Beim „Platten legen“ konnte Jasmin Kuch die Prüfer von ihrem Können überzeugen. Die Tätigkeit hat jedoch weder mit Musik noch Boden verlegen zu tun: Die schmackhaft bestückten „Platten“ gehören zu den Prüfungsaufgaben der Metzgerinnung. Dabei muss eine Buffetplatte mit Fleischspezialiäten dekoriert werden. „Das macht mir am meisten Spaß“, sagt die gebürtige Schopflocherin.
Anscheinend beherrscht sie es auch hervorragend: Als Beweis dafür steht die Urkunde gut sichtbar für die Kundschaft auf der Verkaufstheke im Laden der Metzgerei Schäfer an der Vorderen Straße in Bissingen: „Für sehr gute Ausbildungsleistungen im Beruf Fachverkäufer (m/w/d) im Lebensmittelhandwerk - Schwerpunkt Fleischerei“ steht auf dem Papier hinter Plexiglas zu lesen. Jasmin Kuch, die Auszubildende der Metzgerei, hat die Auszeichnung als Jahrgangsbeste der Fleischerinnung Stuttgart-Neckar-Fils nach Bissingen geholt.
Auch Essen zubereiten gehörte vor den strengen Augen und Gaumen der Prüfer zu den praxisnahen Aufgaben. „Ich muss ja im Geschäft den Kunden Tipps geben, wie sie etwas zubereiten können, zum Beispiel wie man Gulasch kocht“, sagt sie. Auch ein Dessert oder eine Käseplatte waren ein Teil der Abschlussprüfung, ebenso musste sie unter Beweis stellen, dass sie ein Verkaufsgespräch führen kann.
„Seit meiner Zeit hat sich in der Prüfungsordnung viel verändert“, sagt Jochen Schäfer, Jasmins Chef und Ausbilder. Früher sei es nur ums Handwerk gegangen, heute müsse das „Komplettpaket“ beim Metzgernachwuchs stimmen, da kommt es auch auf die Beratung an. Denn die Kundschaft wird immer anspruchsvoller und bewusster. „Wir haben Fleisch von der Erzeugergemeinschaft Schwäbisch-Hall“, sagt er. Regionale Herkunft, kurze Wege, das ist ihm und auch seiner Kundschaft wichtig.
Keine Berührungsängste
Natürlich muss eine Auszubildende auch die Herstellung der Waren kennen, also auch bei der Wurstzubereitung dabei sein. „Das kommt ihr im Verkauf zugute“, sagt Jochen Schäfer. Daran könnte es bei der ein oder anderen Nachwuchsverkäuferin scheitern, Jasmin Kuch hat aber keine Berührungsängste: Sie kommt aus einer Familie mit Metzgertradition, der Großvater hatte eine Metzgerei, ihre Mutter hat in einer Metzgerei gearbeitet. „Ich finde das nicht schlimm“, sagt sie. Für ihren Ausbildungsplatz nimmt sie auch frühes Aufstehen gerne in Kauf.
Generell sei das auf dem Land wegen des dünnen öffentlichen Nahverkehrs aber schwierig, junge Leute für den Beruf zu begeistern. Deswegen ist Jochen Schäfer auch flexibel, wenn sie wegen der langen Anfahrt später anfangen müssten. Das Fleischer-Handwerk sucht schon seit Jahren händeringend nach Auszubildenden. Auf „Selbstständigkeit, Offenheit und Freundlichkeit“ komme es an, sagt der 37 Jahre alte Chef, der das 1984 gegründete Geschäft von seinem Vater übernommen hat. Man müsse offen für Veränderungen sein, denn das verlangt die Kundschaft heute. Feste Tage, an denen bestimmte Fleischsorten gekauft werden, das war einmal. „Heute wird eine Grillparty auch mal am Montag gefeiert“, sagt er. Dann muss er auch die entsprechenden Stücke da haben. Doch bei vielen Herausforderungen kann er sich auf das Können seiner ausgebildeten Mitarbeiterin verlassen. So gestaltete sie eine „Torte“ mit Käse und Wurst, drapiert auf übereinander geschichteten Holzscheiben, für den Mitternachtsschmaus auf einer Hochzeit. Alle waren begeistert, inklusive der 21-Jährigen: „So etwas finde ich cool.“