Zwischen Neckar und Alb
Pfarrer kehrt Gemeinde den Rücken

Streit Thomas Amann verlässt nach Reibereien mit dem Kirchengemeinderat seinen Posten in Baltmannsweiler-Aichwald.

Baltmannsweiler. Die Katholische Kirchengemeinde Baltmannsweiler-Aichwald hat seit Montag keinen Pfarrer mehr. Thomas Amann hat am Wochenende seine letzten Gottesdienste vor Ort gehalten, nachdem er kurzfristig seinen Weggang angekündigt und damit die ganze Gemeinde überrascht hatte. Vorausgegangen sind Meinungsverschiedenheiten mit dem Kirchengemeinderat.

Elf Jahre lang war Pfarrer Thomas Amann in der Schurwaldgemeinde, vor wenigen Tagen hat er beim Gottesdienst seinen Abschied angekündigt. „Unter Tränen“, so berichten Gottesdienstbesucher, habe er erklärt, dass er keine Möglichkeit sehe, mit dem aktuellen Kirchengemeinderat zusammen eine Gemeinde zu leiten. Diesen Wortlaut möchte der Theologe zwar der Presse gegenüber nicht bestätigen, aber tatsächlich, sagt er, seien er und der Kirchengemeinderat „über Vorstellungen der Pfarreileitung nicht mehr zusammengekommen“. Der Hintergrund sei kompliziert und habe mit Strukturen zu tun, so Amann, der in Kirchenrecht promoviert hat und bis 2017 auch Privatdozent in diesem Fach war.

Aus dem Kirchengemeinderat heißt es, der Pfarrer habe sich schwergetan, die Rolle und die Befugnisse des gewählten Gremiums zu akzeptieren. Er sei kein Freund des sogenannten „Rottenburger Modells“, das den Laien in den Gemeinden eine weitergehende Partizipation zuspricht als in anderen Diözesen. So besagt die Kirchengemeindeordnung der Diözese Rottenburg-Stuttgart, dass Pfarrer und Kirchengemeinderat gemeinsam die Gemeinde leiten.

Nach einer Abstimmung, in der alle gewählten Vertreter anders abstimmten als der Pfarrer, habe dieser ein Gespräch mit dem gewählten Vorsitzenden Stefan Hertkorn ausgeschlagen. Dieser legte in der Folge sein Amt nieder. Auch ein empfohlenes Mediationsgespräch fand nicht statt, denn just an dem Tag verkündete Thomas Amann, dass er die Pfarrstelle wechseln und eine Pfarrei im Dekanat Bibe­rach übernehmen wird. „Wir sind gekommen im Glauben, dass wir hier einen Kompromiss finden“, heißt es aus dem Rat. Noch am selben Abend habe die Nachricht dann in der Schwäbischen Zeitung gestanden. Amann betont, dass er die Pfarrei „in einem sehr guten Zustand“ hinterlasse, manche Gemeinderatsmitglieder sehen eher einen Scherbenhaufen. Nun wird ein Administrator für die Pfarrei eingesetzt und die Stelle parallel ausgeschrieben. Karin Ait Atmane