Ein kleiner brasilianischer Park in der Dämmerung, einzelne Sonnenstrahlen ließen den Horizont gelb-orange aufleuchten. Es war der letzte Abend für die 28 Bläser des Owener Posaunenchors. Schon beim Einspielen der Gruppe füllten sich langsam die weißen Plastikstühle mit Zuhörern. Kurz vor Auftrittsbeginn trauten die Musiker ihren Augen nicht: Der Platz war rappelvoll, dicht auf dicht warteten Hunderte Brasilianer auf die deutschen Bläser. Über 1000 Zuschauer haben sich einladen lassen, mit dabei waren auch zwei Fernsehsender. „Unglaublich, was da Leute gekommen sind“, freut sich Chorleiter Rainer Däschler noch heute.
Den Flieger verpasst
Die Koffer waren gepackt und die Instrumente mit Socken ausgestopft. „Die Vorfreude war riesig“, erzählt einer der 28 Bläserinnen und Bläser des Owener Posaunenchors. Nach der ersten Etappe von Frankfurt nach São Paulo kam es am brasilianischen Flughafen zum großen Rückschlag: Die Reisegruppe hat ihren Anschlussflieger verpasst. Die Freude über die anstehenden 17 Stunden Aufenthalt hielt sich in Grenzen.

„Die Mitarbeiter am Flughafen waren sehr bemüht – wir haben einen Probenraum mit Blick auf die Landebahn bekommen. Zwei Mahlzeiten haben sie uns auch noch geschenkt“, erzählt eine Bläserin rückblickend. Mit einigen Stunden Verspätung sind die Musiker um 2 Uhr nachts von Missionarsfamilie Litz begrüßt worden. Ausgesendet von der Owener Kirchengemeinde, leben sie seit 20 Jahren in Brasilien und leiten dort die theologische Ausbildungsstätte „Seminário Juvep“. Über Ostern arbeiteten Thomaz und Mayra Litz an einem viertägigen Kongress mit, bei dem der Posaunenchor täglich musizierte. Dieser Dienst und das Kennenlernen ihrer Missionsarbeit waren der Grund für die Reise nach Brasilien.
Zu Gast im indigenen Stamm
Die Reise war in drei Abschnitte unterteilt, zwei Städte im Landesinneren und eine an der Küste. In Begleitung befreundeter Missionare fuhr die Gruppe mit dem Bus an einen Ort, den man als herkömmlicher Tourist so nicht zu sehen bekommt. Vorbei an Riesen-Kakteen, herumstreunenden Ziegen und den Überbleibseln verdursteter Kühe erreichten sie ein indigenes Dorf. Dort waren die Bewohner gerade dabei, Schattenplätze zu errichten, denn an diesem Tag stand ein Fest an: Mehrere Stämme kamen zusammen, um die indigene Kultur zu feiern und zu wahren. Während in der einen Ecke ein geschlachtetes Rind von der Ladefläche eines Pick-ups gezogen wurde, hingen in der anderen schon die blutroten Fleischfetzen in der Sonne. „Die hingen da wie Unterhosen an der Wäscheleine“, lacht einer der Bläser.
Einige der Indigenen haben es sich nicht nehmen lassen, ihrem Besuch einen traditionellen Rhythmustanz vorzuführen. Barfuß und mit Rasseln in der Hand tanzten sie singend um einen vertrockneten Dornenbusch. „Es war wirklich sehr eindrucksvoll mitzubekommen, wie die Menschen dort leben“, sagt Nick Reichow. Der 27-jährige Trompeter ist begeistert von den vielen Eindrücken und freut sich über den Erfolg der Reise.
Von der Kokosnuss getroffen
Während der erste Teil der Reise primär von musikalischen Auftritten sowie dem Kennenlernen von Land und Leuten geprägt war, lag der Fokus der zweiten Woche auf Urlaubsaktivitäten. Das Hotel in João Pessoa lag keine 20 Meter vom Meer entfernt. So wurden Spaziergänge am Abend und Joggingrunden am Morgen schnell zur täglichen Routine. Dabei haben sich auch Babyschildkröten auf dem Weg ins Wasser beobachten lassen.

Zu Latino-Klängen haben Tanzbegeisterte an der Strandbar ihre Hüfte kreisen lassen oder sich ein paar Kilometer weiter mit Surfbrettern in die Fluten gewagt. Kokosnüsse, oder vielmehr das Kokoswasser, war bei den hohen Temperaturen besonders erfrischend. Eine Bläserin hat inzwischen jedoch ein recht angespanntes Verhältnis zu den Nüssen: Nichtsahnend und entspannt saß die Reisegruppe in einem Strandrestaurant beim Mittagessen, als es plötzlich einen lauten Schrei gab. Neben der Bläserin lag eine handballgroße Kokosnuss im Sand, die sich gerade von einer 30 Meter hohen Palme gelöst hatte. Getroffen wurde der Unterarm, der ordentlich dick und bunt geworden ist. Wäre die Nuss nur ein paar Zentimeter weiter eingeschlagen, hätte der Urlaub ein schnelles und sehr tragisches Ende gehabt.

„Wir sind unglaublich dankbar für Gottes Bewahrung auf der Reise“, sagt Rainer Däschler. „Die Brasilianer haben wir als sehr herzliche Menschen kennengelernt, die uns voller Gastfreundschaft empfangen haben.“
Auch wenn der Abschied von Familie Litz schwerfiel, sind die Bläser gerne wieder nach Hause gekommen. Zwei Jungs wissen auch ganz genau, warum: „Nach zwei Wochen Pizza und Burger braucht’s mal wieder ein gescheites Butterbrot zum Vesper.“