Zwischen Neckar und Alb
Offen sein für vieles

Kultur Das Schauspielensemble Kunstdruck will im Central in Esslingen ein freies Theater gründen. Eröffnung soll noch in diesem Jahr sein. Von Gaby Weiß

Ende des Jahres will das Schauspielensemble Kunstdruck ein freies Theater im Central-Theater am Rossmarkt in Esslingen eröffnen. Der Verein, der seit 2013 aktiv ist und seine Produktionen seither an unterschiedlichsten Orten realisiert hat, hofft auf engagierte Mitstreiter, die auf, vor und hinter der Bühne mitarbeiten und das denkmalgeschützte Gebäude mit Leben füllen.
„Wir sind offen für Ideen“, betonen Philipp Falser und Julia Rohn von Kunstdruck. „Wir beide machen immer schon gerne Theater. Im Verein Kunstdruck sehen und zeigen wir seit fünf Jahren, dass man auch als Autodidakt, ohne Studium oder Ausbildung tolles Theater machen kann. Jetzt möchten wir den nächsten Schritt gehen und eine feste Spielstätte etablieren, damit Akteure und Publikum eine Heimat bekommen“, erklärt Julia Rohn. Zukünftig soll im Central-Theater geprobt, produziert und aufgeführt werden, außerdem ist ein Gastspielprogramm geplant.
Das Central-Theater, 1629 zum ersten Mal urkundlich erwähnt, hat eine lange Geschichte als Gast- und Wohnhaus, Brennerei und Bierbrauerei. Es wurde 1913 zum Lichtspielhaus, gilt als eines der ältesten erhaltenen Kinos in Deutschland, steht seit 1986 unter Denkmalschutz und wurde über viele Jahre hinweg renoviert. „Die Besitzer-Familie Geissler ist daran interessiert, dass das Theater wiederbelebt und wiederbespielt wird. Und Kulturamtsleiter Benedikt Stegmayer hat schon im letzten Sommer bei uns angefragt, ob wir uns vorstellen könnten, ein freies Theater in Esslingen ins Leben zu rufen“, erzählt Philipp Falser. Ideen haben Falser und Rohn, die künftig ehrenamtlich und nebenberuflich als Intendanten fungieren werden, zur Genüge: Der Verein Kunstdruck trägt dieses Theater, das „Kunstdruck-Central-Theater“ heißen soll. Der Verein wird es mit sieben oder acht Kunstdruck-Theater-Inszenierungen mit insgesamt 40 Vorstellungen pro Jahr bespielen. Dazu sollen Ausstellungen, Konzerte, Workshops und Gastspiele kommen.
Als freies Theater ohne öffentliche Trägerschaft, ohne öffentliche Dauerförderung und ohne festes Ensemble will die neue Spielstätte in der Stadtmitte für Kooperationen mit Vereinen und Institutionen offen sein. „Mitmachen kann jede Altersgruppe, Jugendliche, Erwachsene und Senioren, Profis und Laien, Esslinger und Nicht-Esslinger, alle, die sich in einem Theater engagieren möchten.“ Inhaltlich wollen sie „offen sein für vieles“, betonen Rohn und Falser, legen aber Wert auf einen gewissen Qualitätsstandard. Den größten Anteil werde vermutlich das Sprechtheater einnehmen. „Was Bands anbelangt, müssen wir sehen, was lärmtechnisch geht. Eine Rockband vermutlich weniger.“
Vielleicht wird auch das von Falser auf den Weg gebrachte Straßenkunstfestival im nächsten Jahr einen zusätzlichen Spielort im Central haben. Auch Schultheatertage möchten die beiden gerne wieder in Esslingen ermöglichen: „Es ist mein Traum, dass sich hier eine feste und dauerhafte Kooperation mit Schulen entwickelt. Wir wollen als Verein Kunstdruck unseren Teil zu kultureller und kunstästhetischer Bildung beitragen“, betont Julia Rohn, die in Ludwigsburg Sonderpädagogik fürs Lehramt und Theaterpädagogik studiert und für das freie Theater wieder in ihre Geburtsstadt Esslingen zurückzieht.
Dass Esslingen der richtige Ort für ihr Engagement ist, davon sind die beiden, die seit vielen Jahren in der dortigen Jugendarbeit aktiv sind, überzeugt: „Ich schätze Esslingen. Es ist für mich eine Herzensangelegenheit, nicht in die großen Städte abzuhauen, wo man sich künstlerisch leicht verlieren kann. Esslingen hat eine gute Größe“, weiß Philipp Falser, der derzeit sein Bachelor-Studium im Fach Sprechkunst und Sprecherziehung abschließt und freiberuflich als Sprecher und Sprechtrainer arbeitet.
Interessierte können sich melden per E-Mail an philipp.falser@schauspiel-kunstdruck.de.