Weilheim · Lenningen · Umland
Präzise Klangbilder sorgen für Wohlklang

Konzert Der Chor und der Kinderchor an der Peterskirche in Weilheim sorgten mit dem „Weihnachtsoratorium“ für außergewöhnliche Klangmomente. Von Rainer Kellmayer

Die Pauke setzt vier markante Töne, Flöten und Oboen trillern erwartungsfroh, dann bricht der Jubel los: Streicher-Tutti, schmetternde Trompeten und ein vielstimmig jauchzender Chor verkünden die Geburt Jesu. Es ist Weihnachten! An der Krone festlicher Musik, Johann Sebastian Bachs „Weihnachtsoratorium“, kommt kein Vokalensemble vorbei. Der Chor und der Kinderchor an der Peterskirche Weilheim nahmen sich dieser herrlichen Musik an: Sie brachten die ersten drei Teile des sechs Kantaten umfassenden Zyklus am Abend des ers­ten Advents in der evangelischen Kirche in Weilheim zur Aufführung.

Dankbare und motivierende Aufgaben waren gestellt. Da waren die feierlich-jubelnden Eröffnungs- und Schlusschöre, die Ariosi, und vor allem die zutiefst berührenden Choräle zu bewältigen. Von Anna-Maria Wilke mit präzisem Dirigat geführt, schwangen sich die Sängerinnen und Sänger zu einer beeindruckenden Leis­tung auf: Sie fanden zur Geschlossenheit und bestachen durch Exaktheit in den schwierigen, von eiligen Koloraturen bestimmten chorischen Aufschwüngen. Zwischen dem fröhlich-optimistischen Eingangschor „Jauchzet, frohlocket“ und dem von hellem Trompetenklang bestimmten Schlusschor der dritten Kantate „Herrscher des Himmels“ traten keinerlei Ermüdungserscheinungen auf. Der Spannungsbogen zog sich durch den ganzen Abend, wobei die recht zügig genommenen Choräle in schlichten, aber bezaubernden Klangbildern erstrahlten. Hilfreich war die hervorragende Akustik des spätgotischen Kirchenraums, die den Klang veredelte und in makelloser Brillanz empor bis auf die Orgel­empore trug.

Barockorchester als Stütze

Eine weitere Stütze der Aufführung war das mit Spezialisten für Alte Musik besetzte Barockorchester, das auf Originalinstrumenten in der zur Barockzeit üblichen tiefen Stimmung musizierte. Von Konzertmeisterin Felicia Graf angeführt musizierten die Instrumentalisten engagiert, schufen transparente Klangbilder und intonierten über weite Strecken sauber. Aus dem Orchester ragten die Holzbläser heraus, die in ihren Solopartien für instrumentalen Wohlklang sorgten.

Ein weiterer Pluspunkt: die Vokalsolisten. Das gut disponierte Quartett überzeugte mit treffendem Stimmeinsatz, wobei die Arien und Duette durch die klare Linienführung Profil gewannen. An erster Stelle ist Bernhard Gärtner zu nennen. Mit tenoraler Klarheit intonierte er den ausgedehnten Part des Evangelisten und sorgte darüber hinaus für einen vokalen Höhepunkt: Die von Hans-Joachim Fuß mit brillanten Flötengirlanden umspielte Arie „Frohe Hirten, eilt“ wurde durch Gärners geläufige Gurgel zu einem Fest der Koloraturkunst.

Der Altpartie verlieh Mareike Benz einen dunkel-samtenen, dramatisch durchwirkten Klang – insbesondere im mit Oboentönen gefärbten „Bereite dich Zion“ und der von einer Solovioline begleiteten Arie „Schließe, mein Herz“. Die Sopranistin Johanna Allevato zeichnete sich – gut abgestimmt mit dem Bassisten Dominik Hoffmann – im herrlichen Duett „Herr, dein Mitleid, dein Erbarmen“ durch helle, strahlend gezogene Klangspuren aus. In der trompetenbegleiteten Bass­arie „Großer Herr, o starker König“ waren die Tücken des Spiels auf der klappenlosen Barocktrompete nicht zu überhören. Ungeachtet dessen gab Hoffmann mit profundem Stimmeinsatz dem Stimmgeflecht Tiefe und klare Kontur.

Das strahlprächtige Finale blieb dem Chor vorbehalten. Als der mit Pauken und Trompeten garnierte Schlusschor verklungen war, dankte nach einer Minute des Schweigens heftig aufbrandender Applaus den Mitwirkenden für die berührende Aufführung des Weihnachtsoratoriums.