Esslingen. Für Esslingens Kommunales Kino (Koki) war es dieses Jahr besonders bitter: Fast jeder Abend im Kino auf der Burg war verregnet, insgesamt nur 12 900 Besucher bedeuten einen Minusrekord. Das bringt das Koki in die Bredouille, denn im Etat ist stets ein satter Überschuss auf der Burg eingeplant, um übers Jahr den Betrieb des Filmtheaters auf der Maille zu sichern. Nun klafft ein tiefes Loch in der Kasse – das Kommunale Kino muss um seine Zukunft kämpfen.
„Wir hatten schon schwierige Jahre – damit muss man als Open-Air-Veranstalter leben“, sagt Sibylle Tejkl, die mit Stefan Hart die Geschäfte des Kommunalen Kinos führt. „Aber selbst im Katastrophenjahr 2006 hatten wir zu Beginn zwei gute Abende, dank derer wir es am Ende noch auf 15 600 Besucher gebracht haben. Diesmal gab es keinen einzigen Tag, an dem das Wetter stabil war.“ Damit war das Kino auf der Burg 2023 mit durchschnittlich etwa 1200 Gästen pro Abend das am schlechtesten besuchte Festival in 29 Jahren. Zum Vergleich: 2019 mit perfektem Open-Air-Wetter kamen 27 000 Zuschauer auf die Burg.
Dass dennoch ein kleines Plus blieb, ist nur ein schwacher Trost, denn das Kino auf der Burg ist zum Erfolg verdammt: Ohne städtische Förderung lässt sich ein ambitioniertes Programm nicht realisieren. Doch die letzte nennenswerte und dauerhafte Zuschusserhöhung liegt 17 Jahre zurück. Zuletzt sind die Kosten pandemie- und inflationsbedingt noch rascher gestiegen. Damit ist die Finanzierungslücke von Jahr zu Jahr größer geworden. Die einzige Chance, sie zu schließen, sind stattliche Erträge im Kino auf der Burg. „Das wissen auch unsere 160 Ehrenamtler, und das ist für viele eine zusätzliche Motivation, sich auf der Burg zu engagieren“, sagt Sibylle Tejkl.
Sonderzuschüsse sind nötig
Mit knappen Kassen hat das Koki Erfahrung. Ohne die Erträge aus dem Kino auf der Burg wird das Defizit noch größer. „Wir bleiben auf einer Haushaltslücke von mehr als 100 000 Euro sitzen“, bilanziert Stefan Hart. Der Förderverein hat einen Sonderzuschuss von 50 000 Euro zugesagt. Außerdem hofft das Koki auf die Unterstützung der rund 1 250 Mitglieder und der zahlreichen Besucher. Aber die Kinomacher werden nicht umhinkönnen, bei der Stadt wegen eines Sonderzuschusses vorstellig zu werden : „Ein Kulturbetrieb wie das Koki kann durch die Vielzahl seiner Aufgaben im Bereich der Kultur- und Bildungsarbeit und wegen seines Anspruchs, Filme jenseits des Mainstreams zu präsentieren, trotz großen ehrenamtlichen Engagements nicht kostendeckend arbeiten“, sagt Sibylle Tejkl. Alexander Maier