Die Veranstalter, die Stiftung Peterskirche, wollten die zahlreichen Wandbilder und Malereien zum Sprechen und Klingen bringen. Stimmungsvolle Orgelklänge, improvisiert vom Organisten Leonard Hölldampf, untermalten die szenischen Informationen zum Kirchenhaus und seiner Geschichte. „Wir sind keine Schauspieler“, untertrieb Pfarrer Matthias Hennig zu Beginn. Am Ende hätte man es doch meinen können, so trefflich schlüpfte er in die unterschiedlichsten Rollen mit Bezug zur Kirchengeschichte der Weilheimer Peterskirche.
An der Seite von Historikerin Katharina Wilke begaben sich die beiden in unterschiedlichen Rollen in die Epochen 1522, 1524, 1601 und etwas visionär in das Jahr 2059. Die Historikerin stieg eingangs als Peter von Koblenz, Baumeister der Peterskirche (1489–1495), geschickt über eine Leiter von der Empore über dem Luther-Gemälde herab. Sie begegnete Wilhelm Sigel, einem fiktiven Schuhmachermeister aus der Kirchgasse Weilheims, gespielt von Pfarrer Matthias Hennig.
Gespannt verfolgten die Veranstaltungsgäste das Geschehen, wie Schuster und Baumeister das gelungene Gewölbe betrachten, mit dem der Baumeister zufrieden ist und an dem der Schuster Gefallen findet. Als Abbild des Himmels sei es gedacht gewesen, lässt der Baumeister wissen. Wie einen Schutzraum empfindet es der Weilheimer Schuster. Alle Blicke, auch die der Zuschauer, schweiften hoch zu den besprochenen Örtlichkeiten. Lichtspots beleuchteten die evangelische Kirche. Pfarrer und Historikerin bewegten sich in der Sprache der Zeit. Gemalte Gewächse im Gewölbe wurden gemeinsam betrachtet. „So viel ist versteckt an diesem Himmel“, hieß es im Dialog. Die Pflanze Bittersüß sei ein Sinnbild für die Standhaftigkeit und stehe für das Bittere, das sich in das Süße im Leben wandelt.
Eine weitere Szene im Jahr 1524 führte Thomas Schick den Älteren, Maler der zweiten Generation von Wandbildern in der Peterskirche, mit Karl Fischer, dem gänzlich vergessenen Totengräber Weilheims, in dem Programm zusammen. Dieser Dialog gestaltete sich nun im schwäbischen Dialekt vor dem Bild „Höllenschlund“ im südlichen Seitenschiff. Der Totengräber gesteht, dass er der Predigt selten aufmerksam gelauscht habe. Er stand wie damals üblich in der Mitte des Gotteshauses vor der Kanzel und betrachtete lieber die Bilder, besonders das der Höllendarstellung. Auch „Großkopfete“ seien dabei in der Menschenmasse, die die ganze Gesellschaft darstellt – dunkle Zeiten, dunkle Bilder, untermalt mit dunkler Orgelmusik.
Die gespielte Szene im Jahr 1601 thematisierte das Bild und die Geschichte von Jona, der vom Wal verschluckt wurde. Lichtspot und Blicke gingen zur Bilddarstellung. Erneut kam dunkle Musik von der Orgel, improvisiert von Leonard Hölldampf. Er übernahm die Vakanz des Kirchenmusikers in der Peterskirche in Weilheim von November 2021 bis März 2022. Noch ein Passionskonzert wird es mit ihm geben, dann wechselt er nach Aalen.
Von der Bildervielfalt inspiriert
Ihn inspirierte die Bildervielfalt in der Peterskirche – die Idee zum Veranstaltungsabend war geboren. Eine ebenfalls improvisierte „Sehnsuchtsmelodie“ im späteren Teil des Programms entwickelte sich aus der Düsterheit heraus und plätscherte geradezu der Zukunft entgegen. Visionär befand sich das Geschehen im Jahr 2059 und blickte zurück auf das Jahr 2022. Ein pflichtbewusster Mesner, gespielt von Pfarrer Hennig, fegte erzählend den Kirchenraum. Er zeichnete ein positives Bild der Peterskirche. Erheitert nahm das Publikum die kleinen Hinweise entgegen, die im „Rückblick“ bestätigten, dass „damals“, im Jahr 2022, viel gespendet wurde. Auch im kunstvoll gestalteten Stifterbuch von Horst Nething sei viel geblättert worden. Das Publikum blätterte im Anschluss tatsächlich gerne im Stifterbuch und geizte in Anwesenheit von Horst Nething nicht mit Lob. Eine „Kirchenführung mal anders“, begleitet von der Goll-Orgel.