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Poledance glänzt als Trendsport

Akrobatik Ob auf dem Boden, dem Trampolin oder am Trapez: Turnern und Turnerinnen sind keine Grenzen gesetzt. Auch in Kirchheim wird an der Stange trainiert. Von Silja Kopp

Umgeben von Spiegeln und von einer Lichterkette beleuchtet, stehen mehrere silberne Stangen im Raum. Voller Körperanspannung schwingen sich Tänzerinnen an ihnen in die Höhe. Während der akrobatischen Drehungen wirken sie fast schwerelos. Mittendrin: Trainerin Bianca Strobel. Sie gibt seit 2020 Poledance-Unterricht in Kirchheim.

„An der Stange tanzen“ - dabei denken viele eher an ein Rotlichtviertel als an ein Sportstudio. Weit gefehlt! Der Tanzsport „Poledance“ hat sich aus der Schmuddelecke heraus gekämpft und wird unter Frauen immer populärer. Das Wort „Pole“ kommt aus dem Englischen und bedeutet nichts anderes als Stange. Bianca Strobel hat sich vor sieben Jahren für die Sportart begeistert. 2020 gründete sie ihr eigenes Tanzstudio „Passionate Pole & Sports“ in Kirchheim. Zusammen mit drei anderen Trainerinnen gibt sie Kurse für Anfänger, Fortgeschrittene und echte Profis. 

 

Nach dem ersten Training
war es um mich geschehen.
Bianca Strobel
über ihre erste Poledance-Erfahrung.   
 

Von Sport war Bianca Strobel schon immer sehr angetan. Sie hat auch schon an deutschen Meisterschaften teilgenommen. „Ich war 22 Jahre Kampfsportlerin im Judo. Als ich meine persönlichen Ziele erreicht hatte, wollte ich etwas Neues versuchen. 2013 habe ich Poledance ausprobiert. Nach dem ersten Training war es um mich geschehen“, erinnert sie sich. Damals war der Sport noch ziemlich unbekannt, und Bianca Strobel musste für das Training bis nach Ulm fahren. Ihr Umfeld hat nicht nur mit Begeisterung auf ihr neues Hobby reagiert: „Viele hatten Vorurteile. Ich habe aber immer offen dagegen argumentiert.“  Vielleicht rühren die Vorurteile daher, dass die Tänzer und Tänzerinnen eng anliegende Sportkleidung tragen. Das hat seine Gründe: „Wir können nicht mit vielen Klamotten am Pole tanzen. Die Haut haftet gut an der Stange, mit Kleidung rutschen wir weg“, erklärt die drahtige Frau. 

Poledance gilt als Frauensport, dabei können genauso gut Männer die Kurse besuchen. Meist sind die Frauen unter sich. „Wir haben aktuell keinen Mann, der wirklich regelmäßig im Kurs ist“, berichtet Bianca Strobel. Bestimmte Voraussetzungen gibt es für den Sport nicht. „Jede Person hat ihre Stärken und Schwächen woanders. Manche sind gelenkiger, und andere haben einfach mehr Kraft“, erzählt die Fachfrau. Klar im Vorteil sind allerdings Turnerinnen.

 

Poledance ist ein harter Sport

Wieviel Kraft Poledance erfordert, wird bei den Profi-Tänzerinnen sichtbar. Immer wieder pausieren sie zwischen den einzelnen akrobatischen Kunststücken. Die Stange ist schweißnass und muss hin und wieder abgetrocknet werden. Denn wer zu viel schwitzt, kann sich nicht mehr am Pole halten und rutscht weg. Zudem kommen die Tänzerinnen nach dem Training öfters mit blauen Flecken nach Hause, da sie sich leicht an der Stange anschlagen. Das nehmen die Sportlerinnen aber gerne in Kauf.

Sarah Stegmann tanzt mittlerweile auf dem höchsten Level. Früher hat sie in Filderstadt bei Bianca Strobel trainiert. Jetzt kommt sie einmal in der Woche nach Kirchheim. „Meine Freunde waren begeistert, als ich mit Poledance angefangen habe. Da gab es keine blöden Bemerkungen“, erzählt sie. Kurskollegin Lara Ehmer kann ihr da nur zustimmen: „Ich habe mich am Anfang nicht getraut, so offen darüber zu reden. Aber man merkt schnell, dass das wirklich Sport ist. Und das kommt mittlerweile auch in der Gesellschaft an.“