Ostfildern. Der 17-jährige Julian Ambrozy aus dem Ostfilderner Stadtteil Scharnhauser Park war mit den Möglichkeiten, an einen Termin für eine Impfung gegen das Coronavirus zu kommen, unzufrieden - und hat kurzerhand eine eigene Website programmiert. Die zeigt für sämtliche Impfzentren an, wo die Chance auf einen Termin besonders hoch ist.
Auslöser des Ganzen war Julian Ambrozys Großvater. Der wollte sich einen Impftermin beschaffen - ohne Erfolg. „Mein Opa hat es über die Hotline probiert, meine Mutter über die Homepage.“ Auch der Teenager hatte sich mitten in der Nacht an seinen Computer gesetzt, in der Hoffnung, für den Senior etwas ergattern zu können. „Das ist extrem aufwendig und Zeitverschwendung“, sagt er. Die Homepage www.impfterminübersicht.de wiederum, die Julian Ambrozy vor wenigen Tagen programmiert hat, übernimmt die lästige Terminabfrage automatisch. Etwa alle fünf Minuten läuft sie im Hintergrund, und werden freie Impf-Zeiträume gefunden, springt die Anzeige auf Grün. Der User kann draufklicken und wird auf die zentrale Vergabe-Homepage weitergeleitet. Ebenso wird angezeigt, wenn vor Kurzem noch Termine verfügbar waren. Möglicherweise lasse sich so ein Muster ableiten, wann wo was frei wird.
Für seine Homepage hat der Gymnasiast viel Sitzfleisch investiert. Eine erste Version habe nicht so gut funktioniert. Für die zweite, jetzt aktuelle Version, seien gut und gerne 30 bis 40 Stunden draufgegangen. „Ich hatte ja Ferien“, sagt er lachend. In seiner Freizeit programmiert der Autodidakt immer wieder etwas. Besonders viel Spaß mache es, wenn auch andere Personen das Ergebnis dann nutzen. Dass es mit der Vergabe der Impftermine noch nicht rund läuft, weiß man auch im Sozialministerium des Landes. Das Hauptproblem ist der Mangel an Impfstoff, sagt der Sprecher Pascal Murmann. „Es können nur so viele Termine vergeben werden, wie es auch Impfstoff gibt“, sagt er.
Für Julian Ambrozys Großvater hat die Warterei mittlerweile ein Ende genommen - er hat dieser Tage seine erste Impfung erhalten. Dank der Entwicklung seines Enkels. Caroline Holowiecki