte es eine Halle, in der die Maschinen für die Pelletproduktion Platz haben. „Da Wolle ein tierisches Nebenprodukt ist, sind die Hygieneauflagen sehr hoch“, erklärt der 49-Jährige. „Unsere ursprüngliche Idee, die Produktion in unserer Scheune umzusetzen, war schnell gestorben." Aber dann hörte Bosch vom „LEADER-Förderprogramm“ und reichte die Idee dort ein. Die Mitarbeiter des Maßnahmenprogramms, durch das innovative Ideen im ländlichen Raum gefördert werden sollen, waren begeistert, und die Fördermittel zum Bau einer neuen Halle im Böhringer Industriegebiet wurden bewilligt. „Im Sommer letzten Jahres war unsere neue Halle fertiggestellt, und im Herbst konnten wir mit der Schafpellet-Produktion beginnen“, so Bosch.

Die Wolle wird zunächst hygienisiert und dabei auf rund 70 Grad erhitzt, damit alle Keime abgetötet werden. Daraufhin wird die Wolle kleingeschnitten, in der Pelletier-Maschine zu kleinen Pellets gepresst und schließlich in einer Siebanlage von Staub befreit. Die Pellets werden dann zunächst in große Säcke und schließlich in Papiertüten abgepackt. Die Wolle ist dabei durchaus ergiebig. „Aus einem Kilo Wolle gewinnt man gut 900 g Pellets.“

Die Boschs verarbeiten aber nicht nur ihre eigene Wolle. Schäfereien aus dem gesamten Biosphärengebiet kommen vorbei, um ihre Wolle zu hochwertigem Langzeitdünger verarbeiten zu lassen. Die Pellets werden entweder von den Schäfereien selbst vertrieben oder gehen dann an Gartenfachgeschäfte, wo Kunden sie als Dünger, aber auch als wertvolle Wasserspeicher für ihre Gemüsegärten kaufen können. „Die zusammengedrückten Wollfasern haben eine Schwammwirkung und können viel Wasser speichern, das sie dann nach und nach an die Pflanzen abgeben.“ Das kommt in Zeiten des Wassermangels und der Trockenheit wie gerufen. „Sobald sich die Wollfasern dann mit der Zeit zersetzen, werden Stickstoff und Kalium freigesetzt, also organischer und biologischer Dünger.“ Wer daher im Mai nach den Eisheiligen seine Gemüsesetzlinge in den Garten setzt oder Obstbäume und Sträucher pflanzt, kann die Pellets ins Pflanzloch geben oder mit der Erde vermengen und so den Pflanzen dank der Schafwolle einen guten Start ermöglichen.

Die Zwergschafe bekommen von all dem nichts mit. Sie sind mit ihrem Nachwuchs beschäftigt. Damit sich Mutterschaf und Lamm aneinander gewöhnen, kommen sie für einen oder zwei Tage nach der Geburt in den Stall, wo sie für sich sind. Dann geht’s wieder raus auf die vielen Obstbaumwiesen, wo sie grasen. Dafür sind die Wiesenbesitzer ganz dankbar. „Sie müssen dann nicht mähen“, weiß Bosch. Überhaupt ist so eine Schafherde einfach etwas Schönes. „Wenn man nach einem stressigen Tag auf die Wiese geht und die Schafe herkommen und so eine Ruhe ausstrahlen, tut das einfach gut“, sagt Hannes, der sich freut, dass die Wolle seiner Schafe nun einen wunderbaren Verwendungszweck gefunden hat.

Info Mehr Informationen über das Pelletzentrum Alb gibt es im Internet auf www.pelletzentrum-alb.de.