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Paula Schweizer aus Beuren sorgt für ordentlich Bass

Tuba Die 14-Jährige beweist, dass das schwere Blasinstrument auch von Frauen beherrscht werden kann. Von Marion Brucker

Paula Schweizer übt im elterlichen Wohnzimmer in Beuren. Foto: Marion Brucker

An ihrem zehnten Geburtstag geht für Paula Schweizer ihr größter Wunsch in Erfüllung: Ihre Eltern schenken ihr eine Tuba. „Ich wollte von Anfang an dieses Instrument lernen“, erzählt die 14-Jährige. Angefangen habe sie zunächst im Alter von sechs Jahren mit Trompete. „Weil die einfach kleiner war“, sagt sie. Doch schon als kleines Mädchen faszinierte sie die Tuba. Paula erinnert sich, wie sie ihr Opa zu einem Auftritt der Egerländer Musikanten mitgenommen hat und sie dort die große Tuba gesehen hat. „Dann hebt er die einfach mit zwei Händen auf. Das war schon cool“, erinnert sie sich. Ihr Opa habe früher auch Tuba gespielt und später Saxofon. Paula hebt ihr 6,5 Kilogramm schweres Instrument vom Boden auf einen Instrumentenständer und spielt ein paar Töne in ihrem Elternhaus in Beuren. Sie habe einen Artikel über einen Tubisten gelesen, in dem behauptet wird, dass die Tuba eher ein Männerinstrument sei. Nun möchte sie beweisen, dass auch Frauen, unabhängig von ihrer Statur, das Instrument spielen können.

 

Ein Lied ohne Bass ist langweilig.
Paula Schweizer

 

Neben der knapp 140 Zentimeter großen Schülerin steht noch eine zweite Tuba. Die wiegt 10,5 Kilogramm und gehört dem Posaunenchor Beuren, wo die 14-Jährige spielt. Genauso wie ihre eigene Tuba hat das Instrument vier Drehventile und ein genauso langes Rohr. „Meine Kleine ist nur enger gewickelt und die Große hat einfach einen zarteren Ton, und deshalb habe ich die manchmal daheim zum Üben“, erklärt sie. Als Herausforderung beim Tuba-Spielen sieht sie die Tonerzeugung. „Das ist schon schwierig, man braucht viel Luft“, sagt die Schülerin. Sie macht vor, wie die Lippen bewegt werden müssen. Es müsse sich anhören, wie eine Biene oder wie ein Pferd, das prustet. Das kitzelt dann etwas in der Nase, beschreibt Paula. Wichtig sei auch das Mundstück. „Das muss perfekt passen.“ Sie habe jüngst ein neues bekommen. Da springe der Ton viel leichter an.

Freitags erhält Paula Einzelunterricht, donnerstags probt sie im Posaunenchor – zuerst mit der Jugend, dann mit den Erwachsenen. „Sie spielt bei uns mit dem großen Chor“, sagt Paulas Mutter, die Trompete im Posaunenchor spielt. Paula transportiert ihr Instrument mit dem Leiterwagen, sagt ihr Vater. „In der Regel trägt es keiner“, meint er. Das Gewicht der Tuba spiele schon eine Rolle: „Wenn ich im Stehen spiele, habe ich es immer auf dem Ständer. Wenn ich im Sitzen spiele, habe ich es auch schon oft auf dem Schenkel“, erklärt Paula. Sogar die große Tuba habe sie schon im Orchester gespielt. Das war zum 120. Geburtstag des Posaunenchors, als sie mit einem der älteren Musiker die Instrumente getauscht hat.

Zu Hause spielt das Familienorchester

Auch daheim wird oft zusammen gespielt – nicht nur mit der Mama an der Trompete. Ihre zehnjährige Schwester Liese lernt Euphonium und ihr sechsjähriger Bruder Frieder hat im März mit der Trompete angefangen. „Und der bleibt hoffentlich im Sopran, dann sind wir vierstimmig“, sagt Paula. Immer wieder übt das Quartett zusammen. Ansonsten wird daheim nach Lust und Laune geprobt. Und die habe sie fast täglich. Der Vater hat seine Trompete bereits im Schulalter beiseite gelegt. Heute hilft er Paula, wenn das Ventil klemmt, dann repariert er es.

Am liebsten spielt Paula „Fetziges“. Ihre Lieblingsstücke sind „Mein kleiner grüner Kaktus“, „Probier’s mal mit Gemütlichkeit“ und „Song of Liberation“. Da spiele sie die Tenorstimme, also quasi die Melodie. „Ich glaube, der Bass ist ziemlich unbeliebt“, sagt sie. Beim Sopran habe man immer die Melodie, immer die Stimme. Beim Bass denke man, „der macht die ganze Zeit ,Bum, bum, bum‘“, sagt Paula. Aber die Tuba sei sehr abwechslungsreich.

2024 ist das Jahr der Tuba

Doch was müsste passieren, dass mehr Mädchen Tuba spielen? „Ich finde es auch gut, dass dieses Jahr das Jahr der Tuba ist. Weil auf das Instrument aufmerksam gemacht wird“, sagt Paula. „Vielleicht sollte man öfter Auftritte machen, bei denen richtig fetzige Musik gespielt wird, damit man hört, was die Tuba eigentlich leistet“, meint sie. Paula würde gerne Jungbläserunterricht geben. Dafür muss sie einen speziellen Lehrgang machen. Das geht ab 14 Jahren. Dann könne sie die ganz jungen Jungbläser, also ab ungefähr sechs Jahren, unterrichten. Später einmal Tuba zu studieren, daran denkt sie nicht. Im Juli macht sie erst einmal ein einwöchiges Praktikum bei einem Metallinstrumentenbauer in Dettingen/Erms. Und dann könne sie sich derzeit als Berufswunsch auch Familienpflegerin vorstellen. „Ganz genau weiß ich es nicht“, sagt sie. „Aber so in die Richtung.“