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Pfarrer soll 13-Jährigen missbraucht haben

Justiz In Esslingen hat der Prozess gegen einen Seelsorger begonnen, der sich an einem Jungen vergangen haben soll.

Kreis. Ein Pfarrer muss sich vor dem Esslinger Amtsgericht wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs eines Kindes verantworten. Dem 1945 geborenen evangelischen Seelsorger wird zur Last gelegt, sich an einem zur Tatzeit 13-jährigen Jungen vergangen zu haben. Der Angeklagte lehnt ein Geständnis rigoros ab.

Ein Großteil des ersten Verhandlungstages fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Zur Aussage der Ehefrau des Angeklagten war die Öffentlichkeit jedoch zugelassen. Die 73-jährige Pfarrersfrau schilderte das Verhältnis ihrer Familie zur Familie des möglichen Opfers als freundschaftlich. Den mutmaßlich Geschädigten charakterisierte sie als wortkarg und schüchtern. Im Jahr 2003 oder 2004 hätten sich die Eltern um einen erkrankten Freund kümmern müssen. Darum hätten sie die Pfarrfamilie gebeten, den damals 13-jährigen Sohn für ein paar Tage bei sich aufzunehmen.

Angeklagter bestreitet die Tat

Bei der Pfarrfamilie habe sich der 13-Jährige vor allem im Gästezimmer aufgehalten und sich seiner Playstation gewidmet. Ihr Mann sei die meiste Zeit in seinem Büro gewesen. Nach diesem Besuch habe weiterhin ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Familien bestanden. Allerdings sei 2017 oder 2018 ein gemeinsamer Ausflug kurzfristig abgesagt worden. An ein Datum konnte sich die Zeugin genau erinnern: Im März 2018 sei ein Brief des Oberkirchenrats eingegangen, in dem es um die Vorwürfe der Eltern ging, der Pfarrer habe sich an ihrem Sohn vergangen. Daraufhin habe sie ihren Mann zur Rede gestellt, der stritt alles ab.

Ein weiterer Zeuge war der Mitarbeiter einer Beratungsstelle für sexualisierte Gewalt. Der Pfarrer habe sich an ihn gewandt, weil der emotionale Druck durch die Vorwürfe zu groß geworden sei. In den Gesprächen habe der Seelsorger seine Unschuld beteuert: „Er sagte, er habe nichts gemacht. Es habe auch kein enger Kontakt zu dem Jungen bestanden, sondern nur zu dessen Eltern.“

Seine Aufgabe, so der Zeuge, ist nicht die Beurteilung von Vergehen, sondern die Suche nach Gründen für mögliche falsche Beschuldigungen. Es gebe viele Erklärungen dafür, warum Menschen grundlos sexueller Übergriffe beschuldigt würden. Was im vorliegenden Fall passiert ist, könne er nicht beurteilen. Allerdings glaubte er sich daran erinnern zu können, dass bereits 2010 oder 2011 ein Kontakt zu dem Pfarrer bestanden habe. Auch damals seien Vorwürfe sexueller Übergriffe im Raum gestanden, und der Seelsorger habe alle Schuld mit Entschiedenheit von sich gewiesen. Der Prozess wird am Dienstag, 5. April, fortgesetzt. Simone Weiß