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Owen baut Wohnhaus in Unterkunft für Flüchtlinge um

Migration Die Stadt Owen schafft weiteren Wohnraum für Flüchtlinge. Der Gemeinderat ist mehrheitlich dafür.

Owen. Im Owener Rebenweg wird ein Wohnhaus zur Flüchtlingsunterkunft umgebaut. Das hat der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung bei einer Gegenstimme und zwei Enthaltungen mehrheitlich beschlossen und damit dem Plan der Verwaltung sein Okay gegeben. Die Stadt mietet das Haus und baut es für 8500 Euro so um, dass 15 Menschen darin wohnen können. Die Umbaukosten trägt zur Hälfte die Stadt, die andere Hälfte bezahlt der Vermieter. 

Gemeinden sind verpflichtet

Bei den Menschen, die dort einziehen werden, handelt es sich um Asylbewerber, deren Verfahren entweder abgeschlossen ist oder die aus der vorläufigen Unterkunft des Landkreises ausziehen müssen, weil sie länger als 24 Monate dort gelebt haben. Laut Gesetz sind die Städte und Gemeinden für diese sogenannte Anschlussunterbringung zuständig. 

Während die Mehrheit des Gemeinderats den Vorschlag der Verwaltung schweigend zur Kenntnis nahm, gab es auch kritische Stimmen. Ratsmitglied Jochen Eberhardt äußerte beispielsweise vehement Zweifel an der Eignung des Hauses, das er als „Architektenhaus“ bezeichnete. Verena Grötzinger verteidigte die Entscheidung mit Nachdruck. Bei einem Vor-Ort-Termin habe sich die Verwaltung einen Eindruck des Gebäudes verschafft, auch der Kreisbaumeister des Landratsamts sei dabei gewesen. Der Mietpreis sei angemessen. „Wir probieren es. Wir haben keine andere Option“, sagte Grötzinger mit Blick auf die Verpflichtung der Städte und Gemeinden, Wohnraum für Asylbewerber zu schaffen. Der Landkreis habe deutlich gemacht, dass er den Städten und Gemeinden „die Leute vor die Tür setzt“. „Wir haben Handlungsdruck“, sagte die Bürgermeisterin. Diese Immobilie gebe der Stadt Owen Sicherheit, „dass wir alle Menschen unterbringen können, die wir unterbringen müssen“. Eine Containerlösung erfordere ein Grundstück und sei um ein Vielfaches teurer als Miete und Umbau des Hauses im Rebenweg.   

Auf den Einwand von Holger Röcker, ob denn „irgendjemand an die Leute, die drumherum wohnen“, denke, sagte Grötzinger, indem man auf kleine Einheiten setze, habe man die Unterbringung von Flüchtlingen bisher immer gut geschafft. Die Frage, ob man sich gegenüber dem Landkreis gegen die Aufnahme von Flüchtlingen wehre, beantwortete Grötzinger mit „Ja“. Allerdings bekomme der Landkreis die Asylbewerber ja auch nur vom Land zugewiesen, das Land wiederum vom Bund und so weiter. „Wir müssen gucken, wie wir es irgendwie leisten können“, sagte Grötzinger. Auch der Landkreis sei mit der Erstaufnahme aktuell überfordert und übe moralischen Druck auf die Städte und Gemeinden aus, ihn bei der Suche nach Immobilien zu unterstützen. „Eigentlich hätten wir Grundstücke benennen sollen für die vorläufige Unterbringung.“ Allerdings müsse die Gemeinde zunächst einmal ihrer eigenen Verpflichtung nachkommen. „Wenn wir dann noch Überschuss haben, können wir über eine gemeinsame Lösung nachdenken.“

Keine Sporthallen belegen

Gemeinderatsmitglied Christoph Ensinger argumentierte pragmatisch: „Wir müssen versuchen, das Beste draus zu machen“, sagte er. „Das Fatalste wäre, wenn wir Sporthallen belegen müssten. Das wäre eine Eskalation.“ Antje Dörr