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Petra Durst-Benning spricht über ihren neuen Roman

Roman Der zweite Band der Köchinnen-Trilogie von Petra Durst-Benning ist erschienen. Im Interview spricht die Autorin über gutes Essen, starke Frauen und ihren Traum, inmitten von Weinreben zu leben. Von Heike Siegemund

Frau Durst-Benning, im zweiten Band Ihrer aktuellen Romantrilogie um die selbstbewusste Köchin Fabienne Durant geht es viel ums Kochen, Essen und Genießen. Auch Rezepte finden die Leserinnen und Leser wieder am Buchende. Sind Sie selbst leidenschaftliche Köchin?

Petra Durst-Benning: Ja, schon immer gewesen. Meine Schwester und ich hatten das große Glück, dass wir das Kochen von unserer Mutter gelernt haben. Wir waren noch keine zehn, als wir schon kochen konnten. Auch heute kochen mein Mann und ich leidenschaftlich gerne. Wir haben ein offenes Haus, laden gerne Leute ein. Aber ohne Schnickschnack: einfach zusammen sein, ein großer Topf Eintopf auf dem Tisch, ein gutes Brot, ein bisschen Salzbutter – und alle sind glücklich.

Woher stammen die Rezepte in Ihren Köchinnen-Büchern?

Durst-Benning: Meistens sind es Rezepte, die in meinem Portfolio schon lange existieren, die ich irgendwo mal gefunden habe. Das Rezept für die Oliven-Tapenade zum Beispiel habe ich von meinem Freund Jean aus Frankreich. Das Rezept für Pommes Grenailles ist hundert Jahre alt, ein absoluter Klassiker. Teilweise habe ich die Rezepte ein bisschen modifiziert, weil ich festgestellt habe, dass mir das Gericht so noch besser schmeckt oder dass es dadurch leichter nachzumachen ist für meine Leserinnen und Leser.

Das Thema Essen, Trinken, Kochen, Genießen spielt schon immer eine große Rolle in Ihren Büchern.

Ja. Aber ich glaube auch, dass dies nicht nur in meinem Leben, sondern in jedermanns Leben eine große Rolle spielt. Nur sind sich viele Menschen dessen nicht so bewusst. Wir müssen alle essen - vom ersten Atemzug bis zum letzten. Und ich sage immer, wenn wir sowieso schon essen müssen, warum machen wir dann kein Fein-Schmecken daraus? Und zwar nicht im Sinne von: Wir essen jetzt alle nur noch Hummer, Kaviar und Krevetten. Sondern wir gehen auf den Markt, kaufen zum Beispiel einen Bund frische Möhren, erfreuen uns an der Knackfrische dieser Möhren. Wir verwenden auch das Möhrengrün und machen daraus ein Pesto, werfen also nicht viel weg. Mir ist es wichtig, dass man auch während des Essens bei der Sache ist und nicht nebenher fernsehen schaut oder mit dem Handy rumspielt. Essen ist Genuss, das man mit viel Dankbarkeit betrachten sollte.

Genau das lebt die Hauptprotagonistin in Ihren Büchern vor.

Essen verbindet die Menschen über alle Religionen und Altersstufen hinweg. Ich wünsche mir, dass das Gemeinsame wieder mehr betont wird, dass wir einen unverkrampfteren Umgang mit dem Essen entwickeln und dass wir diese ganzen Grabenkämpfe, die es inzwischen gibt - zwischen Veganern und Vegetariern, guten und schlechten Lebensmitteln und den hunderten von Diäten - zur Seite schieben. Denn wer einen guten Geschmack entwickelt, wer weiß, wie zum Beispiel ein handgemachter Käse schmeckt, der isst den ganzen anderen Mist ja gar nicht mehr. Und genau das ist vielleicht die Message zwischen den Zeilen, die es in meinen Büchern ja immer gibt.

Sie sagen selbst, dass Sie gerne über das schreiben, was sie kennen. Welche Verbindung haben Sie zu Frankreich, wo Ihr neuer Roman spielt?

Der Roman spielt in Südfrankreich am Canal du Midi in der Nähe von Narbonne. Mein erster Mann und ich hatten dort viele Jahre ein Haus. Deshalb kenne ich diese Gegend wie meine Westentasche. Auch das ist für mich wichtig: Sie werden von mir nie einen Roman bekommen, der auf den Fidschi-Inseln spielt, wenn ich dort noch nie war.

 

Wegbereiterinnen sind einfach spannend.
Petra Durst-Benning

 

Wie schon in Ihrer Fotografinnen-Saga geht es auch bei der Köchin um eine starke Frau, die sich hartnäckig einen Platz in einem männlich geprägten Berufszweig erkämpft. Warum liegt Ihnen dieses Thema so am Herzen?

Wegbereiterinnen sind einfach spannend. Fabienne wird im ersten Band von ihrer vermeintlichen Freundin Stéphanie ausgelacht, als sie sagt, sie möchte später einmal Restaurantköchin werden. Frauen, die ihren Weg gehen, die auch die Härte dazu besitzen, finde ich faszinierend, weil sie diesen Weg nicht für sich alleine gehen, sondern für uns alle. Heutzutage ist es kein Problem mehr für eine Frau, Köchin in einem Restaurant zu werden. Aber wenn man in die Restaurantküchen und erst recht in die Sterneküchen schaut, findet man weiterhin fast keine Frauen. Die Arbeit ist körperlich hart, die Arbeitszeiten sind familienunfreundlich, der Ton ist immer noch sehr rau. Der Weg ist bereitet, aber es sind nicht so viele Frauen dem Weg nachgegangen.

