Muck ist klein und sehr mutig. Ulf dagegen ist groß und ein ziemlicher Hasenfuß. Dafür kommt Muck mit Brött überhaupt nicht klar. Er kann sie einfach nicht leiden. Trotzdem muss er auch mal mit ihr zusammenarbeiten, ohne dass es gleich Streit gibt. Muck, Ulf und Brött sind Pferde. Aber so wie ihnen ergeht es auch vielen Kindern: Sie haben Ängste, Stärken und Vorlieben, müssen Konflikte bewältigen und sich unangenehmen Situationen stellen - auch wenn das manchmal gar nicht leicht ist. „Pferde und kleine Kinder sind sich sehr ähnlich“, weiß Sarah Wittke. Die 36-Jährige ist Mutter von drei Kindern, mehrfache Pferdebesitzerin und diplomierte Sozial- und Reitpädagogin. Seit elf Jahren bietet sie auf dem Federnhof in Weilheim heilpädagogisches Reiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene an. Jetzt startet sie zusammen mit ihrer Kollegin Julia Schönrock vom Hof Herzogenau ein neues Angebot: pferdegestützte Frühförderung im Vorschulalter.
„Wir bekommen immer mehr Anfragen für Kinder, die vor der Einschulung stehen“, sagt Sarah Wittke. Oftmals stehe die Frage im Raum: „Soll das Kind lieber zurückgestellt werden?“ Mit dem zertifizierten Projekt „Im Trab Richtung Schule“ (ITRiS) möchten Sarah Wittke und Julia Schönrock Eltern und Erzieherinnen bei der Einschätzung helfen und Kinder in ihrer Entwicklung fördern - mithilfe von Pferden.
„Viele Kinder haben im motorischen, sprachlichen oder sozialen Bereich Probleme“, weiß Sarah Wittke. Einige von ihnen sind auch in ergotherapeutischer und logopädischer Behandlung. „Was wir anbieten, ist aber keine Therapie, sondern pädagogische Begleitung“, erläutert Sarah Wittke - und zwar eine, die den Kindern ganz viel Spaß machen soll. „Im Umgang mit den Pferden gibt es viel zu lernen“, ist Wittke überzeugt. Zum einen können sich die Jungen und Mädchen bei den Tieren entspannen: „Pferden ist es egal, ob sich ein Kind gut verbal ausdrücken kann“, nennt die 36-jährige Reitpädagogin ein Beispiel. Es gebe keine Vorurteile und keine Erwartungshaltung, dafür aber jede Menge Chancen für die kleinen Pferdefreunde, innere Stärke zu gewinnen. „Wenn wir Führübungen machen und ein solch großes Tier den Kindern folgt oder sie trägt, bringt das jede Menge Selbstvertrauen“, weiß die Sozialpädagogin Julia Schönrock.
Wo Stärken und Schwächen der Kinder sind, können die Pädagoginnen bei allerhand Tätigkeiten im Stall und am Pferd beobachten, zum Beispiel, wenn die kleinen Reiter Leckerlis zählen, selbstständig Putzzeug holen, mit Schnallen und Riemen hantieren oder in der Runde erzählen sollen. Dabei gilt immer: alles kann, nichts muss. „Wir passen unser Programm immer an die Kinder an“, betonen die beiden Sozialpädagoginnen. Mit Elementen aus Erlebnispädagogik, Psychomotorik und heilpädagogischem Voltigieren wollen Sarah Wittke und Julia Schönrock die Körperwahrnehmung und Motorik der Kinder, Koordination, Gleichgewicht, Konzentrationsvermögen und soziale Kompetenzen stärken.
Das Projekt buchen können zum einen Eltern, die bei ihrem Nachwuchs vor der Einschulung noch Förderbedarf sehen. Neben der spielerischen Arbeit mit den Kindern bilden Elterngespräche eine wichtige Säule.
Zum anderen hofft Sarah Wittke auf eine Kooperation mit den Kindergärten der Umgebung. Ihre Idealvorstellung: Vorschulgruppen kommen einen Vormittag lang auf den Federnhof, wo sie Zeit mit den Pferden verbringen und die Sozialpädagoginnen zusammen mit der Erzieherinnen den Stand der Kinder einschätzen. Die Vorschüler, die noch Förderbedarf haben, können dann an einer ITRiS-Gruppe teilnehmen. Einen Haken hat die Sache allerdings noch: „Um die Finanzierung müssen sich die Einrichtungen selbst kümmern“, sagt Sarah Wittke. Infrage kommen aus ihrer Sicht dafür Fördervereine, Projektgelder, öffentliche oder private Unterstützer.
Info: Eltern oder Kindergärten, die sich für das ITRiS-Projekt interessieren, können sich an Sarah Wittke wenden unter der Telefonnummer 01 77/5 88 81 27 oder per E-Mail an wittke_sarah@web.de.