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Nur einige Minuten Vorwarnzeit

Starkregen Beim Schutz ihres Hauses sollten sich die Eigentümer nicht auf die Gemeinde verlassen. Auch wenn diese ihr möglichstes tut. Von Peter Dietrich

Bei der Bürgerversammlung in der Reußensteinhalle waren große Starkregenkarten aufgehängt. So konnte jeder Besucher einen ersten Eindruck gewinnen, ob sein Haus bei einem solchen Ereignis gefährdet sein könnte. Lisa Stegmüller von den Beratenden Ingenieuren Wald + Corbe betonte den Unterschied zwischen einem Flusshochwasser und Starkregen: Letzterer könne überall auftreten, viel Regen auf kleiner Fläche bringe Erosion und große Strömungskräfte mit sich. Anders als beim Flusshochwasser, das Tage oder zumindest Stunden vorher abzusehen sei, sei die Vorwarnzeit beim Starkregen sehr kurz.

Untersuchungen und Maßnahmen zum Schutz vor Starkregen werden vom Land zu 70 Prozent gefördert. Für die Gemeinde Neidlingen ergab eine aktuelle Untersuchung an etwa zwölf Stellen nötige Maßnahmen. Am häufigsten ist die Optimierung von Dolen, die mit Rechen und Schmutzfängen ausgestattet werden sollen, damit sie bei Starkregen nicht so schnell verstopfen. Des weiteren sollen Gräben gebaut und an der Landstraße L1200 zwei Retentionsflächen angelegt werden. „Natürlich ist es der Gemeinde nicht möglich, jedes Gebäude zu schützen“, so Lisa Stegmüller.
 

„Es braucht nicht für jedes Gebäude eine Beratung.
Lisa Stegmüller
vom Ingeneurbüro Wald + Corbe

Was auf den ersten Blick nicht auffällt: Viele ältere Häuser haben keine automatische Rückstauklappe. Sie verhindert, dass Wasser vom überlasteten Kanalnetz zurück in die Häuser drückt. Bei Lichtschächten, so Lisa Stegmüller weiter, helfe oft schon eine kleine Mauer, etwa 20 Zentimeter hoch. Für Kellereingänge gebe es druckfeste Türen oder Türdichtungen mit Dammbalken. Bei Neubauten ließen sich Tiefgarageneinfahrten leicht anheben, auch an anderen Stellen genüge oft eine kleine Schwelle.

Grundsätzlich zu unterscheiden seien automatische Sicherungen, wie etwa ein automatisches Klappschott an einer Tiefgarageneinfahrt, und solche, die Handarbeit erfordern. Erstere sind teurer, funktionieren aber auch dann, wenn die Vorwarnzeit sehr kurz oder keiner zuhause ist. Für Vorwarnungen gebe es die App „Meine Pegel“, auch würden sie im Ernstfall im Hörfunk über SWR1 und SWR4 verbreitet.

Hausbesitzern bietet das Ingenieurbüro Wald + Corbe eine individuelle Beratung an. Sie wird von der Gemeinde bezuschusst, der Eigenanteil liegt bei netto 250 Euro. Die Rathausverwaltung sammelt die Interessenten bis 10. Januar 2023. „Nicht für jedes Gebäude braucht es eine Beratung, weil auch nicht alle gefährdet sind“, sagte Lisa Stegmüller. Der Blick auf die örtliche Starkregenkarte gibt Auskunft. Sie wird ab spätestens 1. Dezember auf der Homepage der Gemeinde zu sehen sein.