Lenninger Tal
Offene Türen und offene Ohren

Schulsozialarbeit Esmahan Cenk und Dilan Inan leisten seit September an den Grundschulen in Ober- und Unterlenningen sowie in Schopfloch Einzelfallhilfe und stärken die Gemeinschaft in den Klassen. Von Anke Kirsammer

Ausgrenzung, Mobbing und Streitereien, bei denen Schüler sich nicht selbst zu helfen wissen - Beispiele, wo Schulsozialarbeit auch jüngeren Kindern unter die Arme greifen kann. Seit September gibt es an den drei Grundschulen in Lenningen Schulsozialarbeiterinnen. Esmahan Cenk betreut die Grundschule in Oberlenningen mit einer halben Stelle. Dilan Inan ist ebenfalls mit einer 50-Prozent-Stelle Anlaufstation in den Grundschulen Unterlenningen und Schopfloch. Trägerin ist die Bruderhausdiakonie.

Die Schulsozialarbeiterinnen halten engen Kontakt zu den Lehrerinnen, bieten Eltern ihren Rat an und arbeiten mit Hort sowie Kernzeiten- und Ganztagsbetreuung zusammen. Eine Herausforderung stellt dabei der künftig verschärfte Datenschutz dar. Darauf wies Andrea Groeneveld, stellvertretende Leiterin der Dienststelle Jugendhilfen Deggingen der Bruderhausdiakonie, hin. Für Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht kommt das einer Quadratur des Kreises gleich: Einerseits wolle man keine Doppelstrukturen, andererseits müssten verschärfte datenschutzrechtliche Vorgaben eingehalten werden.

Soziales Kompetenztraining ist einer der Schwerpunkte der beiden Schulsozialarbeiterinnen. Zu den Zielen gehört, die Klassengemeinschaft zu fördern und die Kooperationsbereitschaft der Kinder aufzubauen. Sie sollen lernen, Regeln einzuhalten und Konflikte zu managen. Durch Rollenspiele können Drittklässler sich besser in andere hineinversetzen. In zwei Mädchengruppen geht es vor allem um den Komplex Freundschaft. Mit einer Handvoll Jungs bearbeitet Dilan Inan Themen wie Medien, Gewalt und Konflikte. Wo nötig, leisten die beiden Schulsozialarbeiterinnen intensive Einzelfallhilfe. In den Pausen stehen die Türen zu ihren Büros offen.

Sechs Drittklässler hatten in den Faschingsferien das Angebot von Esmahan Cenk angenommen und waren in die Schule gekommen. „Mein Ziel war, Zugang zu den Kindern zu bekommen“, erklärte die 25-Jährige. Ebenfalls losgelöst vom Alltag ist ihr Vorhaben, die Viertklässler ins Schullandheim zu begleiten. Künftig möchten die Schulsozialarbeiterinnen nicht nur die Angebote weiterführen, sie wollen auch die Eltern bezüglich des Medienumgangs ihrer Kinder aufklären. „Angedacht sind außerdem Pausenengel“, so Esmahan Cenk, geschulte Dritt- und Viertklässler, die ähnlich wie Streitschlichter als Ansprechpartner fungieren.

Gemeinderat Dr. Ulrich Jaudas interessierte sich dafür, warum es heute, anders als in seiner Kindheit, Schulsozialarbeit braucht. Für Andrea Groeneveld gehören Smartphones mit Inhalten, die nicht für Grundschüler geeignet sind, zu den Gründen. Kinder hätten heute außerdem kaum Gelegenheit, sich unbeaufsichtigt draußen zu bewegen. Damit fehlen ihnen Lernfelder. Das wirke sich auf ihre sozialen Kompetenzen aus. Noch hält es Esmahan Cenk für zu früh, um zu sagen, wovon die Kinder bei der Schulsozialarbeit an den Lenninger Grundschulen besonders profitieren, eine Frage, die Georg Zwingmann auf den Nägeln brannte. „Wir sind für jeden Einzelnen dankbar, den wir in die Spur bekommen“, betonte Michael Schlecht. Schulsozialarbeit müsse als Brandverhüter begriffen werden. „Wir wünschen uns ein Klima der Unterstützung, auch dass mehr Jungs und mehr Eltern kommen“, so lautete das Resümee des Rathauschefs.