Digital auf dem Smartphone oder als Nachschlagewerk baumelnd an der Küchenwand? Die Zukunft des gedruckten Müllkalenders – genauer gesagt dessen Ende – hat sich in der Kreispolitik zur Glaubensfrage entwickelt. Auf Drängen der AfD kam das Thema in den Haushaltsberatungen erneut auf den Tisch – obwohl es eigentlich längst abgehakt ist. Die Umstellung auf digitale Bürgerdienste ist auch im kreiseigenen Abfallwirtschaftsbetrieb (AWB) in vollem Gang. Seit der AWB vor gut einer Woche mehr als 134.000 Haushalten Zugangsdaten für die digitalen Bürgerdienste zugesandt hat, haben sich binnen weniger Tage bereits rund zehn Prozent der Kunden online registriert. Kurzzeitig habe der große Andrang den Server in die Knie gezwungen. Die Probleme seien inzwischen aber behoben, teilt der AWB mit.
Gebühren einsehen, Behältergrößen und Kontodaten ändern oder Abfuhraufträge erteilen geht ab sofort bequem von zu Hause mit einem Klick. Doch glücklich mit dem Zeitenwandel, so komfortabel er sein mag, sind nicht alle. Die AfD im Kreistag hat darauf gedrängt, den Müllkalender auch weiterhin in gedruckter Form anzubieten, für alle, die sich in der digitalen Welt nicht zurechtfinden. Der Vorschlag: das Nachschlagewerk in Rathäusern auszulegen, dort wo es beispielsweise auch gelbe Säcke zum Nachfassen gibt.
Die Beschwerden halten sich bisher sehr in Grenzen.
AWB-Chef Michael Potthast sieht eine hohe Akzeptanz beim digitalen Service.
AWB-Chef Michael Potthast legt sich ins Zeug, die Sorgen zu entkräften: Der Müllkalender ist als Büchlein und obligatorische Wurfpost zwar Geschichte, Infos in Druckform sind aber nicht aus der Welt. Alle, die weiterhin ihre Abfuhrtermine auf Papier einsehen möchten, versichert Potthast, könnten dies weiterhin bequem nach Hause geliefert bekommen. Ein Anruf genügt. Wer wolle, könne die Listen mit individuellen Abfuhrterminen auch einfach auf der Homepage des AWB ausdrucken. Eine Auslage in den Rathäusern, wie von der AfD gefordert, ergebe wenig Sinn, weil die enthaltenen Daten selbst innerhalb einer Kommune lokal zugeschnitten seien. Schließlich gibt es zahllose Abholvarianten und etwa 90 verschiedene Abfuhrbezirke. Dass der Druck des Müllkalenders eingestellt wird, der den Gebührenzahler immerhin jährlich rund 200.000 Euro gekostet hat, steht überdies schon länger fest und wurde entsprechend kommuniziert. Dass man sich als Müllkunde seine Daten nun ausschließlich selbst beschaffen müsse, auch diese Sorge hält Potthast für unbegründet. Die Gebührenbescheide zur Kostenkontrolle gebe es wie gewohnt weiterhin per Post. Es sei denn, Kunden entscheiden sich aktiv und ausschließlich für den digitalen Weg.
Viel Lärm also um nichts? Beschwerden und schriftliche Bestellungen von individuellen Abfuhrplänen halten sich laut AWB bisher jedenfalls in Grenzen. Etwa 790 Haushalte hätten sich bis vergangener Woche schriftlich für den Postweg registriert. Gleichzeitig erreichen den AWB schon jetzt täglich mehr als 100 Sperrmüllaufträge auf digitalem Weg. Die ersten Sperrmüll-Lieferungen mit entsprechendem Code seien ebenfalls bereits auf den Deponien und Entsorgungsstationen im Kreis gelandet. Großes Interesse besteht demnach auch an der AWB-App: Inzwischen nutzen 96.400 Kunden das digitale Tool auf Smartphone oder Tablet – Tendenz stark steigend.
Alle Infos zu digitalen Bürgerdiensten und zum Serviceangebot rund ums Thema Müll gibt es unter awb-es.de