Frühlingshafte Temperaturen lockten ins Freie. Vor den Eisdielen bildeten sich lange Schlangen und dabei wurden die coronabedingten AHA-Regeln nicht immer eingehalten. Das Ordnungsamt hat reagiert und Plakate verteilt mit der Anordnung, dass Eis verpackt abzugeben sei. Der Verzehr innerhalb der Zone mit Maskenpflicht wurde verboten. Für die Mitarbeiter der Ordnungsämter ist die Situation nicht einfach. Sie haben darauf zu achten, dass die Menschen die AHA-Regeln einhalten und in der Innenstadt mit Maske unterwegs sind. Weisen sie auf Verstöße hin, laufen sie Gefahr, als „Spaßbremsen“ beschimpft zu werden.
Die Szenen vor den Eisdielen war auch Thema im Nürtinger Rathaus. Das Ordnungsamt hat reagiert Plakate in der Stadt an betroffene Betriebe verteilen lassen, auf denen klar festgelegt war, was erlaubt ist und was nicht. Eis sollten die Eisdielen verpacken und die Ausgabe in einer Eiswaffel sollte verboten werden. Außerdem sollte untersagt werden, dass Speisen und Getränke in den Zonen mit Maskenpflicht verzehrt werden.
Kleine Freuden erlauben
Oberbürgermeister Fridrich, von diesem Vorgehen offensichtlich nicht in Kenntnis gesetzt, fand die Vorordnung überzogen und ließ die Plakate wieder einsammeln. „In einer ohnehin schwierigen Zeit müsse man den Menschen die kleinen Freuden des Lebens erlauben - natürlich unter Beachtung der Hygiene- und Abstandsregeln.“ Der Lockdown, so Johannes Fridrich, erfordere seit einem Jahr von allen eine große Disziplin und sei eine große Belastung - auch für die Mitarbeiter der Verwaltung, insbesondere auch für das Ordnungsamt. Besonders betroffen sei aber auch der Nürtinger Einzelhandel. „Hier ist es wichtig, dass einerseits Coronaregeln eingehalten werden, sich insbesondere keine Menschentrauben bilden, andererseits mit viel Augenmaß vorgegangen wird, um hier nicht die Bürger mit Überregulierung zu verärgern.“ Vertretbare Freiheiten müsse man den Menschen zugestehen.
Dass alle Speisen, auch Eis und die Rote Wurst, eingepackt und der Verzehr von Lebensmitteln im gesamten Innenstadtbereich untersagt werden sollte, das hält Fridrich für überzogen. Die Verpackungspflicht halte er auch aus Umweltgründen für wenig praktikabel. Vielmehr regt er seine Mitarbeiter an, die bekannten Orte vermehrt zu kontrollieren und auf die Einhaltung der Abstände zu achten.
Auch die Verkäufer, etwa die Eisdielen, will die Stadt mit in die Pflicht nehmen. „In letzter Konsequenz müssten dann beispielsweise die Sitzgelegenheiten vor Eisdielen geschlossen werden. „Ich hoffe aber hier auf die Einsicht der Menschen.“
Den stark gebeutelten Einzelhandel im Blick hat sich der Oberbürgermeister mit seinem Kirchheimer Kollegen Pascal Bader abgestimmt. In beiden Städten wird seit gestern den Geschäften in einer Testphase erlaubt, Ständer mit Waren vor ihren Läden aufzustellen. „Je nach Platzangebot mit ausreichend Abstand bis zu drei Ständer pro Laden“, so Fridrich. Es müsse aber immer gewährleistet werden, dass zwischen den Kunden, die sich die Auslagen anschauen, 1,5 Meter Abstand bestehen. Die Händler müssen die Kunden auch darauf hinweisen, dass sich nur eine Person pro Ständer aufhalten dürfe. Der Gemeindevollzugsdienst erhält von Fridrich außerdem den Auftrag, zu beobachten, ob dies zu Menschenansammlungen führt, um dies dem Krisenstab zu berichten.