Bergpreis
Oldtimer lassen Neuffen erbeben

Bergpreis Am Sonntag dröhnten historische Rennwagen durch den Ortskern und die Neuffener Steige hinauf. Motorsportbegeisterte kamen bei den Schauläufen ganz auf ihre Kosten. 

Dröhnende Motorengeräusche und Benzin in der Luft: Beim Bergpreis in Neuffen kamen Motorsportfans aus dem Staunen nicht mehr heraus. Zahlreiche Besucher fanden den Weg in den Ortskern und ließen sich von den PS-starken Wagen begeistern. Foto: Ralf Just

Etwas auf die Ohren, etwas fürs Auge, und eine Stimmung, bei der selbst morgen noch das Herz bebt“ – Rainer Klink, Moderator des Bergpreises Schwäbische Alb, setzte die Messlatte am Sonntag ziemlich hoch. Versierten Motorsportfreunden dürfte er dennoch aus der Seele gesprochen haben, erwarteten sie doch eben das: röhrende Motoren, einen Geruch, dem die Floskel „Benzin in der Luft“ nicht annähernd gerecht wird, und schillernde Wagen, die eine breite Palette des historischen Motorsports vorstellten.

Schon am frühen Morgen herrschte reges Treiben im Ortskern. Vier Fahrerlager waren, verteilt in der Innenstadt, ausgewiesen. Dort kamen nach und nach mit heulenden und knatternden Motoren die etwas mehr als 100 Teilnehmer an der Oldtimer-Schau an. „Das Teilnehmerfeld ist voll besetzt, und alle angemeldeten Starter sind auch eingetroffen“, sagte Stephan Allgöwer aus dem Organisationsteam der Veranstalter. Mehr als 200 Helfer postierten sich laut Allgöwer an der Startnummernausgabe, in den Fahrerlagern und entlang der Strecke. Wie viele Zuschauer wurden erwartet? „Lassen wir uns überraschen. Das Wetter passt jedenfalls schon mal“, sagte Allgöwer.

Um 10 Uhr startete vor dem Rathaus der erste von insgesamt drei Schauläufen des Bergpreises. Dieser wurde 2017 von der ausrichtenden Interessengemeinschaft ins Leben gerufen. Die Motorsportenthusiasten wollen an das Bergrennen Schwäbische Alb erinnern, das von 1964 bis 1983 auf der Neuffener Steige ausgerichtet wurde. Nach dem Bergpreis im vorigen Jahr ging es in dieser Neuauflage zum zweiten Mal in den Schauläufen auf die ehemalige Rennstrecke.

Inmitten des Trubels steht Helga Aumüller in einem blauen Overall im Fahrerlager und wartet. Die Fränkin reiste 300 Kilometer aus Schönbrunn am Steigerwald an. Sie fährt einen Lancia Delta Integrale, Baujahr 1987 – und der „lässt sich super fahren“, berichtete sie. Dieser ist also vier Jahre nach der letzten Ausgabe des Bergrennens hergestellt worden. Ihr Mann, Thomas Gruber, war am Tag der „Rennmonteur“, erzählte er. Der Lancia habe zwar eine Straßenzulassung, nach Beuren ging es für ihn allerdings auf einem Anhänger. Schon allein um sicherzugehen, dass bei der Anfahrt nichts schiefläuft. Wie oft fahren die beiden ihr Schätzchen aus? „Zwei bis drei Mal im Jahr, und auch abwechselnd mein Mann und ich“, verriet Aumüller. Der Bergpreis sei die letzte Station, bevor der Rennwagen „in den Kundendienst geht“, wie Gruber liebevoll die Prüfung vor dem Winterschlaf nennt.

Auf der Jagd nach Autogrammen

Schon in den frühen Morgenstunden waren zahlreiche Motorsportbegeisterte in den Fahrerlagern unterwegs. Franz Bildstein (15) schaut zum zweiten Mal beim Bergpreis zu und nimmt dazu gerne die Anfahrt aus Öhringen (Hohenlohekreis) auf sich, wie er erzählt. Der 15-Jährige begeistert sich für den historischen Motorsport und durchstreift die Fahrerlager auf der Suche nach Autogrammen ehemaliger Rennfahrer. In seiner Sammlung hat er bereits ein Autogramm des Rallye-Fahrers Walter Röhrl. Und weitere sollten folgen. Da stand er vor dem Porsche 911 Turbo Carrera RSR, in dem später am Tag der Rennfahrer Helmut Henzler den Schaulauf bestritt, durchaus an der richtigen Adresse. Der hatte in seinem Aktenkoffer auf dem Beifahrersitz noch Signet-Kärtchen aus den späten Siebzigerjahren. Großvater Frieder Bildstein sagte begeistert: „Das Röhren in der Altstadt, der Duft von Benzin in der Nase, all das macht ein großartiges Erlebnis aus.“

Moderator Rainer Klink zeigt sich am Mittag nach dem ersten Schaulauf zufrieden. Die Stimmung, das Interesse der Zuschauer sei bemerkenswert. Um solche hochkarätigen Fahrzeuge zu finden, müsse man sonst aber auch „sehr weit laufen“ – oder anders: Sie seien in der Region nur schwierig zu finden. Bestimmt das vierte Mal, erzählt er, sei er als Moderator beim Bergpreis dabei. Unter den vielen Fahrzeugen war in dieser Ausgabe eine Besonderheit dabei, die selbst dem versierten Oldtimer-Kenner das Herz höher schlagen ließ: ein BNC Baujahr 1928, der in Neuffen in diesem Jahr seine Jungfernfahrt hatte. Die Marke stammt ursprünglich aus Frankreich und wurde 1922 bis 1934 hergestellt, so Klink. In den Zwanzigerjahren des vorigen Jahrhunderts habe dieser Rennwagen den Maßstab im Motorsport dargestellt.

Am Abend ziehen die Veranstalter ein positives Resümee. Sie schätzten die Besucherzahl auf ungefähr 15.000, so Stephan Allgöwer aus dem Organisationsteam: „Und was am wichtigsten ist: Es gab meines Wissens keine Vorfälle.“ Auch die bewirtenden Vereine dürften zufrieden gewesen zu sein. Laut Allgöwer waren sie Stand 18 Uhr alle ausverkauft. Auch der Eselhock, der parallel stattfand, zog zahlreiche Besucher an.