15 000 Euro Schaden durch Feuer in geplanter Asylunterkunft in Unterensingen
Polizei geht von Brandstiftung aus

In der fast fertig gestellten Flüchtlingsunterkunft in Unterensingen hat es gestern morgen gebrannt. Nach ersten Angaben der Polizei konnten Kriminaltechniker Spuren eines Brandbeschleunigers sicherstellen.

Unterensingen. Deutlich zu sehen sind die Brandspuren an einem der Fenster in der geplanten Asylunterkunft in der Bachstraße in Unterensingen – die Decke im Erdgeschosszimmer ist komplett schwarz. „Hier brach das Feuer aus, konnte sich aber nicht weiter ausbreiten“, sagt Björn Reusch, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Reutlingen. Durch den Rauch wurde der Flur in Mitleidenschaft gezogen. Die Feuerwehr hat den Brand aber gelöscht, bevor er sich weiter ausbreiten konnte.

Kurz vor sechs Uhr morgens entdeckte eine Austrägerin der Nürtinger Zeitung den Schwelbrand in dem Holzrohbau: „Ich habe von weitem einige Funken gesehen“, sagt sie und weiter: „Ich dachte zuerst an einen Kabelbrand oder einen anderen Defekt. Das kommt auf einer Baustelle ja schon mal vor.“ Als sich die Frau dem Bauzaun nährte, entdeckte sie Glut im Erdgeschoss. „Flammen waren noch nicht zu sehen, deshalb muss der Brand kurz zuvor gelegt worden sein“, vermutet die Austrägerin.

Sie alarmierte die Feuerwehr, die innerhalb weniger Minuten vor Ort war. „Es waren insgesamt 17 Feuerwehrleute mit zwei Fahrzeugen im Einsatz“, sagt Reusch. Trotz des schnellen Eingreifens entstand ein Sachschaden von rund 15 000 Euro. Verletzt wurde niemand.

Am Donnerstagvormittag lagen dann die ersten Untersuchungsergebnisse der Kriminalpolizei vor. „In dem Erdgeschosszimmer konnten die Ermittler Spuren eines Brandbeschleunigers sicherstellen“, so Reusch. Die detaillierte Auswertung der Spuren dauere an. „Derzeit gehen wir von Brandstiftung aus“, erklärt der Pressesprecher.

Unterensingens Bürgermeister Sieghart Friz machte sich vor Ort selbst ein Bild vom Ausmaß der Zerstörung: „Ich bin schockiert über diese hinterhältige Tat. Das ist durch nichts zu rechtfertigen.“ Nach der geplanten Fertigstellung Ende Juni sollen in der Asylunterkunft 60 Flüchtlinge unterkommen. In zwei Wochen, am 4. März, wollte man das Richtfest auf der Baustelle feiern. Der Termin soll nicht verschoben werden. „Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass das Gebäude so lange gesperrt sein wird“, sagt Friz.

Auch Peter Keck, Pressesprecher des Landratsamtes Esslingen, war am Donnerstag in Unterensingen vor Ort. „Ungeachtet der Ermittlungsergebnisse hier sind diese Brandanschläge auf Flüchtlingsheime widerwärtig und schäbig“, sagt Keck, der zuversichtlich ist, dass die 60 Flüchtlinge wie geplant im Juni einziehen können.

Bürgermeister Friz stellte klar: „Der Brand wird nichts an unserem Vorhaben ändern, hier Flüchtlinge unterzubringen. Der Einzug wird sich höchstens um ein paar wenige Tage verzögern.“

Der Bau der Flüchtlingsunterkunft ist in Unterensingen seit Langem umstritten. Die Kosten liegen derzeit mit 1,4 Millionen Euro rund 500 000 Euro über der ursprünglich geplanten Summe.

Bereits im Jahr 2013 hatten Anwohner Unterschriften gegen eine mögliche Aufstellung von Wohncontainern im Bereich der Bachstraße gesammelt. Bei Baubeginn des Flüchtlingsheims 2015 wurden Briefe an den Bauzaun gehängt, in denen sich anonyme Verfasser gegen die zentrale Unterbringung der Asylbewerber in Unterensingen ausgesprochen hatten.

Die Polizei bittet Zeugen, die Angaben zum Brand oder zu Personen, die sich zur Tatzeit am Gebäude aufhielten, sich unter der Telefonnummer 0 70 22/92 24-0 zu melden.