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Partnerschaft zwischen Polizei und Gemeinde: „Rufen Sie an, wir kommen“

Sicherheit Die Gemeinde Neidlingen und die Polizei gehen eine Partnerschaft ein, um für Sicherheit und Sauberkeit an Grillstellen zu sorgen. Das Projekt könnte Vorbild für das gesamte Polizeirevier Kirchheim sein. Von Peter Dietrich

Als er zum Bürgermeis­ter von Neidlingen gewählt wurde, war Polizeihauptkommissar Jürgen Ebler Leiter des Polizeipostens Bad Urach. Nun geht die Gemeinde Neidlingen mit der Polizei eine Sicherheitspartnerschaft für die beiden örtlichen Grillstellen ein. „Warum die Grillstellen?“, fragte Polizeioberrat Jürgen Ringhofer, Leiter des Polizeireviers Kirchheim, im Neidlinger Gemeinderat und gab die Antwort gleich selbst: „Wir müssen mit irgendetwas beginnen.“ Wenn die Partnerschaft funktioniere, werde sie auf weitere Örtlichkeiten ausgeweitet. „Neidlingen soll als Modellprojekt dienen“, sagte Jürgen Ebler. Denn eine derartige Partnerschaft wünscht sich die Polizei im gesamten Kirchheimer Revier. Für Neidlingen ist vor allem Polizeioberkommissarin Stephanie Bahsitta zuständig. Sie wird künftig verstärkt vor Ort präsent sein.

Die Leidensfähigkeit manches Hausmeisters oder Bauhofmitarbeiters sei groß, sagte Jürgen Ringhofer. Zu groß. Oft werde sehr lange gezögert, bis bei Vermüllung und Vandalismus endlich die Polizei eingeschaltet werde. Er rief dazu auf, nicht zu lange zu warten: „Rufen Sie an, wir kommen.“ Stephanie Bahsitta verwies auf den „Broken-Windows-Effekt“: Ist an einem Haus erst einmal eine Fensterscheibe eingeschlagen, sinkt die Hemmschwelle. Liegt am Grillplatz Müll herum, missverstehen das manche Leute als Aufforderung, noch mehr hinzuzuwerfen.

Nicht nur die Polizei ist mit dem vermehrten Einsatz an Streifen gefragt, auch die Gemeinde soll in der Partnerschaft ihren Beitrag leisten. Zum einen bittet die Polizei, vor Ort die Entsorgung des Mülls anzubieten. Es muss ja nicht gleich die Luxusversion sein, die ein Neidlinger Gemeinderat auf einem Grillplatz in der Schweiz erlebt hat, mit mehreren Behältern zur Mülltrennung, eine einzelne Tonne genügt. Die fettige Grillfolie, so die Erfahrung, landet sonst statt im eigenen Rucksack schnell in der Landschaft. Es gibt Müllbehälter mit schmaler Öffnung, die sich abschließen lassen.

Die zweite Bitte der Polizei betrifft die Beschilderung, die bisher bei beiden Neidlinger Grillstellen „Untere Wendung“ und „Pfanne“ fehlt. „Die Polizei kann nur anzeigen, was bußgeldbewehrt ist“, sagte Jürgen Ringhofer. Am besten würden auf der Tafel Symbole verwendet, die verstehe jeder. Es gebe solide Klappschilder, die bei großer Trockenheit einfach geöffnet würden, dann sei offenes Feuer verboten. Eine andere Gemeinde habe es stattdessen mit einem aufgehängten DIN-A4-Zettel versucht: „Er wurde als Grillanzünder benutzt.“ Auf dem Schild könnten auch erlaubte Nutzungszeiten genannt werden, etwa bis zum Einbruch der Dunkelheit. Aus dem Gemeinderat kam die Anregung, auch Einweggrills zu verbieten, die für viel Müll sorgen. Was genau erlaubt und verboten sein soll, müssen Gemeinderat und Verwaltung noch festlegen. Das Ziel sei nicht, den Leuten den Spaß am Grillen zu nehmen, sondern dass sich alle Nutzer wohlfühlen. Dass jemand auf dem Grillplatz seine Möbel verbrennt, wie vor Kurzem im Revier geschehen, dafür sind solche Grillplätze eben nicht gedacht.

Jürgen Ringhofer setzt auch auf ein gesundes Maß an sozialer Kontrolle: „In Neidlingen kennt man sich noch.“ Mit einer derartigen Partnerschaft, sagte er, habe er in seinem früheren Arbeitsbereich bereits gute Erfahrungen gesammelt, der Müll ging zurück. Ob das in Neidlingen genauso ist, soll nach etwa einem Jahr überprüft werden.