Wenn sie mit ihren flotten Flitzern unterwegs sind, sind ihnen bewundernde Blicke sicher. Die Sportwagen des britischen Herstellers MG sind mehr als nur Fortbewegungsmittel. Für Freunde dieser Automarke sind sie pure Leidenschaft, die mit Sachverstand und viel Liebe zu technischen Finessen gepflegt wird. Dass die Oldtimerbegeisterung in Zeiten der Elektromobilität nicht nur Beifall findet, wissen MG-Enthusiasten wie Hans Jensen aus Dettingen. Doch er ist überzeugt: „Unsere Leidenschaft für diese Fahrzeuge hat viel mit Nachhaltigkeit zu tun.“ Dabei denkt der 69-jährige Ingenieur nicht nur daran, dass Oldtimer-Liebhaber der Wegwerfmentalität trotzen. Unter dem Motto „Move Green“ sollen Veranstaltungen wie die Oldtimer-Tour des MG Car Clubs Deutschland, die mit 27 Sportwagen durch den Kreis Esslingen führte, CO2-neutral gestaltet werden.
So wichtig wie das Sightseeing war den Oldtimer-Tourern das Fachsimpeln. Dass die Liebe zu Sportwagen der Kultmarke nur etwas für Menschen mit dickem Geldbeutel ist, lässt Hans Jensen nicht gelten: „MG war nie etwas Exklusives. Die Fahrzeuge sind klassisch aufgebaut, robust und als Oldtimer erschwinglich.“ Je nach Modell und Zustand taxiert Jensen den Preis für bestimmte Typen „etwas unter Golf-Niveau“. Einen MG Midget finde man um die 12.000 Euro. „Man braucht aber ein Händchen, um das richtige Exemplar auszuwählen“, weiß Jensen. Dabei helfen gerne auch die Spezialisten des MG Car Clubs Deutschland, die vor einem Oldtimerkauf mit Kennerblick einen möglichen Kandidaten unter die Lupe nehmen können, damit es hinterher keine bösen Überraschungen gibt, wenn etwa der Zahn der Zeit etwas zu heftig genagt hat.
Was vielen Oldtimer-Fans die Entscheidung für einen MG erleichtert: „Die Ersatzteilversorgung ist sehr gut“, sagt Hans Jensen. „Notfalls kann man eine ganze Karosserie kaufen.“ Als Ingenieur mit 40 Jahren Berufserfahrung in der Automobilindustrie weiß er viele technische Herausforderungen zu meistern. Sein MG B ist seit Jahrzehnten in Familienhand. „Ich hatte schon immer ein Faible für englische Autos“, verrät er. Deshalb hatte er das Cabrio in jungen Jahren seiner Mutter empfohlen, die es an ihn vererbt hat. „Der Wagen hat mich nie im Stich gelassen“, sagt der Dettinger, der die Oldtimerbegeisterung auch an die nächste Generation weitergereicht hat. Selbstverständlich ist das nicht, denn die Oldtimerszene bewegt sich überwiegend in der Altersgruppe Ü50. Hans Jensen und sein Kollege Günter Graskamp versuchen, jüngere Oldtimer-Enthusiasten in Online-Workshops anzusprechen, um zu erfahren, wie der MG Car Club für Jüngere attraktiver werden könnte. Es gibt eine eigene Whatsapp-Gruppe.
Dass ökologische Aspekte gerade für diese Altersgruppe eine wesentliche Rolle spielen, weiß Hans Jensen, der sich im Club um „Future Mobility“ kümmert. Er will zeigen, dass auch Oldtimer eine Rolle in der Nachhaltigkeitsdebatte spielen können. „Unser Club hat sich der Herausforderung verschrieben, Oldtimerausfahrten nachhaltig zu gestalten“, erklärt Jensen. „Die Aktivitäten sind nicht nur symbolischer Natur, sondern aktive Schritte in Richtung Klimaschutz.“ Emissionen, die durch gefahrene Kilometer bei Club-Ausfahrten wie der Oldtimer-Tour am Wochenende entstehen, sollen durch Förderung von Projekten wie der Renaturierung von Mooren in Norddeutschland ausgeglichen werden.
Der wichtigste Baustein im „Future Mobility“-Konzept des MG Car Clubs ist der zunehmende Einsatz sogenannter eFuels – synthetischer Kraftstoffe, die mittels erneuerbarer Energie aus Wasserstoff und CO2 hergestellt werden. Bei Club-Events wurden solche Kraftstoffe bereits eingesetzt. „Im Ergebnis gab es keine spürbaren Unterschiede im Fahrverhalten im Vergleich zu herkömmlichem Benzin“, resümierten die Technik-Experten des Clubs. Keines der Fahrzeuge habe sich anders verhalten. Deshalb sehen die MG-Fans ihre Initiative als „schönes Beispiel dafür, wie Innovation und Tradition Hand in Hand gehen können, um die Umweltbelastung zu reduzieren“. Entscheidend sei nun, solche Kraftstoffe kostengünstiger und damit konkurrenzfähiger zu machen.