Zwischen Neckar und Alb
Ostfildern wird kein „Sicherer Hafen“ für Geflüchtete

Politik Gemeinderat lehnt Antrag der Grünen-Fraktion auf aktive Unterstützung der Initiative „Seebrücke“ ab.

Ostfildern. Fast 230 Städ­te und Ge­mein­den in Deutsch­land, dar­un­ter Ess­lin­gen und 30 wei­te­re Kom­mu­nen im Land, ha­ben sich un­ter dem Dach der In­itia­ti­ve „See­brü­cke“ zum „Si­che­ren Ha­fen“ er­klärt. Da­mit stel­len sie sich ge­gen die Kri­mi­na­li­sie­rung der See­not­ret­tung auf dem Mit­tel­meer und er­klä­ren ih­re Be­reit­schaft, zu­sätz­lich zur Ver­tei­lungs­quo­te von Ge­flüch­te­ten aus See­not ge­ret­te­te Men­schen auf­zu­neh­men. Der Ge­mein­de­rat von Ost­fil­dern hat in sei­ner jüngs­ten Sit­zung ei­nen An­trag der Rats­frak­ti­on der Grü­nen ab­ge­lehnt.

„Ost­fil­dern ist sei­ner Ver­ant­wor­tung bis­lang im­mer nach­ge­kom­men, und wir werden sie auch künf­tig wahr­neh­men“, sag­te der Ober­bür­ger­meis­ter Chris­tof Bo­lay. Die Stadt ha­be sich en­ga­giert um die Auf­nah­me Ge­flüch­te­ter ge­küm­mert, die Will­kom­mens­kul­tur sei stark aus­ge­prägt, die Bür­ger zeig­ten ge­bün­delt im Freun­des­kreis Asyl gro­ßen Ein­satz. Der An­trag der Grü­nen, ne­ben ei­ner So­li­da­ri­täts­be­kun­dung die Be­reit­schaft zur Auf­nah­me von Ge­flüch­te­ten über den Ver­tei­lungs­schlüs­sel hin­aus zu er­klä­ren, sei al­lein schon aus for­ma­len Grün­den ab­zu­leh­nen. „Ei­ne ei­gen­stän­di­ge Flücht­lings­auf­nah­me der Kom­mu­nen ist der­zeit aus recht­li­chen Grün­den nicht mög­lich“, er­läu­ter­te Bo­lay die Po­si­ti­on der Ver­wal­tung. Da­mit blei­be nur, „den Ap­pell an die Po­li­tik zu rich­ten, ih­re Ver­ant­wor­tung zu über­neh­men“.

Grünen-Stadt­rat Jür­gen Kleih kri­ti­sier­te dies. „Es stimmt, dass Ost­fil­dern sehr viel da­für ge­tan hat, Flücht­lin­ge auf­zu­neh­men und zu in­te­grie­ren. Der letz­te we­sent­li­che Schritt aber fehlt, die Er­klä­rung als so­li­da­ri­sches Zei­chen der Auf­nah­me­wil­lig­keit“, sag­te er. Un­ter­stüt­zung er­hielt er von Tho­mas Hüsson-Be­renz (SPD), der bei der Stadt die Auffassung vermutet, „je mehr man hel­fe, des­to mehr kä­men nach“. Das Gre­mi­um stimm­te den­noch mehr­heit­lich ge­gen den An­trag. „Wir Eu­ro­pä­er tra­gen al­le Mit­schuld an der Flücht­lings­kri­se. Es ver­langt glo­ba­le Stra­te­gi­en, sie zu lö­sen“, sag­te Stef­fen Kai­ser (Freie Wäh­ler). Auch Mar­git­ta Sachs (CDU) sah dies so. Ei­nen „Si­che­ren Ha­fen“ an­zu­bie­ten, stel­le ei­ne „kos­ten­lo­se Wer­bung für Schlep­per und Men­schen­händ­ler“ dar. Peter Stotz