Ohmden. Sie haben sich die Geschichte Ohmdens zur Aufgabe gemacht: Professor Hans Herzinger, Sigrid Dolde, Dr. Klaus Dolde und Lore Hanne schreiben anlässlich des 900. Geburtstags der Gemeinde im Jahr 2025 ein Jubiläumsbuch. „Die Idee ist aus der Not geboren“, erklären die vier Ohmdener. Vor fast einem Jahr stellte Kreisarchivar Manfred Waßner, der schon die Geschichte von Lenningen und Bissingen zu Papier gebracht hat, eine Ortschronik vor. Doch das Vorhaben war allerdings mit 92 000 Euro zu teuer und wurde abgeblasen.
Waßners Chronik hätte eine wissenschaftlich-geschichtliche Ausrichtung gehabt, ganz im Interesse Hans Herzingers, doch das kleine Team will eigene Schwerpunkte setzen. „Lieber etwas, das auch heute von Interesse ist“, beschreibt Herzinger das Vorhaben. Er erklärt: „Wir sind keine Chronisten und keine Historiker. Wir schreiben keine Ortschronik, sondern ein Jubiläumsbuch – von Ohmdenern für Ohmdener geschrieben.“
Zusammengefunden hat sich die Gruppe, nachdem das historische Werk abgesagt wurde. Lore Hanne wollte den Gedanken an das Geschichtswerk nicht aufgeben, Hans Herzinger hatte ohnehin bereits sein Interesse an der Umsetzung bekundet. Gemeinsam wandten sie sich an das Ehepaar Dolde. Klaus Dolde sowie Herzinger und Hanne kennen sich aus alten Gemeinderatszeiten, Dolde war außerdem zehn Jahre lang stellvertretender Bürgermeister. Sigrid Dolde hingegen ist in der Kirche aktiv und gibt Führungen durch die christlichen Gemäuer.
Ein Teil des Werks befasst sich „mit dem Teil Ohmdens, der es weltweit auszeichnet“: den Fossilien. Den viele der Funde stammen eigentlich aus Ohmden, sagt Herzinger und weist auf die „große Ehre“ hin, dass sich Holzmaden auf seinem Ortsschild fortan „Urweltgemeinde“ nennen darf. „Wir gönnen das aber den Holzmadenern“, betont der Ohmdener.
Ein weiterer Teil befasst sich mit der Geschichte der Gemeinde. „Ohmden wurde immer wieder verkauft, mit Mann und Maus“, erklärt Herzinger. Als Grund beschreibt er, dass die Gemeinde immer wieder verpfändet wurde – bis die Gemeinde schließlich von den Württembergern ausgelöst wurde. Auch die Zeit des Ersten und Zweiten Weltkriegs findet Eingang in das Jubiläumsbuch. Als Quelle dienen Zeitzeugenberichte, die der ehemalige Bürgermeister Walter Kröner erfragt und dokumentiert hat. Auch die von Pfarrer Beck geschriebene sowie von Gotthilf Kurz gebunde und prachtvoll verzierte Chronik sowie weitere Werke und archivierte Artikel des Teckboten und des Ortsblatts dienen als Quellen.
Und auch die Gegenwart soll nicht zu kurz kommen. An dieser Stelle sind Vereine, Schulen und die Kirche gefragt. Eine jede Einrichtung, ein jeder Verein solle über seinen Bereich berichten, hofft das engagierte Team – dieses Kapitel wird im Idealfall etwa ein Drittel des Werks ausmachen. Dabei lassen sie nicht außer Acht, dass sie den kommenden Generationen ein wichtiges Werk hinterlassen: „Was Ohmden heute ist, ist in 100 Jahren Geschichte“, so Hans Herzinger.
Sponsoren gesucht
248 stark wird das Jubiläumsbuch aller Voraussicht nach, 1000 Exemplare sollen erscheinen, sagt Klaus Dolde. Rund 26 000 Euro wir das Vorhaben kosten. „Wir arbeiten natürlich ehrenamtlich, aber die Herstellungskosten können wir nicht beeinflussen“, sagt Dolde. Um die Gemeinde zu entlasten, hofft das Team auf Sponsoren. „Sie werden auch im Jubiläumsbuch genannt“, verspricht Dolde. Selbst der Verkauf der Bücher kann die Unkosten nicht decken, prognostiziert er. Ohmdens Bürgermeisterin Barbara Born rechne damit, dass etwa 700 Ausgaben verkauft werden – je nach Preis könnte das etwa 15 000 Euro einbringen, „doch das passiert nicht sofort“, so Dolde.
Noch ist das Buch allerdings nicht geschrieben. Ende 2024 soll es erscheinen, „sodass man es noch als Weihnachtsgeschenk kaufen kann“, erklärt Dolde – auf dieses Datum festnageln lassen will er sich allerdings nicht. Fest stehen hingegen schon die Quellen. Eine große Hilfe ist dabei Elsbeth Brugger. Für die Ohmdenerin ist das Archivieren eine große Leidenschaft. Mehr als 5000 Seiten über Ohmden und die Welt hat sie in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gesammelt – nun kann die engagierte Gruppe von ihrer Arbeit profitieren. Katharina Daiss