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Oldtimer-Spezialisten aus Beuren: Sie lieben ihre Schätzchen

Sammler Claus Nowack aus Beuren ist nicht nur Besitzer von historischen Autos, er bewertet sie auch. Sein Freund Willi Krause ist ebenfalls Oldtimer-Fan und hat einen britischen Triumph in der Garage. Von Uwe Gottwald

Die Anzahl von Vergasern und Zylindern, Hubraumbemessungen und andere technische Details fliegen dem interessierten Betrachter nur so um die Ohren, wenn Claus Nowack und Willi Krause über Oldtimer reden. Man merkt schnell: die beiden sind nicht nur Fans und Besitzer alt-ehrwürdiger Autos, sie sind auch vom Fach. Krause, Ingenieur für Maschinenbau und Kraftfahrzeugtechnik, war bis 2012 als Berufsschullehrer an der Kfz-Abteilung der Philipp-Matthäus-Hahn-Schule in Nürtingen tätig, der Maschinenbauingenieur Nowack aus Beuren ist freiberuflicher Kfz-Sachverständiger, der im Laufe seiner langen Berufszeit zum Fachmann für die Bewertung von historischen Fahrzeugen wurde.

 

Nachbauten sind erlaubt, es muss nur den damaligen Produktionsweisen entsprechen.
Claus Nowack
Oldtimer-Experte

 

In Beuren haben die Oldtimer-Enthusiasten ihre Kleinode aus der Garage geholt und schwärmen über technische Innovationen der jeweiligen Zeit ebenso wie über die Schönheit der Gefährte. Da ist zum einen der Triumph TR 6, den der britische Hersteller von 1968 bis 1976 baute. Willi Krauses Cabrio mit Stoffverdeck stammt aus dem Jahr 1973. Mit einem 2,5-Liter-Sechszylinder-Motor bringt es das Auto auf eine Leistung von 104 PS. Krause erklärt eine technische Besonderheit: „Das Viergang-Getriebe hat eine Overdrive-Funktion.“ Die kann mittels einer kleinen Taste am Schalthebel im vierten Gang zugeschaltet werden. „Das reduziert die Drehzahl um etwa 500 Umdrehungen, was das Fahrzeug ruhiger und benzinsparender laufen lässt“, erklärt er.

Nowack nennt gleich drei Oldtimer sein Eigen. Besonders stolz ist er auf den Glas GT Cabrio, von dem lediglich 364 Exemplare gebaut wurden. „Das Fahrzeug war eine Sensation bei der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt im Jahr 1963“, sagt er. Es wurde ab 1964 in Serie von der Firma Hans Glas in Dingolfing gebaut, auch Nowacks Fahrzeug mit Baujahr 1966.

Der bayrische Landmaschinenhersteller hatte sich zunächst an den Bau eines Motorrollers gewagt, bevor er das vierrädrige Fahrzeug entwickelte, das unter dem Namen Goggomobil, benannt nach dem Kosenamen eines Enkels von Hans Glas, große Bekanntheit erlangte, weiß Nowack aus der Historie zu berichten. Glas fand Geschmack am Autobau und tat sich mit dem italienischen Karosseriebauer Pietro Frua zusammen. Gemeinsam wurden der Glas GT sowie die 1700er Limousine und das große V8 Coupé entwickelt. Ein Blick auf das konkav gearbeitete Armaturenbrett mit einer Vielzahl an einzelnen Anzeigen zeugt von der italienischen Handschrift, die sich in weiteren Fahrzeugtypen findet.

Der Glas wurde durch die Übernahme von BMW noch weiter gebaut, ab 1967 jedoch mit Technik der Bayrischen Motorenwerke ausgestattet. „Am ursprünglichen Ort der Glas GmbH in Dingolfing produziert heute das größte BMW-Werk Europas“, erinnert Nowack.

