Sogar eine Hoheit war zugegen: Die Destillatkönigin Lea Klatt aus Großbottwar gab sich bei der Landesprämierung für Destillate und Liköre in Owen ein Stelldichein, um über Prämierungen und Aktuelles aus ihrer Zunft Auskunft zu geben. Unterstützt wurde sie vom Verbandsvorsitzenden Karl Müller und dem Leiter der Prüfungskommission, Dr. Dirk Hofmann.
Karl Müller betonte, dass Prämierungen dazu dienten, stets gute Qualität zu produzieren. Für die Brenner sei diese Rückkopplung enorm wichtig, um hierdurch bei den Obstbränden den Marktanteil halten zu können. Die meisten Kleinbrenner würden im Nebenerwerb ihrer Tätigkeit nachgehen und bundesweit sei die Dichte insbesondere im Südwesten besonders hoch. Unter allen Spirituosen deutschlandweit dominiere jedoch der Wodka mit 40 Prozent Marktanteil, der eigentliche Obstbrand mache nur drei Prozent aus.
Die Prämierung findet alle zwei Jahre statt, dieses Jahr zum 25. Mal. Für den Wettbewerb in Owen wurden von den Mitgliedsbetrieben 1400 Produkte, im Fachjargon „Anstellungen“ genannt, eingereicht - darunter 90 Whiskys und 90 Gins.
Selbstverständlich komme nur qualifiziertes Personal beim Prüfungsmarathon zum Einsatz, so Dirk Hofmann. Er hob hervor, dass deshalb alle Prüfer vor der Veranstaltung gezielt geschult wurden. Neben dem persönlichen Erfahrungsschatz bei den Prüferngibt es Beurteilungskriterien, die subjektiver oder objektiver Natur sind. Bei ersteren dominiere das persönliche Empfinden, während „Vorlaufnoten“ oder unreife Früchte als Messlatte gelten. Die Testung erfolgt an Tischen, jeweils gruppenbezogen bestückt mit Williams-Bränden, Kirschwasser oder roten Likören.
Für Owens Bürgermeisterin Verena Grötzinger war es Ehrensache, beim Gesprächstermin mit Besichtigung dabei zu sein. Offenkundig ist es der Rathauschefin und ihrem Gemeinderat mit zu verdanken, dass die hochkarätige Veranstaltung wieder in Owen stattfinden konnte. Verena Grötzinger betonte, dass die Brennereien durch die Verwendung heimischer Früchte viel zum Erhalt der Kulturlandschaft mit Streuobstwiesen beitragen. Es gelte weiterhin die Devise „Schützen durch Nützen“, selbst wenn auch in Owen die Zahl der Kleinbrennereien leider zurückgegangen sei.
In der Diskussion kam auch der enorme Strukturwandel zur Sprache. Zudem ändere sich das Genussverhalten der Bevölkerung permanent. Junge Leute würden eher von Cocktails oder was „Süffigem“ angesprochen, sodass sich der Verband bereits mit der deutschen Barkeeperunion ausgetauscht habe. „Wir kommen von der Kultur des Obstlers, heute aber muss der Brenner über den Tellerrand hinaus in die Welt schauen und neue Zielgruppen suchen“, weiß die Destillatkönigin. Dirk Hofmann konstatierte, dass immer stärker der „Lifestyle“ das Konsumverhalten präge.
Wegfall des Branntweinmonopols
Seit dem durch die EU verfügten Wegfall des Branntweinmonopols gibt es die „personenbezogene Brennerlaubnis“. Diese gestattet jedem Betrieb ein Produktionsvolumen von 300 Liter reinem Alkohol, berechnet nach Ausbeutesätzen je Frucht. Klaus Fissler von der Geschäftsstelle des Verbands erläuterte, dass diese drei Hektoliter – umgerechnet auf Produkte im Laden mit 40 Prozent Alkoholvolumen – 1500 Halbliterflaschen ergeben. Mit der EU-Rechtsänderung einher ging die Erlaubnis, nun auch Korn brennen zu dürfen. Dies eröffnete den Brennereien neue Chancen, was am boomenden regionalen Whisky-Markt gut sichtbar ist.
Zum Schluss wies Karl Müller noch darauf hin, dass andere Länder wegen niedriger Löhne preiswerter produzieren und deutsche Discounter sogar teils hochwertige Produkte leider verscherbeln würden.