Völlig überrascht wurde Owens Kämmerin Manuela Unzeitig: Es gab ein dickes Lob für ihren Haushaltsplan. „Dazu kann ich nur gratulieren. Ich finde ihn super und richtungsweisend. Wir setzen damit ein Zeichen für Investitionen - und er zeigt: Wir nehmen die Generationengerechtigkeit ernst“, sagte Ulrich Raichle.
Zuvor hatte Bürgermeisterin Verena Grötzinger das „Jahresprogramm“ für die Stadt Owen in ihrer Haushaltsrede vorgestellt. „Gerade die aktuellen Verhandlungen um die Koalitionsvereinbarung im Bund zeigen uns in den Kommunen, dass wir bei unserer Haushaltspolitik nur einen sehr begrenzten Handlungsrahmen haben, der sich in vielen Bereichen auch daran orientiert, welche Rahmenbedingungen uns vorgegeben werden“, sagte sie. Hier lasse das Konnexitätsprinzip, wonach die Ausgabenlast der Aufgabenlast folgt, leider oft zu wünschen übrig. Nichtsdestotrotz will sie sich nicht daran hindern lassen, für Owen das Beste zu wollen und zu geben. „Wir haben in diesem Gremium die Chance - wenn auch im Kleinen - die Weichen so zu stellen, dass wir in eine gute Zukunft blicken können“, ist sie optimistisch.
Manche kommunalpolitische Entscheidung könnten nicht alle Bürger nachvollziehen, weil sie erst in Jahren oder gar Jahrzehnten erfolgreich sein wird. „Gerade die nachhaltige Entwicklung einer Kommune erfordert einen langen Atem und braucht ihre Zeit“, so die Stadtchefin. Die Umstellung des Finanzwesens von der Kameralistik auf die Doppik, die Owen bereits seit 2012 eingeführt hat, soll diesem Ansatz Rechnung tragen. „Wer heute bestellt, muss es auch gleich bezahlen und darf die finanzielle Last nicht auf morgen vertagen. Dazu hätte es in Owen aber keiner Umstellung des Finanzwesens gebraucht, denn so arbeiten wir schon immer“, sagte Verena Grötzinger. Aus diesem Grund könne sich die Stadt das leisten, was sie braucht - auch wenn man das eine oder andere Mal auf das Wünschenswerte verzichtete.
„Wir müssen wieder lernen, uns an dem zu freuen und das wertzuschätzen, was wir haben, denn nur dadurch erreichen wir Zufriedenheit“, sagte sie und gab einen Ausblick auf das, was sich die Stadt leisten kann. Da ist beispielsweise die Teckhalle, die mit einem ordentlichen Griff in die Kasse saniert wird. Auch das Feuerwehrgerätehaus wird so umgestaltet, dass es den Anforderungen der Feuerwehr entspricht. Saniert und umgebaut wird auch das Notariatsgebäude, damit es für notwendige kommunale Nutzungen - eventuell für Schulkindbetreuung - geeignet ist. „Das Sport- und Spielplatzkonzept, wozu wir im vergangenen Jahr eine Bürgerwerkstatt gemacht haben, soll in diesem Jahr konkretisiert werden“, zählte Verena Grötzinger weiter auf.
Was sich alles hinter dem Ansatz „Räumliche Planung und Entwicklung“ verstecken kann, machte die Stadtchefin an einem Beispiel deutlich: „Hier prüfen wir beispielsweise, ob die Möglichkeit eines Kreisverkehrsplatzes am Adler besteht - was wir leider ausschließen müssen, weil der Platz dazu fehlt.“ Eine Verbesserung der Verkehrssituation sei aber voraussichtlich trotzdem möglich, noch ist aber nichts konkret.
In Owen wird nichts für die Schublade produziert. Auf der Basis guter Entscheidungsgrundlagen leiste sich die Stadt nur das, was sie sich auch tatsächlich leisten kann. „So haben wir es in den vergangenen Jahren immer geschafft, dass wir trotz eines immer hohen Investitionsvolumens und der Finanzierung eines respektablen Unterhaltungsaufwands die Steuern nicht erhöhen mussten und die Gebühren immer auch unter sozialverträglichen Gesichtspunkten anpassen konnten“, erklärte Verena Grötzinger.
Info In Owen eine Tradition: An einem Sitzungsabend hält Bürgermeisterin Verena Grötzinger ihre Haushaltsrede, Kämmerin Manuela Unzeitig präsentiert die wichtigsten Zahlen, der Gemeinderat diskutiert darüber und verabschiedet das Werk - fertig. Schließlich wurde über sämtliche Punkte schon intensiv vorberaten. Die Diskussionsrunde fiel heuer aus, es gab nur Lob.