Weilheim und Umgebung
Pfiffige Idee dient gutem Zweck

Engagement Drei Siebtklässler der Weilheimer Realschule haben eine Flaschen-Sammelbox gebaut. Das Geld aus dem Pfand spenden sie für Organisationen im Bereich Soziales und Naturschutz. Von Bianca Lütz-Holoch

Alles begann mit einem Schaf, das sich in einem Weidezaun verfangen hatte. Die Eltern des zwölfjährigen Nils hatten es bei ihrem Abendspaziergang entdeckt. Sie riefen ihren Sohn an und baten ihn, mit einer Schere zu Hilfe zu kommen. Also radelte Nils los und befreite zusammen mit seinen Eltern das Tier. Diese Rettungsaktion hat den zwölfjährigen Realschüler aus Weilheim nachhaltig beeindruckt. „Am nächsten Tag habe ich meinem Schulfreund Mika davon erzählt, und wir haben überlegt, dass es cool wäre, wenn wir noch mehr tun könnten, um Tieren, Menschen und der Umwelt zu helfen.“ Auch Jonathan, ebenfalls in Nils‘ und Mikas Klasse, war gleich Feuer und Flamme: Gemeinsam beschlossen die drei Jungs, die Initiative „Plan the Planet“ zu gründen, Geld zu sammeln und damit Hilfsorganisationen zu unterstützen.

Eine Idee, wie das funktionieren könnte, hatten die Kinder schon parat. „Uns ist aufgefallen, dass auf dem Schulhof und im Schulhaus immer viele Pfandflaschen herumliegen“, erzählt Nils. „Das ist nicht nur unnötiger Müll, sondern auch bares Geld.“ Gemeinsam mit seinen beiden Freunden begann er, die Flaschen einzusammeln und abzugeben. Das Sammeln allein reichte den Jungs aber nicht aus. Deshalb fragten sie den Rektor der Weilheimer Realschule, Robin Fehmer, ob sie eine Flaschen-Sammelbox im Schulhaus aufstellen dürften. Der Schulleiter gab grünes Licht, und die drei findigen Siebtklässler machten sich ans Werk: Aus Grobspanplatten bauten sie mit ein wenig elterlicher Unterstützung eine große, abschließbare Kiste mit runden Einwurf-Löchern im Deckel. Sie malten sie grasgrün an, versahen sie mit ihrem Logo - einer Weltkugel sowie dem Schriftzug „Plan the Planet“ - und transportierten die Box per Hubwagen durch die ganze Stadt zur Realschule. Dort ist die Kiste seit Anfang November direkt neben den

Getränkeautomaten platziert. Schon jetzt steht fest: Die Aktion ist ein großer Erfolg. Denn gleich zu Beginn wanderten etliche Flaschen in den Behälter.

„Innerhalb der ersten beiden Wochen sind 107 Euro zusammengekommen“, nennt Nils Zahlen. „Wir sind richtig zufrieden damit“, freut sich Jonathan. Dankbar sind die Kinder auch, dass überhaupt so viele Schüler mitmachen und ihre Flaschen in die Kiste werfen. Damit alle Bescheid wissen, was es mit der Box auf sich hat, sind die drei Siebtklässler durch sämtliche Klassen getingelt und haben ihre Mitschüler über das Projekt informiert.

Was für viele Jugendliche nun eine Möglichkeit ist, ganz bequem leere Pfandflaschen loszuwerden und dabei noch etwas Gutes zu tun, bedeutet für Nils, Jonathan und Mika richtig Arbeit und Zeit. Denn sie müssen die Box regelmäßig leeren und die Flaschen abgeben. „Wir steigen dann in die Box hinein, packen die Flaschen in Tüten und bringen sie mit dem Fahrrad zu den Pfandabgabestellen“, erzählt Nils. Manchmal ist das auch eine eklige Angelegenheit, zum Beispiel wenn Reste aus Dosen von Energy-Drinks auslaufen. „Aber das macht uns nichts, man kann sich ja wieder die Hände waschen“, versichert Mika.

Von dem Engagement der drei Siebtklässler zeigt sich Rektor Robin Fehmer beeindruckt: „In all meinen Dienstjahren habe ich noch nie erlebt, dass sich Schüler aus eigenem Antrieb in diesem Maße ehrenamtlich engagieren.“ Er ist zuversichtlich, dass das Engagement der drei Jungs anhält.

Dazu sind Nils, Mika und Jonathan jedenfalls fest entschlossen. „Wir wollen das eigentlich bis zur zehnten Klasse durchziehen“, versichert Jonathan. Und nicht nur das, wie Nils betont: „Wir haben vor, das Projekt auszubauen.“ So würden die Schüler gerne weitere Pfadflaschenboxen an anderen Orten aufstellen. Außerdem könnten sie gut zusätzliche tatkräftige Helfer brauchen: „Wir hoffen, dass noch mehr Schüler bei uns mitmachen.“

Überreicht werden soll die erste Spende, sobald 500 Euro zusammengekommen sind. Wohin sie geht, steht noch nicht fest: „Wir möchten Kinder, Krankenhäuser oder Umweltorganisationen vor Ort unterstützen“, so die drei Schüler.

Übrigens: Die „Plan the Planet“-Aktion ist nicht das Einzige, für das sich die drei Zwölfjährigen engagieren. Nils ist Mitglied der Jugendfeuerwehr, Mika bei der Bergwacht. Alle drei nehmen auch an der Schulsanitäter-AG teil.