Die ersten Anlieferer standen bereits Schlange, bevor das rote Band zerschnitten war. Die Einweihung eines Recyclinghofs – das riecht nach Graubrot im Alltag von Rathaus- und Behördenchefs. Sollte man meinen. Grau und trist war am Mittwochmorgen allenfalls der Himmel über der jüngsten Entsorgungseinrichtung des Landkreises auf Owener Markung. Großer Bahnhof für einen Sammelplatz, der in dieser Art erst den zehnten im ganzen Landkreis darstellt. Dass Abfall Chefsache ist und der Landrat höchstpersönlich den Startschuss gibt – auch das ist nicht unbedingt alltäglich.
Hier landet nicht nur Grünschnitt, sondern auch grüner Strom.
Landrat Marcel Musolf über Solarmodule, die auf dem Recyclinghof Energie liefern.
Im „Äule“ direkt neben der Owener Kläranlage können ab sofort an drei Tagen der Woche neben allen alltäglichen Wertstoffen auch Gartenabfälle angeliefert werden. Den Unterschied macht Rasenschnitt. Der suppt bei der Lagerung und erschwert aus genehmigungsrechtlicher Sicht dem Abfallwirtschaftsbetrieb des Landkreises die Suche nach neuen Standorten. Die wird generell immer schwieriger. Man sei daher froh gewesen, dass die Stadt Owen ein geeignetes Grundstück gefunden und zur Verfügung gestellt habe, betonte Landrat Marcel Musolf bei der offiziellen Einweihung. Die Owener erhalten im Gegenzug nun einen Recyclinghof, „um den mich viele meiner Kollegen im Kreis beneiden“, stellte Bürgermeisterin Verena Grötzinger fest. Wer Rasen kann, ist also klar im Vorteil: Das Sickerwasser wird im „Äule“ aufgefangen und gesondert abgeleitet.
Rund 700.000 Euro hat der Bau, dem ein neunmonatiges Genehmigungsverfahren vorausging und der anschließend in nur drei Monaten fertig war, gekostet. Er ersetzt den alten Standort am Ortsrand beim alten Farrenstall, der bisher nur einmal pro Woche für kurze Zeit geöffnet war und der nun vom städtischen Bauhof als Lagerplatz genutzt wird. „Baustellen müssen laufen“, verwies Landrat Marcel Musolf auf die gute Baupartnerschaft in Owen, bei der alle Beteiligten an einem Strang gezogen hätten. „Wenn dann Zeitrahmen und Budget eingehalten werden, umso besser.“
Dass das Projekt fast noch zu Fall gekommen wäre, weil die nur 3,50 Meter breite Zufahrt über einen Wirtschaftsweg keinen Begegnungsverkehr zulässt – auch das spricht für die gemeinsame Suche nach pragmatischen Lösungen. Anrainer stellten Flächen für Ausweichbuchten zur Verfügung. Das kreiseigene Straßenbauamt gab sich damit zufrieden.
Drei Tage die Woche geöffnet
Der Recyclinghof in Owen ist am Mittwoch und Freitag von 14 bis 17 Uhr und am Samstag von 9 bis 13 Uhr geöffnet. Abgegeben werden können Papier und Kartonagen, Schrott, Glas, Verpackungsmüll, Styropor, Korken, CDs und DVDs sowie Druckerpatronen und Energiesparlampen. Daneben werden verholzter Grünschnitt, Laub und Gras angenommen. Kompost, Biomüll- und Laubsäcke gibt es zu kaufen.