Freizeit
Pfannensteige bleibt bis mindestens Ende 2025 gesperrt

Das Gebiet unterhalb der Burgruine Reußenstein ist für Erholungssuchende wegen Steinschlaggefahr tabu.

Die Felswände unterhalb der Burgruine sind teils einsturzgefährdet. Foto: Dieter Ruoff

Neidlingen. Der Reußenstein bei Neidlingen ist ein beliebtes Ausflugsziel: Hier thront eine der markantesten Burgruinen auf einem hoch aufragenden Felsenriff. Die Touristenattraktion selbst ist frei zugänglich. Doch weil das Felsgestein brüchig ist, ist das darunter liegende Waldgebiet mit seinen Zugangswegen auf Anordnung des Esslinger Landratsamtes bereits seit 2014 gesperrt. Das bleibt auch noch eine ganze Weile so: Gerade erst hat die untere Forstbehörde die Gültigkeit der Allgemeinverfügung bis Ende 2025 verlängert. „Für die Sicherheit der Waldbesucher gibt es zum gegenwärtigen Zeitpunkt keine Alternative zur Absperrung“, heißt es darin zur Begründung. Bereits an den Parkplätzen Bahnhöfle und Untere Wendung stehen Schilder mit dem Hinweis „Wald- und Wanderwege gesperrt“ samt dem warnenden Zusatz „Lebensgefahr durch Steinschlag und Felsabgänge“. Absperrungen auf den Wegen sollen Uneinsichtige fernhalten, insbesondere von der Pfannensteige, ein sich sanft durch den Wald schlängelnder Schotterweg. Das alles schrecke manchen Biker und Wanderer jedoch nicht ab, stellt Neidlingens Bürgermeister Jürgen Ebler fest. Fast jeden Tag sehe er Leute, die die Gitter ignorierten.

Kein Wunder: Die Pfannensteige ist kein x-beliebiger Waldweg, über sie führen zahlreiche überregionale Radtrassen. Aufstiege mit ähnlich moderater Steigung sind am Albtrauf selten und die Alternativrouten allesamt länger. Die Sperrung sei ein großes Ärgernis, schimpft Ebler. Und je länger sie dauere, desto weniger hielten sich die Leute an das Verbot.

Keine Felsabbrüche bekannt

Während das Landratsamt weiterhin eine „akute Gefahr durch Steinschlag und Felsabbrüche“ sieht, schätzt man vor Ort die Situation weniger dramatisch ein. „An jeder Steige gibt es doch die hypothetische Gefahr von Steinschlägen“, sagt Ebler und verweist auf entsprechende Verkehrsschilder an vielen Aufstiegsstraßen im Kreis. Dass sich in jüngerer Vergangenheit tatsächlich Steinbrocken vom Felsrand unterhalb der Burgruine gelöst hätten, sei ihm nicht bekannt. Dem Landratsamt übrigens auch nicht, räumt dessen Sprecherin Andrea Wangner ein: „Derzeit liegen keine Erkenntnisse vor.“ Sie betont jedoch: „Die Felswände sind nach wie vor in Teilen einsturzgefährdet.“

Stark klaffende Risse wurden bereits 2012 mit Fugenmörtel gefüllt, doch das reicht nicht aus. Weitere Sicherungsmaßnahmen sind geplant. Das Problem dabei ist: Um die Felsen zu sichern, muss in besonders geschützte Natur eingegriffen werden. Bei dem Gebiet handelt es sich nämlich um eine sogenannte Fauna-Flora-Habitat-Zone (FFH). Und das bedingt, dass für solche Eingriffe ein aufwendiges Genehmigungsverfahren unter Beteiligung der EU-Kommission, der Umweltministerien des Bundes und des Landes sowie des Stuttgarter Regierungspräsidiums durchlaufen werden muss. Die entsprechenden Gutachten lägen inzwischen alle vor, der Antrag sei eingereicht. „Zum jetzigen Zeitpunkt lässt sich nicht abschätzen, wie lange sich das Genehmigungsverfahren hinziehen wird“, teilt Wangner mit und fügt hinzu: „Deswegen kann auch hinsichtlich einer möglichen Weiternutzung der Pfannensteige keine Aussage getroffen werden.“

Bürgermeister Ebler hat keine Hoffnung auf eine baldige Lösung. Deshalb würde er das Dilemma am liebsten pragmatisch lösen – mit der Beschilderung „Betreten auf eigene Gefahr.“ So etwas, sagt er, gebe es in vielen Alpenregionen doch auch. Elke Hauptmann