Vor Corona war es das letzte Mal, dass wir einen Bericht über die Schulsozialarbeit gehört haben. Jetzt wird uns Patrick Maser von der Bruderhausdiakonie auf den aktuellen Stand bringen“, sagte Lenningens Bürgermeister Michael Schlecht. Damit sollte die Antwort auf die Frage des Gemeinderats, „Was bekommen wir für unser Geld?“, gegeben werden. „Wir waren eine der ersten Kommunen, die an der Grundschule Schulsozialarbeit angeboten haben. Seit 2011 gibt es das“, so der Schultes. Auch an den weiterführenden Schulen arbeiten Sozialpädagogen, insgesamt sind zwei Vollzeitstellen besetzt.
Kopfzerbrechen bereitet uns immer mehr die Finanzierung der Schulsozialarbeit.
Bürgermeister Michael Schlecht
„Kopfzerbrechen bereitet uns aber immer mehr die Finanzierung“, sagte Michael Schlecht, denn die ursprüngliche Drittelfinanzierung von Land, Landkreis und Gemeinde ist in Schieflage geraten. Die erhebliche Mehrbelastung ist an der Gemeinde hängen geblieben. Die Schulsozialarbeit am Schulzentrum in Oberlenningen verursacht für die Gemeinde Lenningen Gesamtkosten in Höhe von rund 208.000 Euro jährlich. Land und Landkreis beteiligen sich an diesen Kosten mit insgesamt 66.800 Euro pro Jahr, sodass bei der Gemeinde rund 141.000 Euro an Eigenanteil verbleiben. Diese Zahlen machen deutlich, wie unbefriedigend die Unterstützung des Landes für Lenningen ist – denn der Zuschuss des Landkreises Esslingen ist in gleicher Höhe an diesen Betrag gekoppelt. Ursprünglich beteiligten sich Land, Landkreis und Kommune zu gleichen Teilen an den Kosten. „Das Land muss sich jetzt nicht nur der Kostensteigerung bewusst sein, sondern endlich die Förderung für die Schulsozialarbeit dementsprechend erhöhen“, legt Michael Schlecht den Finger in die Wunde und erinnert das Land an seine Pflichten.
„Die zwei Vollzeitstellen sind auf drei Personen verteilt“, erklärte Patrick Maser in seinem Bericht. Dabei wurde deutlich, wie vielschichtig die Arbeit ist. Es gibt beispielsweise die Arbeit mit den Klassen, Einzelfallhilfe und Beratung für Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrer. Im sozialen Kompetenztraining soll die Klassengemeinschaft gefördert und Anleitung gegeben werden, damit Freundschaften gelingen können. „Konflikttraining ist sehr wichtig“, sagte Patrick Maser. Gibt es Konflikte, werden sie besprochen und Lösungen gesucht. „Die Kinder und Jugendlichen sollen Demokratie lernen“, so der Sozialpädagoge.
Im Sozial-Coaching werden die Schülerinnen und Schüler darin geschult, selbst Probleme lösen zu können. Social-Media-Grundkenntnisse werden vermittelt und auf Cyber-Mobbing eingegangen. „Es gib Pausenengel in der Grundschule. Die vermitteln als Erste bei einem Streit. Erst wenn der so nicht geschlichtet werden kann, wird die Lehrerin informiert“, erklärte Patrick Maser. Bei der Einzelfallhilfe nimmt er einen steigenden Bedarf wahr. Die Probleme der Schülerinnen und Schüler sind vielfältig. Sie reichen von Sexting, Gewalt, Essstörung, (Zukunfts-)Angst, Überforderungsgefühl bis hin zu Suizidgedanken. „Die Messbarkeit unserer Arbeit ist schwierig“, sagte Patrick Maser.
„Alle Schulen sind dankbar für diese Arbeit. Die Schulsozialarbeit ist eine ganz wichtige Institution und ein wichtiger Bestandteil des Schulbetriebs“, schätzt Michael Schlecht die Arbeit der Bruderhausdiakonie. Genau daraus leitet sich jedoch seine Kritik an das Land ab. „Das gehört eindeutig zum Schulbetrieb und ist damit nicht vordergründig die Aufgabe der Gemeinde, die das Geld dafür ranschaffen muss. Wir sind für die Gebäude zuständig“, verdeutlichte er.