Wenn es nicht gelingt, den Ausstoß an Treibhausgasen zu verringern und die damit verbundene Erwärmung der Erde zu stoppen, sieht die Zukunft düster aus. Verheerende Monsterstürme, katastrophale Überschwemmungen, aussterbende Tier- und Pflanzenarten, ein ansteigender Meeresspiegel und weltweite Dürreperioden, mit Jahr für Jahr Millionen von Hitzetoten, sind nur einige Beispiele dafür, was zu erwarten ist. „Das ist inakzeptabel“, sagt Professor Dr. Florian Kapmeier von der ESB Business School der Hochschule Reutlingen.
Kürzlich war er zu Gast beim Handels- und Gewerbeverein (HGV) Teck. Dessen Vorsitzender Kurt Hiller hatte ins Foyer der Teckhalle nach Owen zum traditionellen Neujahrsempfang des HGV eingeladen. Dort stellte Kapmeier das Klimasimulationsmodell namens En-Roads vor, das im Internet in 20 verschiedenen Sprachen frei verfügbar ist. Anhand dieses Modells ermittelte er im Foyer der Teckhalle gemeinsam mit seinem Publikum, wie sich unter bestimmten Voraussetzungen der Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur entwickelt und wie die aktuelle Entwicklung ausgebremst werden kann.
Bevor Kapmeier gemeinsam mit den rund 80 Neujahrsgästen des HGV anhand von En-Roads die verschiedenen Szenarien am Computer durchspielte, rief Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Entwicklungen dazu auf, sich in diesem Jahr an den anstehenden Wahlen zu beteiligen. Neben den Kommunal- und Europawahlen steht in Owen auch die Bürgermeisterwahl an. „Wir haben es selbst in der Hand, wohin wir gehen“, sagte Grötzinger in ihrem Grußwort. Es gehe darum, die Demokratie mit Leben zu füllen und sie zu stärken.
Kapmeier machte seinem Publikum eindrucksvoll deutlich, wie wichtig es ist, den Anstieg der Durchschnittstemperatur bis zum Jahr 2100 auf zwei Grad oder besser auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Mache der Mensch einfach so weiter, werde die Temperatur aber um 3,3 Grad ansteigen, „mit katastrophalen Auswirkungen auf alle Lebewesen“, wie der Wissenschaftler sagte. Laut Kapmeier sterben pro Jahr allein wegen der zunehmenden Luftverschmutzung weltweit sieben Millionen Menschen.
Im Kampf gegen die Klimaerwärmung schlugen die Neujahrsgäste in der Teckhalle vor, unter anderem weltweit auf die Nutzung der Kohle zu verzichten, verstärkt auf die Aufforstung von Wäldern zu setzen, den Ausbau erneuerbarer Energien zu fördern und die energetische Sanierung von Gebäuden zu forcieren. In Sekundenschnelle berechnete En-Roads, wie sich die Vorschläge auf den Temperaturanstieg auswirken. Am Ende schafften es die Gäste in der Teckhalle lediglich, den Anstieg bis zum Jahr 2100 auf etwa 2,2 Grad Celsius zu drücken. Erst als Kapmeier an weiteren Stellschrauben des Simulationsmodells drehte, ging der Anstieg weiter zurück, am Ende auf 1,7 Grad.
Wie sich an dem Abend vor allem zeigte, ist neben dem Verzicht auf fossile Brennstoffe einer der wichtigsten positiven Einflussfaktoren, eine deutliche Erhöhung des CO2-Preises, beispielsweise auf 100 Euro pro Tonne. „Das ist die effektivste Stellschraube, wenn es darum geht, möglichst schnell runter zu kommen“, sagte Kapmeier. Um eine „Spaltung der Gesellschaft“ in dieser Frage zu verhindern, forderte der Wissenschaftler jedoch die vorherige Einführung eines Klimageldes, von dem vor allem Menschen mit einem geringen Einkommen profitieren sollen.
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Millionen Menschen sterben laut Kapmeier pro Jahr weltweit wegen der zunehmenden Luftverschmutzung