Weilheim und Umgebung
„Ohmden plant die größte Laterne“

Bauvorhaben Der Umbau des Wasserturms in eine Wohnung stößt manchen bitter auf. Eine Initiative gegen das Projekt ist bereits in Planung. Von Lena Bautze

Friedlich und still ragt er aus dem Boden - der Wasserturm in Ohmden. Doch so still ist es im Wohngebiet nicht mehr: Nicht jeder freut sich über die Pläne, den Wasserturm in eine Wohnung umzugestalten.

Geplant ist unter anderem ein Aufbau auf dem bestehenden Turm, der 1,60 Meter höher ist als die höchste Stelle jetzt und 1,50 Meter über den ursprünglichen Wasserbehälter hinausragt. Laut Bauordnung wäre das nicht möglich, weil der Mindestabstand zum Nachbarn nicht eingehalten würde. Doch gemäß dem Baugesetzbuch hat die Gemeinde die Möglichkeit, abweichende Maße zuzulassen. Und das ist jetzt auch beim Wasserturm der Fall. Begründet wird es damit, dass es eine besondere städtebauliche Situation ist und der Turm eine erhaltenswerte Eigenart der Bebauung darstellt.

Anwohner San Tenggara kann das nicht verstehen: „Dieser Tower wird zu einem reinen Schmuckstück umgebaut. 300 Meter Luftlinie entfernt ist das neue Wohngebiet geplant, da gibt es Platz.“ Seiner Meinung nach widerspricht der Umbau den Leitsätzen der Gemeinde, in denen es heißt, dass der dörfliche Charakter erhalten bleiben soll.

Doch gerade weil der Turm das Bild Ohmdens prägt, möchte die Gemeinde diesen nicht abreißen, sondern neu nutzen. Das sei umwelt- und ressourcenschonender.

Auch Dieter Wolf hat Bedenken gegen die Planung. Ihm rückt das Gebäude zu nah an sein Grundstück ran. „Der Abstand wäre dann nur noch ein paar Zentimeter. Das Tropfwasser von dem Turm fällt dann auf meine Garage“, sagt er. Er selbst habe nichts gegen die Leute, die da später oben wohnen, wenn sie nur etwas kleiner bauen würden. Er findet es nicht gerechtfertigt, hier eine Befreiung zu erteilen: „Jeder muss sich an die Regeln halten.“

Der Aufbau stört die Nachbarn besonders, denn dadurch würde mehr Schatten auf die umliegenden Häuser fallen. Eine Besonnungsstudie sollte da Licht ins Dunkel bringen - mit dem Ergebnis, dass es keine wesentliche Veränderung gibt und die Aufenthaltsräume der Nachbarn nicht an Lichtqualität verlieren. Doch das ist laut San Tenggara nicht richtig: „Der, der diese Studie gemacht hat, hat sich nicht damit beschäftigt.“ So sei der Schatten vom geplanten Fahrstuhl nicht berücksichtigt worden und auch nie bei den Anwohnern nachgefragt worden, was sie denn als Aufenthaltsraum definieren: „In unserem Dachgeschoss ist eine Einliegerwohnung, in die später mein Sohn ziehen möchte. Doch auch das Dachfenster wurde bei der Studie nicht berücksich­tigt“, betont er.

Keine Eventlocation geplant

Bedenken hat er auch in Sachen Licht- und Lärmschutz: „Die Gemeinde plant die größte Laterne Ohmdens“, sagt er lachend, „und wenn da jemand ein Fenster in 20 Metern öffnet, schallt das ganz schön weit.“

Worüber große Unklarheit im Ort herrscht, ist die eigentliche Nutzung des Turms. Es gehen Gerüchte um, dass aus dem Neubau eine Eventlocation werden soll. Andere sprechen davon, dass gar niemand langfristig einziehen wird, sondern der Turm bei ­Airbnb als besondere Wohnung für kurze Übernachtungstrips angeboten wird. Doch an den Gerüchten ist laut Bürgermeisterin Barbara Born nichts dran: „Der Wasserturm wird künftig als Wohnturm genutzt. Einzelheiten beschließt der Gemeinderat im Durchführungsvertrag.“ Wer letztlich einzieht, stehe noch nicht fest. „Der Investor möchte die Wohnung langfristig vermieten. Dies ist auch im Sinne der Gemeinde“, erklärt Barbara Born.

Familie Tenggara geht schon längst juristisch gegen das Bauvorhaben vor, auch Familie Wolf überlegt, sich rechtlich vertreten zu lassen. Die Bürgermeisterin sieht jedoch keinen Grund, das Vorhaben einzustampfen: „Im Rahmen einer Bürgerbeteiligung vergangenes Jahr sind lediglich vier Stellungnahmen der Öffentlichkeit eingegangen. Die Resonanz in der Bevölkerung ist überwiegend positiv.“ Doch es gibt Spannungen, meint San Tenggara. Die Überlegung sei da, eine Initiative zu gründen.

Ab nächster Woche liegen die Pläne, Begründungen und Stellungnahmen im Rathaus aus. Bis 12. April können sich die Träger öffentlicher Belange, Behörden und Bürger dazu äußern.