Nicht nur durch die Coronapandemie hat der Paketumschlag im Postfrachtzentrum in Köngen deutlich zugenommen. Schon lange davor hatte das Unternehmen DHL eine mechanische Zustellbasis auf der Fläche im Neckartal vorgesehen. Ganz neue Pläne stellten Vertreter des Immobilienunternehmens Hellmich nun im Köngener Gemeinderat vor. „Wir werden das Projekt kritisch begleiten“, versicherte Bürgermeister Otto Ruppaner. Er und die Gemeinderäte wollen nicht nur dafür Sorge tragen, dass beim Lärmschutz alles getan wird, um die Anwohner zu entlasten. Wichtig ist ihnen ein griffiges Verkehrskonzept.
Die neuen Pläne der DHL machen es auch möglich, dass der Motorsportclub auf das Gelände der ehemaligen Lackfabrik umsiedeln kann. Lange hatte der Verein mit seiner überaus aktiven Jugendarbeit um seine Existenz bangen müssen. Jetzt bekommt er eine neue, moderne Trialanlage mit einem Clubhaus und deutlich verbesserter Infrastruktur - die Kosten der Umsiedlung übernimmt die DHL. Um den Paketumschlag für den gesamten Kreis Esslingen erheblich zu steigern, plant das Unternehmen weitere Gebäude. Unter dem Arbeitsbegriff „Colocation“ wird das Projekt weiter verfolgt.
Dass der Gemeinderat aktiv an den weiteren Plänen mitwirken möchte, machten die Redner in ihren Kommentaren zu dem Großprojekt deutlich. „Wir werden sehr genau hinschauen, um für Köngen nicht nur beim Verkehr die beste Lösung zu finden“, sprach Günther Hoffelner (Freie Wähler) auch für seine Kollegen. Er verwies auf den dringenden Handlungsbedarf. Die ursprünglichen Pläne, das Frachtzentrum um eine mechanisierte Zustellbasis zu erweitern, scheiterten unter anderem an Grundstücksverhandlungen. Inzwischen verfolgt die DHL ohnehin ganz andere Pläne.
Es fehlen leistungsfähige Zu- und Abfahrten
Einig sind sich alle Beteiligten, dass die Situation so nicht bleiben kann. Im Gewerbegebiet um das Postfrachtzentrum stauen sich die Autos, weil die Lastwagen für Staus sorgen. Bisher gibt es nur eine Zufahrt über die Robert-Bosch-Straße. In den Spitzenzeiten gibt es oft Rückstaus bis auf die Bundesstraße 313. Da ist die Unfallgefahr hoch. „Es fehlen leistungsfähige Zu- und Abfahrten und Stellplatzflächen“, fasste Hellmich-Geschäftsführer Daniel Ferrari nur einige der Probleme zusammen. Die Lastwagen stauen sich dann oft auf den öffentlichen Straßen. „Wenn die Lastwagen nicht zum Postfrachtzentrum durchkommen, werden auch weniger Pakete abgefertigt“, erläuterte Ferrari die Probleme im Betriebsablauf. Da der Paketumsatz nach seinen Worten immer weiter wächst, besteht dringender Handlungsbedarf: „Dass der Online-Handel zunimmt, ist ein bundesweiter Trend.“
Da mache auch Köngen keine Ausnahme. Durch das neue Konzept würden zum Beispiel die Paketsortierung und -verteilung für Köngen und Wendlingen in die neuen Gebäude ausgelagert. Das bedeutet, dass Umwege wegfallen würden. „Mehr Effizienz“ verspricht sich Ferrari von diesen Plänen.
Eines der Schlüsselprobleme ist der Verkehr. Mit neuen Rückstauflächen soll die Situation entzerrt werden. Die Verkehrsführung um das Postfrachtzentrum wird grundlegend überdacht. Über die Bundesstraße und die Plochinger Straße wird es künftig eine weitere Zufahrt geben, über die alle Lastwagen zu- und abfahren. Für kleinere Fahrzeuge wie Vans oder Autos wird es weiterhin eine alternative Zufahrt über die Robert-Bosch-Straße geben. Bernd Vogel (SPD) regte an, das Gemeindegebiet von Köngen noch besser zu entlasten, indem die Anfahrt komplett über Wernau und dann über die Plochinger Straße gelenkt wird.
Dass die Parkhäuser, die DHL bauen will, das Verkehrschaos entzerren, stieß zwar auf Zustimmung. Dennoch bereitet es Bürgermeister Ruppaner und den Gemeinderäten Sorge, dass die Gebäude an manchen Stellen bis zu 16 Meter hoch sein sollen. Die geplanten Lärmschutzwände wollen die Planer begrünen - wie das an anderen Standorten aussieht, zeigten sie auf Bildern. Ein Ziel der Planer ist es, mit der Steigerung des Umsatzes die rund 200 Arbeitsplätze dauerhaft zu sichern. Ob auch neue Jobs entstehen, dazu gibt es noch keine klaren Aussagen.