Sie ist ein Juwel der regionalen Orgellandschaft: die Beckerath-Orgel in der Dettinger St.-Georgskirche. Seit 2018 bereichert sie Liturgie und Musikleben. Nun hatten sich die Dettinger Organisten Manfred Häfele, Reinhold Sander, Daniel und Tobias Trostel erneut zusammengetan, um die Königin der Instrumente konzertant erstrahlen zu lassen.
Mit der Jubilee-Suite von Gordon Young wählte Daniel Trostel einen Auftakt, dem die ungeteilte Aufmerksamkeit des Publikums gewiss war. Ein als meditatives Zwischenspiel platziertes Arioso findet sich zwischen den effektvollen Charakterstücken „Promenade“ und der motorisch geladenen „Carillon-Toccata“ wieder. Gleichermaßen souverän wie geschmackvoll konnte Trostel Eugène Gigouts berühmte h-Moll-Toccata anschließen, bevor er in einem Prélude des Zeitgenossen Michael Schütz die reizvolle Schnittstelle zwischen Tradition und populären Stilzitaten ausleuchtete.
Gleich drei Größen des musikalischen Kanons hatte Reinhold Sander im Gepäck. Vom „britischen Orpheus“ Henry Purcell erklangen vier für Cembalo geschriebene Stücke, darunter das bekannte „Trumpet Tune“. Dem großen Thomaskantor erwies Sander mit seiner Darbietung des Orgelvorspiels „Jesu, meine Freude“ eine überaus würdige Reverenz. Im angenehmen Kontrast zur schwerblütigen Polyphonie Johann Sebastian Bachs stand die leichtfüßige Anmutung, mit der Sander ein ursprünglich für Bläserdivertimento komponiertes Mozart-Rondo zu interpretieren wusste.
Ein Füllhorn von Klangfarben schien Tobias Trostel mit Hans-Peter Brauns „Glocken“ über dem Publikum auszugießen. Geradezu mustergültig erwies sich seine tief durchdrungene Deutung von Bachs Choralvorspiel „Herr Gott, nun schleuss den Himmel auf“. In seiner klarsichtigen Interpretation der B-Dur-Fuge, die Robert Schumann über den klingenden Namen B-A-C-H geschrieben hat, gelang Trostel das Kunststück, die spieltechnisch höchst anspruchsvolle Symbiose aus strengem kontrapunktischem Stil und romantischem Charakterstück lebendig werden zu lassen.
Italo-Western in der Kirche
Manfred Häfele war mit seinen Konzertbeiträgen zwar ganz in der Gegenwart, spannte aber dennoch einen ästhetischen Bogen in die musikalische Vergangenheit. Seine mitreißende Darbietung von Karl Jenkins neobarockem „Palladio“ entfaltete ein pulsierendes Klangkontinuum, dessen zeitlose Eleganz zu begeistern wusste. Für ein kirchliches Konzert mag der Soundtrack eines Italo-Westerns zunächst keine naheliegende Wahl sein. Wenn es sich aber um Musik aus der Feder Ennio Morricones handelt, sieht die Sache gleich ganz anders aus.
Längst sind die Filmmusiken des Italieners feste Repertoirestücke klassischer Konzerthäuser. Warum das so ist, wurde in Häfeles Vortrag deutlich: in Morricones Musik ist eine visuelle Kraft wirksam, die mit bestechender Ökonomie perfekte Spannungsbögen setzt. Sehr zur Freude des Dettinger Publikums, das den vier Organisten mit begeistertem Applaus dankte.