Erster „Japaner“ in Deutschland

Neben dem Glas hat er ein weiteres Kleinod geparkt, einen Honda S 800 Coupé aus dem Jahr 1966. „Die Marke war das erste japanische Auto, das auf den deutschen Markt kam“, sagt Nowack. Der Sportwagen mit 800 Kubikzentimeter Hubraum und 67 PS Leistung bringt es auf eine Höchstgeschwindigkeit von zirka 160 Kilometer pro Stunde. „Das war für die damalige Zeit gegenüber vergleichbaren Fahrzeugen enorm“, sagt er anerkennend.

Das jüngste Gefährt aus Nowacks Sammlung wurde 1989 gebaut, ein BMW Z1. Sein Besitzer präsentiert dessen Alleinstellungsmerkmal. Ein Knopfdruck, und die Türen versenken sich fast bis zum Boden des Fahrzeugs. Das ermöglicht nicht nur das Einsteigen, sondern „im Fahrzeugschein ist eingetragen, dass so auch gefahren werden darf, was im Sommer sehr angenehm ist.“

Das Auto hat erst vor vier Jahren das Alter erreicht, ab dem es die Bezeichnung Oldtimer verdient. Das Kennzeichen mit dem „H“ , das für „historisch“ steht, kann für Fahrzeuge beantragt werden, die 30 Jahre und älter sind. Das bedeutet nicht, dass an diesen Fahrzeugen alles original sein muss. „Nachbauten, zum Beispiel von Karosserieteilen sind erlaubt und manchmal notwendig, es muss nur den damaligen Produktionsweisen entsprechen“, sagt der Oldtimer-Experte.

Informationen dazu bieten zum Teil noch Hersteller, aber auch Clubs, wo Expertenwissen ausgetauscht wird, auch in eigenen Zeitschriften. „Das Verdeck und die Innenausstattung für meinen Glas habe ich bei Fachleuten nahe Dingolfing anfertigen lassen, die noch einen Bezug zu den ursprünglichen Glaswerken hatten“, erklärt Nowack. Zuvor jedoch baute er das Fahrzeug bis auf die letzte Schraube auseinander, Teile wurden restauriert oder erneuert, bevor er das Auto mit fachkundiger Hilfe eines Bekannten wieder in den ursprünglichen Zustand versetzte.

Oldtimer werden geschont

Das Wissen um Konstruktionen, aber auch um den Zustand einzelner Fahrzeugkomponenten, ist die Grundlage für Nowacks Tätigkeit als Sachverständiger, gerade auch für Oldtimer. Als Vertragspartner einer Gesellschaft zur Bewertung von Oldtimern begutachtet er historische Fahrzeuge. „Der Wert ist vor allem für den Versicherer wichtig“, erklärt er. Die Fahrzeuge werden in fünf Kategorien eingestuft. „Kategorie fünf taugt allenfalls noch als Ersatzteillager, vier kann noch restauriert werden, das H-Kennzeichen gibt es erst für noch fahrtüchtige Exemplare ab der Kategorie drei“, erklärt Nowack.

Das Kennzeichen bedeutet dann auch Vorteile bei der Kfz-Steuer, die unabhängig von Hubraum und Emissionen pauschal mit einem eher geringen Betrag erhoben wird. „Dafür werden die Fahrzeuge auch nicht viel bewegt“, gibt Nowack zu bedenken. Über 1000 gefahrene Kilometer im Jahr sei schon viel, die Halter seien eher darauf bedacht, die Fahrzeuge zu schonen.

Er und sein Freund Krause seien ab und an bei Oldtimertreffen, bei denen man sich mit Gleichgesinnten austauschen könne, meist in der Region. Das in Reutlingen sei schon eines der größeren, auch in Baden-Baden sei man schon gewesen. „Da werden dann auch Ausfahrten organisiert, zum Beispiel in die Vogesen“, erzählt Nowack. Oldtimer-Rallyes mit Wertungen seien dagegen nichts für ihn, an Wettbewerb sei er nicht interessiert. „Uns geht es um die Schönheit der Autos“, ist er sich mit seinem Freund einig.