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Nur noch Ruppaner und Grieb kämpfen um den Chefsessel

OB-Wahl In Leinfelden-Echterdingen hat keiner der sechs Bewerber die absolute Mehrheit geholt. Nun kommt es am 17. Dezember zur Stichwahl zwischen Otto Ruppaner und Raiko Grieb. Wie beurteilen sie ihr Abschneiden und ihre Chancen? Von Alexandra Kratz und Armin Friedl

Leinfelden-Echterdingen. Otto Ruppaner kann mit seinem Ergebnis zufrieden sein. Der Köngener Bürgermeister erzielte bei der Oberbürgermeisterwahl in Leinfelden-Echterdingen den ersten Platz. Er konnte 35,9 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. „Ich habe mich darauf eingestellt, dass die Ergebnisse näher beieinander liegen“, so Ruppaner. „Umso mehr freut es mich, dass es so ein starkes Wählervotum gibt für mich.“

 

Die Stadt ist noch nicht reif
für eine Frau an der Spitze. 
Birgit Mertens
Die Bürgermeisterin von Niefern-Öschelbronn kam auf Platz drei und ist damit aus dem Rennen

Entspannung klingt aber anders: „Noch ist nichts entschieden“, sagt Wahlgewinner Otto Ruppaner, „denn nun gilt es, die Wähler ein zweites Mal für den Urnengang zu motivieren. Deshalb machen wir weiter im Endspurt“. Er will weiter seinen Zehn-Punkte-Plan der Öffentlichkeit vorstellen, auch mit Gesprächen an den Haustüren. Ruppaner: „Klar, die Interessenlagen sind verschieden. Den einen ist die Wirtschaft wichtig, anderen das Leben mit der Familie in der Stadt.“ In Köngen, wo Ruppaner seit 2014 Bürgermeister ist, wurde das Wahlergebnis ebenfalls mit Spannung erwartet: „Ich habe schon Glückwünsche bekommen. Es ist auch das Verständnis da, dass ich mich beruflich weiterentwickeln möchte.“

Weil bei der Wahl am vergangenen Sonntag keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit errungen hat, kommt es am 17. Dezember zu einer Stichwahl. Otto Ruppaner tritt dann gegen den Zweitplatzierten Raiko Grieb an. Der ehrenamtliche Bezirksvorsteher von Stuttgart-Süd und Ministerialrat im Wirtschaftsministerium kam beim ersten Wahlgang auf rund 25 Prozent der Stimmen. „Ich bin mit dem Ergebnis sehr zufrieden und freue mich, dass es jetzt in den zweiten Wahlgang geht“, sagt Raiko Grieb. Er habe in den vergangenen Wochen viele positive Rückmeldungen erhalten.

Hoffen auf hohe Wahlbeteiligung

Er hoffe, dass auch am dritten Advent noch viele Menschen in die Wahllokale gehen. „Ein OB braucht die Unterstützung der Bevölkerung – egal wer es am Ende wird.“ Grieb rechnet mit einem knappen Ergebnis. Und das, obwohl Ruppaner am Sonntag mehr als zehn Prozentpunkte vor ihm lag. „Aber im zweiten Wahlgang werden noch einmal alle Karten neu gemischt“, betont Grieb.

Hinzu kommt, dass Birgit Mertens ihm nun sozusagen öffentlich die Daumen drückt. So formuliert es die Bürgermeisterin von Niefern-Öschelbronn in einem Post in den Sozialen Medien. Mertens kam bei der OB-Wahl am Sonntag auf 18,7 Prozent der Stimmen und damit auf den dritten Platz. Im Internet schreibt sie nun: „Wir waren gut gelaunte Kontrahenten um den Posten als Oberbürgermeister. Für mich hat es nicht gereicht. Das ist Demokratie. Ich drücke deshalb Raiko Grieb die Daumen. Er möchte gestalten, und er hat die Kompetenz dazu.“

Es geht „männlich“ weiter

Mertens räumt ein, dass sie sich mehr erhofft hatte. „Das Ergebnis hat mich schon ein bisschen enttäuscht“, sagt sie. Nun gehe es „männlich“ weiter in Leinfelden-Echterdingen. „Die Stadt ist noch nicht reif für eine Frau an der Spitze“, so Mertens Fazit. Als „Teilerfolg“ wertet sie, dass sie besser abgeschnitten hat als David Armbruster. Der Grünen-Stadtrat erzielte beim ersten Wahlgang 17,6 Prozent der abgegebenen Stimmen. „Mit dem zweiten Platz habe ich schon gerechnet“, so Armbruster. „Aber manche haben auch erklärt, dass sie derzeit aus Prinzip Grün nicht wählen können. Die allgemeine Stimmungslage ist schlecht für uns.“

Zahlen und Fakten zur OB-Wahl

Ergebnisse: Bei der OB-Wahl in Leinfelden-Echterdingen am Sonntag, 3. Dezember, landete Otto Ruppaner mit 35,9 Prozent der abgegebenen Stimmen auf den ersten Platz. Raiko Grieb errang mit 25,0 Prozent den zweiten Rang. Die beiden Kandidaten gehen nun in die Stichwahl am 17. Dezember. Birgit Mertens kam auf 18,7 Prozent der Stimmen, dicht gefolgt von David Armbruster mit 17,6 Prozent. Auf Martin Weiß entfielen 2,0 Prozent der abgegeben Stimmen. Peter Sebastian Stahl erzielte 0,8 Prozent.

Wahlbeteiligung: Aufgerufen zur OB-Wahl in Leinfelden-Echterdingen am Sonntag waren 29 778 Bürgerinnen und Bürger. 12 934 Menschen gingen zur Urne. Die Wahlbeteiligung lag damit bei 43,4 Prozent.

Kommunalwahlrecht: Seit der Änderung des Kommunalwahlrechts in diesem Jahr gilt, dass es bei Bürgermeisterwahlen beim zweiten Wahlgang statt einer Neuwahl eine Stichwahl zwischen den beiden Bewerbern mit den höchsten Stimmenzahlen gibt. Eine Rücknahme der Bewerbung nach dem ersten Wahlgang ist seit der Änderung nicht mehr möglich.

Amtsinhaber: Der bisherige Rathauschef, Roland Klenk, geht im Frühjahr 2024 nach 22 Amtsjahren in der Ruhestand.