Was hat Sie dazu motiviert, die Geschichte zu schreiben?

Eine Motivation war, den ersten Köchinnen ein Denkmal zu setzen. Die allerersten Restaurantköchinnen gab es in Lyon, der kulinarischen Welthauptstadt. Dort gab es die berühmten Mütter von Lyon, les mères lyonnaises. Die Berühmteste dieser Köchinnen war Eugénie Brazier. So um 1910 hatte sie drei Restaurants mit je drei Michelin-Sternen. Sie ist der einzige Mensch bis heute, der neun Michelin-Sterne hatte. 1970 wurde in Lyon eine neue wunderschöne Markthalle gebaut. Doch diese wurde nicht nach Eugénie Brazier benannt, sondern nach ihrem Lehrling Paul Bocuse. Damit hat man diese herausragende Frauenpersönlichkeit einfach missachtet.

Die Geschichte um Fabienne Durant spielt im 19. Jahrhundert. Was kann die heutige Generation von Frauen von Fabienne lernen?

Sie kann lernen, den eigenen Weg zu gehen und sich nicht darum zu kümmern, was die anderen sagen. Wir haben alle nur dieses eine Leben. Bei den jungen Frauen sehe ich unheimliche Fortschritte. Aber teilweise sehe ich auch genau das Gegenteil: dass sich die jungen Frauen wieder zurückentwickeln. Deren höchsten Ziel ist es, die Frau eines wohlhabenden Mannes zu werden, ihm den Haushalt zu führen und im Negligé auf ihn zu warten, bis er nach Hause kommt. Tiktok- oder Instagram-Influencerinnen, die solch‘ ein Leben führen, haben Millionen von Followern!

Mit dem zweiten Band ihrer Köchinnen-Trilogie ist Petra Durst-Benning jetzt auf Lesereise. In Kirchheim sind alle Lesungen bereits ausverkauft. Foto: Edgar Hess

Ihre Hauptprotagonistin zeigt den Leserinnen und Lesern, dass sie an ihre Träume glauben sollen – auch wenn das Leben manchen Schicksalsschlag bereithält. Welchen Traum hatten Sie als junges Mädchen?

(überlegt) Vielleicht war mein größter Traum immer, irgendwo zu leben, wo der Wein wächst. Denn in Weinbaugebieten sind die Menschen meiner Erfahrung nach offener, milder, warmherziger. Einige Zeit habe ich gedacht, ich habe diesen Traum in Südfrankreich verwirklicht. Aber der liebe Gott hat mich da nur einen kleinen Umweg machen lassen. Denn dann traf ich meinen jetzigen Mann, der mich in seine Heimat Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz entführt hat. Und jetzt wohnen wir inmitten von Weinbergen und genießen dieses unglaublich milde Klima, die Weinfeste und die Offenheit der Menschen.

Wer den zweiten Band Ihrer Köchinnen-Reise gelesen hat, will unbedingt wissen, wie es weitergeht. Können Sie schon etwas verraten? Wird Fabienne endlich ihren verschwundenen Sohn wiederfinden und ihren Traum vom eigenen Restaurant wahrmachen?

Ja, beides wird eintreten. Die Frage ist nur, wie es sich entwickelt. Fabienne ist eine starke Frau, aber mit Brüchen. Ich arbeite derzeit am dritten Band und stelle fest, wo sie mit ihrer Stärke an ihre Grenzen kommt. Ich habe das Gefühl, dass der dritte Band vielleicht der spannendste wird.

Und welche Branche kommt als nächstes nach der Fotografin und der Köchin?

Das verrate ich noch nicht. Ich kann nur so viel sagen: Es gibt drei neue Buchverträge und drei Einzelromane. Ich habe mal wieder Lust auf Einzelbücher, also keine Reihe. Aber wer mich und meine Bücher kennt, weiß, dass ich eine kleine Durst-Benning-Welt kreiere. Und da kann es gut sein, dass eine Figur oder ein Thema auftauchen, die die Leserinnen und Leser kennen. Ich freue mich auf alles, was kommt.

Zur Person:

Petra Durst-Benning ist 58 Jahre alt, verheiratet und lebt in Bad Kreuznach in Rheinland-Pfalz. Die Bestseller-Autorin, die in Kirchheim aufwuchs, verbindet noch immer viel mit der Region rund um die Teck. Auch einen Zweitwohnsitz hat sie in Kirchheim: „Einmal im Monat bin ich für ein paar Tage im Ländle für Fantreffen und Signierstunden“.

Mit dem zweiten Band ihrer Köchinnen-Trilogie mit dem Titel „Alte Hoffnung, neue Wege“ ist Petra Durst-Benning auf Lesereise. Die Lesungen, die in Kirchheim stattfinden, sind alle bereits ausverkauft. Weitere Infos gibt es auf www.durst-benning.de im Internet. hei